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Rede von Viktor Orbán bei der Eröffnung der neuen Dauerausstellung des Museums für Völkerkunde

Guten Tag, meine sehr geehrten Damen und Herren!

Ich dachte, ich würde hier heute viel sehen, auch eine Ausstellung, aber im Vergleich dazu habe ich hier eine Ein-Mann-Armee gesehen, zuerst in der Person des Solotänzers. Wir alle müssen wirklich das Geheimnis dieser Sache verstehen.

Wir waren das letzte Mal im Mai 2022 hier, also vor etwa zweieinhalb Jahren. Damals haben wir das neue Ethnographische Museum, dieses Gebäude, eröffnet. Wenn Sie sich erinnern, war das die Zeit des großen Marsches, wir waren noch nach COVID, nach den Epidemien, vor dem Krieg, vor den Sanktionen und vor der Inflation. Seitdem hat sich die Umsetzung der großen Pläne jedoch verlangsamt, wir haben an Schwung verloren und waren mit der Frage beschäftigt, wie wir aus diesen Problemen herauskommen. Wir sind heute wieder hier versammelt, vielleicht zu einem symbolischen Zeitpunkt, weil wir das Gefühl haben, dass wir langsam beginnen, aus diesen Schwierigkeiten herauszukommen. Natürlich wird es 2025-2026 noch darum gehen, Familien und kleine Unternehmen wieder in Ordnung zu bringen, aber dann können wir uns wieder den großen Dingen zuwenden. Es ist an der Zeit, dass die Konstrukteure ihre Bleistifte wieder anspitzen.

Meine sehr geehrten Damen und Herren!

Als wir vor zweieinhalb Jahren hier waren, hätten sich nur wenige von uns vorstellen können, dass dieses Gebäude nicht nur uns so gut gefallen würde, sondern dass die ganze Welt es für schön halten würde. Wie wir soeben von dem Herrn Generaldirektor erfahren haben, hat das Gebäude des Museums für Völkerkunde seit 2022 nicht weniger als 12 internationale Auszeichnungen erhalten. In der Schweiz, den Niederlanden, China, Singapur, bei den Deutschen, den Italienern, den Franzosen wurde es mehrfach ausgezeichnet und sogar auf der anderen Seite des „Großen Teiches“ schrieb man anerkennend darüber. In der ganzen Welt werden Gebäude mit großem Erfolg gebaut, und das freut jeden, aber das Herz freut sich doppelt, wenn ein großartiges Gebäude das Werk eines Ungarn ist, in diesem Fall von Marcel Ferencz. Ohne ihn würden wir heute nicht hier stehen, wir danken ihm und gratulieren ihm zu den Auszeichnungen!

Meine Damen und Herren!

Die heutige Museumseröffnung ist ein integraler Bestandteil unserer Bemühungen, das gesamte Stadtwäldchen zu erneuern. Wir glauben, dass das Stadtwäldchen nicht nur ein öffentlicher Park ist, sondern auch eine Pilgerstätte der ungarischen Nationalkultur. Der vielleicht größte Meister des ungarischen Wortes, János Arany, war hier ein häufiger Besucher. Er schrieb, dass „der Weg des Stadtwäldchens stinkt wie der Tod, es ist umgeben von verfallenen Palästen, und im Inneren begegnet man an jeder Ecke Bettler, Verbrechen und Elend“. Wie alle Männer des guten Geschmacks störte sich auch Arany daran, in was für einen schäbigen, verfallenen Zustand sein geliebter Park geraten war. Es scheint, dass dieser Park von Schicksalsschlägen heimgesucht wird. Vor zwanzig Jahren befand sich das Stadtwäldchen erneut in einem skandalösen Zustand. Die Hauptstadt war nicht in der Lage oder vielleicht auch nicht gewillt, den Zustand zu verbessern, so dass die Regierung eingreifen musste. Also beschlossen wir, das Stadtwäldchen zu sanieren und zu erneuern. Es ist nicht angemessen für ein Land, das sich ständig, ja sogar spektakulär, entwickelt und stark wird, einen so abgenutzten und ramponierten großen Park zu haben. Also haben wir das Stadtwäldchen Budapest Projekt ins Leben gerufen, das perfekt ist – bis auf den Namen. Warum wir es Projekt nennen, wissen wir nicht, aber vielleicht liegt es daran, dass es eine moderne kulturelle Entwicklung ist, sicherlich eine der bedeutendsten, größten und hochwertigsten in Europa. Das Land wurde durch kulturelle Bauten in einem Ausmaß bereichert, wie man es seit der Jahrtausendwende nicht mehr gesehen hat. Wir haben es geplant, wir haben es gemacht, und wir haben es zu einem Erfolg gemacht. Wir sollten uns daran erinnern, dass wir es bei Gegenwind getan haben. Aber das haben wir jetzt schon hinter uns, lassen Sie uns das nicht jetzt wiederkäuen, sondern an anderer Stelle. Halten wir aber soviel fest, dass es sich angesichts der Zusammensetzung der neuen Budapester Stadtversammlung nicht gelohnt hat, dass es ein schlechtes Geschäft war, gegen die Regierung zu kämpfen, anstatt sich um die Angelegenheiten der Stadt zu kümmern.

Meine sehr geehrten Damen und Herren!

Die gute Sache hat endlich gesiegt, und mit ihr hat ganz Ungarn gesiegt. Die Erneuerung des Stadtwäldchens schreitet mit großem Schwung voran. Jetzt ist hier im Museum für Völkerkunde eine neue Dauerausstellung entstanden. Das feiern wir heute. Jetzt kann nicht nur das Äußere, sondern auch das Innere gewürdigt werden. Ab heute kann das Gebäude des Museums für Völkerkunde mit dieser Dauerausstellung endlich seine Bestimmung erfüllen. Es bietet einen Platz für die materiellen Relikte der ungarischen Volkskultur. Die Prophezeiung von Ferenc Sebő, dem großen, prophetischen Volksmusikforscher unserer Generation, dem Vater der ungarischen Tanzhausbewegung, bleibt vielen von uns in Erinnerung: „Die Tradition muss nicht gepflegt werden, denn sie ist nicht krank, man muss sie auch nicht hüten, denn sie ist kein Gefangener, unsere Traditionen können nur erhalten bleiben, wenn wir sie leben.“ Ich denke, dass es in der gegenwärtigen Situation in Europa keine Übertreibung ist, dem den Gedanken hinzuzufügen, dass wir Ungarn nur überleben können, wenn wir unsere Kultur und unsere Traditionen leben.

Die Welt befindet sich in einem enormen Wandel. Technologische Innovationen stellen unser Leben auf den Kopf. Jeden Tag brechen Millionen von Menschen auf, um für sich eine neue Heimat zu finden. Umwälzungen und Krieg. Auch in unserer Nachbarschaft herrscht ein blutiger Krieg. Alles ist im Wandel. Und der Wandel ist eine Herausforderung auch für uns Ungarn. Zunächst einmal müssen wir entscheiden, welche Veränderungen gut für uns sind und deshalb unterstützt werden müssen und welche uns schaden und deshalb wir ihnen widerstehen müssen. Wir müssen abwägen. Wir müssen abwägen, und dazu brauchen wir einen stabilen, archimedischen Punkt. Der archimedische Punkt des ungarischen Lebens und der ungarischen Zukunft ist die ungarische Kultur, einschließlich der materiellen Kultur. Unsere Gegenstände sagen uns, was für Menschen wir sind. Wenn wir uns die Gegenstände der Ungarn aus alten Zeiten ansehen, sehen wir eine wunderbare Welt. Rasierspiegel von Männern der alten Zeit, mit kämpfenden Betyáren auf der Rückseite, die den ewigen Kampf des Lebens zeigen. Hauben der Frauen aus alten Zeiten mit Blumenmotiven, die die Vergänglichkeit und Kontinuität symbolisieren. Tulpenkisten von Jungfrauen aus alten Zeiten, wobei die Tulpe auf der Kiste die Frau und das umgedrehte Herz den Mann darstellt. So ist die Ehe: die Mutter ist eine Frau und der Vater ist ein Mann. Gegenstände einer gesunden ungarischen Welt, in der die Dinge noch ihren natürlichen Platz haben.

Sehr geehrte Damen und Herren! Liebe Freunde!

Wenn eine Nation ihre Volkskultur verliert, verliert sie die Fähigkeit zu beurteilen, was richtig und was falsch ist. Sie wird verwirrt, sie weiß nicht, was ihr schadet und was ihr nützt. Und dann kommen die verworrenen Ideen, die auf den Kopf gestellten Wahrheiten, die absurden Überlegungen, dass zum Beispiel die Familie nicht eine Lebensgemeinschaft von einem Mann und einer Frau ist, sondern eine unendliche Vielfalt von ideenähnlichen Konfigurationen. Dass Vielfalt einen Wert hat, auch wenn sie zu Verbrechen und Terror führt. Oder dass wir, um in Frieden zu leben, deshalb einen aussichtslosen Krieg führen müssen. Ich könnte die Liste der lästigen und kranken Ideen noch lange fortsetzen. Ich hatte das Glück, diese Woche in Straßburg zu debattieren, und glauben Sie mir, die Lage ist ernst. Danken wir dem lieben Gott, dass bei uns die Dinge noch an ihrem Platz sind, dass wir noch einen funktionierenden gesunden Menschenverstand haben und dass wir noch die Ordnung haben, die heute aus der Volkskultur in unser Leben hinübersickert.

Meine sehr geehrten Damen und Herren!

Heute stärken wir die Ordnung, die dieses Ungarntum bewahrt. Hier ist ein weiterer Außenposten. In einem Museum von Weltrang haben wir eine Ausstellung von Weltrang eröffnet. Dank dafür!

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