Zsolt Törőcsik: Papst Franziskus ist am Osterfest, dem Fest der Auferstehung, im 89. Jahr seines Lebens gestorben. Das katholische Kirchenoberhaupt besuchte Ungarn zweimal und traf sich einmal mit der ungarischen Gemeinde im Sattel von Csíksomlyó. Auch Ministerpräsident Viktor Orbán, den ich im Studio begrüße, war schon mehrmals bei einer Audienz bei ihm. Guten Morgen!
Guten Morgen!
Es ist noch nicht lange her, dass Papst Franziskus gestorben ist, aber wie sehen Sie das wichtigste Vermächtnis, das er der Welt und dem Christentum hinterlassen hat?
In Zeiten des Krieges ist das größte Vermächtnis, das die kriegführenden Parteien und die gesamte europäische, westliche und sogar menschliche Zivilisation erhalten können, der Frieden selbst. Ich glaube, dass der Heilige Vater ein Vermächtnis des Friedens hat: Er war ein Mann des Friedens. In unserer Vorstellung bedeutet das, dass er ein sanftmütiger Mensch war, das ist auch wahr, aber es gab noch eine andere Seite seiner Persönlichkeit. Diese zeigte sich vielleicht weniger oft nach außen hin. Ich meine, dass er ein Mann von unerschütterlichem Mut war, denn in den letzten drei Jahren für den Frieden einzutreten, bedeutete tägliche Angriffe, Stigmatisierung und Verleumdung. Und auch der Heilige Vater stand in den letzten drei Jahren unter ständigem Beschuss durch das Propagandanetzwerk der Kriegsbefürworter, das ein großes internationales Netzwerk ist, zu dem auch die ungarischen Beine gehören, und das versuchte, ihn dazu zu bringen, seine friedensfreundliche Haltung aufzugeben. Und das hat er nicht getan. Das ist an sich schon ein persönlicher Mut, aber für uns Ungarn war es besonders wichtig, denn in den letzten drei Jahren, bis zum Sieg von Herrn Präsident Donald Trump, haben sich nur zwei von uns in der gesamten westlichen Welt konsequent für den Frieden eingesetzt: Ungarn und der Vatikan. Und wenn man allein ist, und wir waren im Europäischen Rat immer allein und haben im Verhältnis 26 zu 1 für den Frieden gekämpft, dann wird jede Freundschaft und Unterstützung wichtiger. So haben auch die Freundschaft und Unterstützung des Papstes – der Ungarn immer wieder aufgefordert hat, mutig für den Frieden einzutreten – an Bedeutung gewonnen, und da es sich hier ja doch um den Stellvertreter des Heiligen Petrus auf Erden handelt, hat seine Unterstützung der Sache der Gerechtigkeit und des Friedens, also der Sache, die auch wir Ungarn vertreten, ein übernatürliches Gewicht verliehen.
Was die Beziehungen zwischen Ungarn und dem Papst betrifft, so ist es äußerst selten, dass ein katholisches Kirchenoberhaupt dasselbe Land zweimal besucht, und dies ist in Ungarn geschehen, wo er zweimal zu Gast war. Was könnte der Grund dafür sein? Was könnte der Grund dafür sein, dass Ungarn in seinen Augen ein so besonderer Ort war?
Mit der gebotenen Vorsicht, aber ich würde sagen, dass er die Ungarn dreimal besucht hat, zweimal in Klein-Ungarn und einmal in Csíksomlyó. Dass der Heilige Vater innerhalb weniger Jahre dreimal mit einer nationalen Gemeinschaft zusammentrifft, ist meines Erachtens wirklich beispiellos. Abgesehen von der Sache des Friedens, die offensichtlich eine Rolle gespielt hat, ist es die Wahrheit, dass dies auch ein persönliches Motiv gewesen sein kann. Daraus hat er keinen Hehl gemacht. Er war Argentinier, er kam von dort nach Rom und arbeitete mit ungarischen Nonnen und ungarischen Gläubigen zusammen, er kannte also die Ungarn und gehörte zu denen, die beschlossen, dass die Ungarn gute Menschen sind, anständige Menschen, und diese Erfahrung hat er offensichtlich gemacht, und deshalb mochte er uns. Er hat zum Beispiel gerne ungarische Sätze gesagt, er kannte einige ungarische Sätze, einfache Sätze wie die des Dankens und des Grüßens, und er hat sie gerne benutzt. Und als ich ihn traf, spürte ich auch, dass es natürlich eine christliche Gemeinschaft gibt, die uns verbindet, eine Gemeinschaft des Glaubens, aber darüber hinaus gibt es noch eine andere Art von Sympathie, eine nationale Sympathie: ein argentinischer Mann, der die Ungarn mochte.
Viele Experten sagen ja, dass es müßig ist, über seinen Nachfolger zu spekulieren, und vielleicht ist es in dieser Zeit der Trauer nicht angebracht, aber es ist eine wichtige Frage, welche Herausforderungen auf seinen Nachfolger warten, sowohl in Bezug auf die Situation der Christenheit als auch in Bezug auf die Weltpolitik. Denn, wie Sie sagten, war Papst Franziskus auch in letzterem Bereich sehr aktiv.
Ich denke, dass es aus ungarischer Sicht sehr wichtig ist, wie der Heilige Stuhl seine internationalen Beziehungen und seine Politik fortsetzt, wer der nächste Heilige Vater sein wird und wie er sich zu Ungarn verhalten wird. Das ist aus dem Grund wichtig, weil die katholische Kirche in Ungarn, die ungarische katholische Kirche, eine äußerst wichtige Rolle im Leben der ungarischen Gesellschaft spielt. Es gibt nur wenige Kirchen, die wie die ungarische katholische Kirche eine so große und unersetzliche Rolle in der Organisation des Lebens der ungarischen Gemeinschaft, d. h. der Ungarn, spielen wie sie. Viele Schulen, Kindergärten, Berufsbildungseinrichtungen, eine große Universität, Altenpflege, Betreuung von Bedürftigen und ein starkes Engagement für die Integration der Roma durch den Malteserhilfsdienst. Ohne die ungarische katholische Kirche wäre das gesellschaftliche Leben in Ungarn heute also nur schwer vorstellbar, nicht nur in Bezug auf den Glauben, sondern überhaupt, auch in Bezug auf den Aufbau und die Aufrechterhaltung des sozialen Gefüges der Gesellschaft, die Solidarität, den Umgang mit den Gefallenen und die Bereitstellung von geistigem Beistand und Trost – das Land könnte ohne die ungarische katholische Kirche nicht auskommen. Das ist die Situation. Und das ist eine Weltkirche mit ihrem Hauptsitz in Rom. Ich denke also, dass es einen Zusammenhang gibt zwischen den zukünftigen Beziehungen der ungarischen katholischen Kirche zu Rom, der Unterstützung, die sie von Rom erhalten wird, und der wertvollen Arbeit, die sie für die ungarische Gemeinschaft leisten kann. Auch ich bin gespannt, was passieren wird, auch wenn jetzt vielleicht nicht die Zeit für Aufgeregtheit ist, denn wir leben in Tagen der Trauer, und das vorherrschende Gefühl ist immer noch das der Trauer, des Schmerzes ob des Verlustes, aber das Leben wird zweifellos weitergehen, und die Führung des Heiligen Stuhls wird von denen übernommen werden müssen, die dazu berufen sind, und ihre Entscheidung wird Auswirkungen auf Ungarn haben.
Sie erwähnten die Friedensbemühungen von Papst Franziskus und dass sich die Nachrichten über den Krieg zwischen Russland und der Ukraine von Tag zu Tag ändern. An einem Tag hören wir von Fortschritten bei den Verhandlungen, am nächsten Tag von schweren Raketenangriffen, und inzwischen hat eine der Europäischen Kommission nahestehende Organisation, das European Policy Center, in einer aktuellen Analyse geschrieben, dass noch vor dem Sommer Truppen in die Ukraine geschickt werden sollten. Der Kreml sagt jedoch, dass dies äußerst gefährlich wäre. Wie weit können die Europäische Union oder Europa bei der Unterstützung der Ukraine gehen, und welche Risiken gehen sie damit ein?
Es wäre gut, dem, also der Kriegspsychose in Europa ein Ende zu setzen. Ich hatte auf einen schnelleren Prozess gehofft. Ich hatte also gehofft, dass der Moment früher kommen würde, in dem die Europäer erkennen würden, dass es ohne die Vereinigten Staaten keinen Sinn hat, die Ukraine zu unterstützen. Ohne die Vereinigten Staaten hat die Ukraine keine Chance, auch nur ihre verbliebenen Positionen zu halten, geschweige denn auch nur irgendetwas zurückzugewinnen. Ich dachte, es wird klar, dass es ohne die Vereinigten Staaten keine militärische Perspektive gibt, der die europäischen Politiker folgen können. Ich dachte ganz einfach, der US-Präsident würde kommen und alle würden erkennen, dass wir nur eine Option und eine Aufgabe haben: die Friedensbemühungen des US-Präsidenten zu unterstützen. Das ist aber nicht der Fall. 25 der 27 Länder der Europäischen Union, weil die Slowaken und wir auf der Seite des Friedens und der amerikanischen Friedensbemühungen stehen, stehen auf der Seite der Amerikaner, und die anderen beschließen, den Krieg fortzusetzen und sogar die Kriegshilfe zu erhöhen. Kürzlich hat das Europäische Parlament, einschließlich der ungarischen Oppositionsparteien im Europäischen Parlament, beschlossen, dass neue, ernsthafte Militärhilfe in Höhe von mehreren Milliarden an die Ukraine geschickt werden soll, und sie fordern alle Staaten auf, sich mit 45 Milliarden Forint zu beteiligen, auch Ungarn, sagt die ungarische Opposition in Brüssel. Es gibt also offensichtlich eine ernsthafte Kriegspsychose, die nicht die Amerikaner unterstützen will, sondern eine eigenständige europäische Kriegsstrategie verfolgen will. Ich denke, das ist hoffnungslos! Ich denke also, dass dies erstens ein Führungsfehler ist, und zweitens ist es keine tragfähige Idee, und es ist nur eine Frage der Zeit, und sie müssen in die Straße einbiegen, in die die Amerikaner, die Slowaken, die Ungarn, der Heilige Stuhl gehen, und die den Frieden erreichen will.
Gleichzeitig stellt sich die Frage nach dem Beitritt der Ukraine zur EU. Diese Woche sagte die Kommissarin für Erweiterung, dass eine weitere Erweiterungswelle bis 2030 sehr realistisch sei, mit der Ukraine und Moldawien an der Spitze, aber viele Menschen hier zu Hause sagen, dass es möglicherweise zwei Jahrzehnte dauern wird, bevor die Ukraine realistisch beitreten kann. Wie stark ist Ihrer Ansicht nach die Entschlossenheit der EU, Kiew bis 2030 als Mitglied aufzunehmen?
Wann die Ukraine Mitglied der EU wird, hängt auch von uns Ungarn ab, und wir sind nicht sehr erpicht darauf, dazu ja zu sagen. Die EU hat eine Entscheidung getroffen. Die Kommissionspräsidentin hat vor der gesamten europäischen Öffentlichkeit in einer öffentlichen Plenarsitzung des Europäischen Parlaments verkündet, dass die Ukraine bis 2030 in die EU aufgenommen werden soll. Der Befehl wurde erteilt, und wenn Sie die internationale Politik oder einfach die ungarische Politik verfolgen, werden Sie feststellen, dass der Befehl in ganz Europa ergangen ist; alle Parteien in Europa, die die Kommission unterstützen, sprechen heute mit derselben Stimme, von den Niederlanden bis Ungarn, dass die Ukraine in die Europäische Union aufgenommen werden muss und dass das von der Präsidentin gesetzte Datum 2030 eingehalten werden muss. Die ungarische Regierung ist dagegen. Die ungarische Opposition, denn die ungarische Opposition hat eine Abstimmung darüber organisiert, und ich muss sagen im Grunde auf eine faire Weise, war die einzige Partei, die in Europa auf Seite der Macht ist, die einzige Partei, die auf Seite der Brüsseler Macht ist, die ungarische, die ihre eigenen Anhänger gefragt hat, was sie von einem Beitritt der Ukraine halten. Und etwa fünfzig Prozent von ihnen sagten Ja – das ist also eine lebendige Debatte nicht nur in Europa, sondern auch hier in Ungarn gibt es zwei markant unterschiedliche Positionen. Die eine Seite sagt, dass die Ukraine bis 2030 aufgenommen werden sollte, wie es die Kommissionspräsidentin befohlen hat, und es gibt eine andere Position, vertreten durch die nationale Seite, die nationale Regierung, die nationale Gemeinschaft dieses Landes, die sagt, dass Ungarn wichtiger ist als die Ukraine. Eine schnelle Aufnahme der Ukraine würde Ungarn zerstören, es würde für uns den wirtschaftlichen Bankrott bedeuten, und es würde auch andere Gefahren mit sich bringen, zum Beispiel würden wir den Krieg hier mit der Ukraine in die Europäische Union aufnehmen, die als Friedensbündnis geschaffen wurde. Also sollten wir das nicht tun! Sagen wir Nein zu einem Beitritt der Ukraine zur Europäischen Union! Dies ist eine lebendige, reale Debatte in ganz Europa, und es ist eine Debatte zwischen klar erkennbar getrennten, gegensätzlichen Parteien, und ich denke, es ist eine vernünftige Debatte auch hier in Ungarn.
Der Anführer der Oppositionspartei Tisza sagt als Antwort darauf, als Antwort auf ihre eigene Befragung, dass er, wenn alle Bedingungen und das geplante Datum für den Beitritt der Ukraine bekannt sind, ein rechtlich verbindliches Referendum zu dieser Frage einberufen würde. Welche Begründung gibt es für die Regierung, die Menschen jetzt in dieser Frage zu befragen und sie in Form einer meinungsäußernden Abstimmung zu befragen?
Die Frist ist 2030, es gibt also kein „dann”, sondern es gibt 2030, die Kommissionspräsidentin hat dies angekündigt, und am Ende kann es nicht mehr aufgehalten werden. Wenn also jemand glaubt, dass, wenn 26 Länder sich bereits verpflichtet haben und die Verhandlungen stattgefunden haben und alles bereit ist und nur noch eine Unterschrift fehlt, dass Ungarn allein in der Lage sein wird, es ganz am Ende zu stoppen, dann habe ich meine Zweifel. Ich sage nicht, dass es unmöglich ist, aber es ist sehr schwierig. Deshalb ist es besser, von Anfang an reinen Tisch zu machen und nicht zuzulassen, dass die Dinge ein Stadium erreichen, in dem ganz Europa auf unserem Brustkorb stehen und verlangen wird, dass Ungarn Ja sagen soll. Entweder wir stoppen diesen Prozess jetzt oder wir können ihn später nicht mehr stoppen.
Natürlich ist die Ukraine in Bezug auf den Krieg in einer besonderen Lage im Vergleich zu den anderen Ländern, die beitreten wollen, aber seit Ungarn Mitglied der Europäischen Union ist, sind bereits drei Länder beigetreten, nämlich Rumänien, Bulgarien und Kroatien, und Ungarn hat sie alle unterstützt. Wenn wir nicht über den Krieg sprechen, was sind dann die anderen Gründe, warum die Regierung diesen Beitritt, d. h. den Beitritt der Ukraine, nicht unterstützt?
Vielleicht sollten wir uns einen geeigneten Hochsitz wählen, von dem aus wir die ganze Angelegenheit beurteilen können. Warum pflegen wir neue Mitgliedstaaten in die Europäische Union aufzunehmen? Wir pflegen sie aufzunehmen, weil es von Vorteil für uns ist, die wir bereits Mitglied sind. Auch wir wurden nicht um unserer zwei schöner Augen willen aufgenommen. Die Westler haben sich für die Aufnahme von Ungarn, Polen, der Tschechischen Republik und der Slowakei entschieden, weil es von Vorteil für sie war. Sie wollten nicht uns Gutes tun. Sie mögen solche Dinge gesagt haben, aber wir sind aus dem Alter der Märchen herausgewachsen, wir sind also darüber hinaus. Sie haben uns also aufgenommen, weil es in ihrem Interesse lag, weil es gut für sie war. Wenn wir die Ukraine an Bord nehmen würden und damit gut bedient wären, dann würde ich gerne ja sagen. Aber ich bin sicher, dass wir uns selbst einen schlechten Dienst erweisen, wenn wir die Ukraine aufnehmen. Und warum sollten wir uns einen schlechten Dienst erweisen, wenn wir uns auch einen guten Dienst erweisen oder zumindest das verteidigen könnten, was wir bisher erreicht haben? Zum Beispiel – und das ist vielleicht das wichtigste Argument – fällt es mir schwer zu verstehen, wie wir die Arbeitsplätze der Ungarn schützen wollen, wenn die Ukraine Mitglied der Europäischen Union ist und die Arbeitskräfte auf dem Gebiet der Europäischen Union frei fließen? Denn die Löhne werden hier niedergedrückt werden, und es werden so viele Gastarbeiter kommen, und zwar nicht einmal Gastarbeiter, sondern Arbeitnehmer mit Freizügigkeit innerhalb der EU, dass es vor Ort für die Menschen schwer sein wird, ihre eigenen Arbeitsplätze zu schützen, um nur das offensichtlichste anzusprechen. Die größte Errungenschaft der letzten fünfzehn Jahre ist, dass in Ungarn Vollbeschäftigung herrscht. Das kann in einem Augenblick, in ein oder zwei Jahren, verschwinden. Und dann sind da noch die Folgen für die Landwirtschaft. Es handelt sich um ein so großes Land mit einer so großen landwirtschaftlichen Fläche, dass es die finanzielle Basis der europäischen Agrarwirtschaft völlig neu ordnen würde. Für die ungarischen Landwirte bliebe mit Sicherheit kein Geld übrig, und aus der Ukraine kämen riesige Mengen minderwertiger Waren, was die Preise drücken würde. Ich erinnere daran, dass, als wir nur ukrainische Produkte durchließen, dieses und jenes „vom Lkw fiel”, irgendwie hier blieb und die ungarischen Getreidebauern in eine sehr schwierige Lage brachte. Die Situation ist also die folgende: Die ungarische Landwirtschaft würde also um eine Größenordnung schrumpfen, und viele Hunderttausende von Familien, die von der Landwirtschaft, der Viehzucht und sogar einige von der Lebensmittelindustrie leben, würden in eine sehr schwierige Lage geraten. Und dann sind da noch die unmittelbaren finanziellen Fragen. Die Ukraine ist ein so großes Land, dass alle Mittel aus dem Haushalt der Europäischen Union, die zur Unterstützung weniger entwickelter Länder verwendet werden können und aus denen auch Ungarn Mittel erhält, in die Ukraine fließen würden. Wir würden sogar zu Beitragszahlern werden, denn dann würde das durchschnittliche Entwicklungsniveau in der EU sinken, und wir wären nicht mehr förderungsberechtigt, sondern würden zu Beitragszahlern werden, und nicht nur die EU-Gelder würden an die Ukraine gehen, sondern auch die ungarischen Zahlungen, die an Brüssel gehen würden, würden eine Kurve nehmend an die Ukraine gehen, und auch wir würden die Mitgliedschaft der Ukraine in der Europäischen Union finanzieren. Ich glaube nicht, dass dies in unserem Interesse ist, und Ungarn hat das Recht, für seine eigenen Interessen einzutreten.
In diesem Zusammenhang haben Sie vor kurzem gesagt, wenn die Ukraine Mitglied der EU wird, gibt es keine EU-Gelder, die nach Ungarn fließen könnten. Die Debatte über EU-Gelder hat sich übrigens in den letzten Wochen verschärft, nachdem Kinga Kollár, Europaabgeordnete der Tisza-Partei, gesagt hat, dass die sich verschlechternde Lebensqualität der Ungarn die Opposition stärkt. Sie sagten, dass die Abgeordneten der Tisza-Partei für Millionen von Euro arbeiten, um Ungarn erfolglos zu machen. Kinga Kollár sagte jedoch, dass sie vor zehn Monaten damit begonnen haben, dafür zu sorgen, dass die EU-Gelder in Ungarn ankommen, direkt bei den Menschen, und dass jede gegenteilige Behauptung eine Lüge ist. Wer ist schuld daran, dass diese Gelder nicht in Ungarn ankommen?
Lassen Sie uns damit beginnen, dass wir in der Tat einen weiteren Namen kennen gelernt haben. Wir haben ja bisher kaum die Namen der Mitglieder der Tisza-Partei gekannt. Jetzt haben wir eine Dame namens Kinga Kollár kennengelernt, die, sagen wir es so, mit Gyurcsányscher Unverfrorenheit dem ungarischen Volk gesagt hat, dass sie, und nicht nur sie, sondern auch ihre Parteikollegen in Brüssel, jeden Tag daran arbeiten, dass Ungarn die ihm zustehenden Mittel nicht erhält, und sie hat es in seiner eigenen Stimme, für alle sichtbar und hörbar, als großen Erfolg gefeiert, dass sie die Renovierung von 50 Krankenhäusern verhindert hat, dass sie die Verbesserung der öffentlichen Dienstleistungen verhindert hat, und dass sie sich dafür nicht schämt, sondern stolz darauf ist. Was bedeutet das nun? Es bedeutet, dass, sagen wir, Sie morgens aufstehen, aber es gibt viele Millionen von uns in Ungarn, sicher 4 Millionen 700 Tausend Menschen, wir stehen morgens auf und gehen zur Arbeit, damit wir selbst und unser Land erfolgreich sein können, damit wir bestimmte Ziele erreichen können. Zum Beispiel, um gute Krankenhäuser zu haben, zum Beispiel, um die Qualität der öffentlichen Dienstleistungen zu verbessern, und wir setzen uns eine Reihe von anderen wichtigen Zielen, die wir durch unsere eigene Arbeit erreichen wollen. Wir arbeiten dafür, wir arbeiten für Ungarn, wir arbeiten für uns selbst, wir arbeiten für unsere Familien und wir arbeiten für Ungarn. Es gibt 4 Millionen 700 Tausend Menschen, aber es gibt ein paar Dutzend Menschen in Brüssel, die genau wie wir morgens aufstehen, zur Arbeit nach Brüssel gehen und daran arbeiten, dass uns das alles nicht gelingt. Nicht für die Regierung, es geht nicht um die Regierung, sondern für die ungarischen Menschen. Damit 50 Krankenhäuser nicht renoviert werden, damit die Qualität der öffentlichen Dienstleistungen nicht steigen kann. Na, darum geht es hier. Ich denke, das ist inakzeptabel! Eigentlich müsste ich starke Worte verwenden, die das Mikrofon nicht aushalten würde, um dies zu qualifizieren, und selbst dann würde ich vielleicht den moralischen Gehalt dieser Sache unterschätzen. Es ist also ein Ding der Unmöglichkeit! Und dafür werden sie, ja, entschuldigen Sie, und dafür werden sie bezahlt! Sie schaden also Ungarn nicht in Form von „gemeinnütziger” Arbeit, sondern sie bekommen auch noch ein ordentliches Gehalt aus Brüssel, 7-8-9 Millionen Forint im Monat. Und für dieses Geld machen sie den Job, Ungarn zu einem Misserfolg zu machen, den Lebensstandard der Ungarn zu senken. Was nun das Geld betrifft. Ungarn steht Geld zu. Diese Gelder müssen beschafft werden. Einen Teil dieser Gelder ist es bereits gelungen, zu beschaffen. Dies sind ernsthafte politische Kämpfe. Es ist uns gelungen, 13 Milliarden Euro zu beschaffen, und deshalb konnten wir ja zum Beispiel die Gehälter der Lehrer aus dem ungarischen Haushalt und aus EU-Mitteln spürbar anheben, und jetzt nähert sich ihr Durchschnittsgehalt langsam der Marke von 700-800 Tausend Forint, und wir können es weiter erhöhen. Wir haben also bereits 13 Milliarden Euro beschafft, und das ist es, was in die ungarische Wirtschaft fließt, und in diesem Jahr werden wieder mindestens tausend Milliarden Forint von dort kommen, so wie im letzten Jahr und auch wieder im Jahr 2026. Aber es gibt immer noch etwa zehn Milliarden Euro, die auf Eis gelegt wurden und die beschafft werden müssen. Ich kämpfe dafür, dass Brüssel dafür keinerlei Bedingungen stellen können soll, denn das ist Geld, das den Ungarn zusteht. Natürlich sagt Brüssel, wenn du die Migranten hereinlässt, den Kinderschutz aufgibst und von der Friedens- zur Kriegsbefürwortung wechselst und dich in die Schlange einreihst, dann könntest du dieses Geld leicht bekommen. Aber ich sage, nicht zu diesem Preis, lasst uns lieber dafür kämpfen. Wir werden dieses Geld so oder so bekommen, wir werden dieses Geld nach Hause bringen. Ungarn hat die Entscheidungsbefugnisse, die die Europäische Union braucht, und sie kann nicht ohne uns auskommen, also werden wir hier zu einer Einigung kommen, so wie wir es bei den ersten 13 Milliarden Euro getan haben, aber es wird Zeit brauchen und es wird Kampf erfordern, und ganz sicher kein Strecken der Waffen und keine Kapitulation. Wenn jemand dieses Geld nach Hause bringt, indem er die Forderungen Brüssels erfüllt, dann macht er Ungarn faktisch zu einer Brüsseler Kolonie. Und wir werden keine Kolonie sein. Wir werden also dieses Geld nach Hause bringen, indem wir dabei die Unabhängigkeit Ungarns bewahren.
Aber was sind die Gründe für das Verhalten der Tisza-Partei in dieser Richtung, die wir beobachten?
Es ist vielleicht nicht meine Aufgabe, dies zu entschlüsseln, aber man muss kein Atomwissenschaftler sein, um dies zu tun. Es gibt eine Vereinbarung, und sie verbergen sie nicht. Manfred Weber ist der Vorsitzende der Europäischen Volkspartei, der Vorsitzende der stärksten Partei in Europa. Ich kann mit ein wenig Übertreibung sagen, dass er der Passatwind in den Segeln der Politik des Europäischen Parlaments ist, und sie haben eine Vereinbarung getroffen, sie haben die Tisza-Partei aufgenommen, und die Tisza-Partei erhält Unterstützung von der Europäischen Volkspartei, zum Beispiel durch die Aussetzung der Ungarn zustehenden Gelder, durch die Senkung des Lebensstandards der Ungarn und sie helfen der Tisza-Partei an die Macht zu kommen, und im Gegenzug wird die Tisza-Partei ausführen, was Brüssel verlangt. Ungarn wird nicht mehr migrationsfrei sein, weil die Migranten ins Land gelassen werden. Es wird in Ungarn keinen Kinderschutz mehr geben, weil LGBTQ auf die Menschen losgelassen wird. Und Ungarn wird nicht mehr friedensfreundlich sein, weil wir uns in die Schlange der Unterstützer der Militäraktion in der Ukraine einreihen werden. Das ist die Erwartung Brüssels, und – da die Tisza-Partei dies in ihr Programm aufgenommen hat, weil es bereits Teil ihres Programms ist – sie unterstützen den schnellen Beitritt der Ukraine zur Europäischen Union. Schluss, aus. Ungarn wird für lange Zeit aufhören, als unabhängiger Staat zu existieren. Und jeder, der die ungarische Geschichte kennt, weiß genau, dass es das Einmaleins der ungarischen Politik ist, dass man, wenn man unabhängig ist, erfolgreich sein kann, es ist nicht sicher, dass man das sein wird, man muss gut arbeiten, aber man kann erfolgreich sein, und wenn man nicht unabhängig ist, wird man sicher nicht erfolgreich sein. Wenn du unabhängig bist, hast du die Chance, in Wohlstand zu leben, wenn du deine Unabhängigkeit verlierst, wirst du ein armes und ausgeplündertes Land sein, du wirst von denen, die sich sonst als deine Freunde bezeichnen, in die Reihen der Kolonien zurückgedrängt werden. Das ist die Lehre aus der ungarischen Geschichte. Ich denke, die Ungarn haben das verstanden.
Lassen Sie uns kurz über eine weitere Wirtschaftsnachricht sprechen. Das lange Osterwochenende liegt hinter uns, mit 29 Prozent mehr Gästen in den heimischen Hotels als im letzten Jahr. Was sagen diese Zahlen über die Situation und die Aussichten des heimischen Tourismus aus?
Es gibt zwei Möglichkeiten, diese Wirtschaftszahlen zu betrachten. Die eine ist, wie viele Menschen – also Ungarn – das Geld hatten, um Ostern mit ihren Familien in irgendeiner Art von Gastronomiebetrieb oder Dienstleistung zu verbringen. Auch das ist spannend. Ich betrachte es von der anderen Seite. So verdienen viele ungarische Familien ihren Lebensunterhalt mit dem Betreiben von Unterkünften und Restaurants, es ist also mit dem Tourismus verbunden, es ist Teil des Tourismus. Und es gibt etwa 400.000 Ungarn, die davon leben. Wenn wir also davon sprechen, dass es dem Tourismus gut geht, dann sprechen wir über einen mächtigen Sektor der ungarischen Wirtschaft, in dem 400.000 Menschen ihren Lebensunterhalt verdienen und dem es gut geht. Diese Menschen, die ihren Lebensunterhalt damit verdienen, die ihr Leben darauf gesetzt haben, die dieses Geschäft aufgebaut haben, die als Angestellte dazugekommen sind, diese Menschen verdienen ihren sicheren Lebensunterhalt mit dem Tourismus. Ich sage immer, das Wichtigste ist, dass jeder eine Arbeit hat. Wenn es Arbeit gibt, dann gibt es alles. In Ungarn arbeiten 4 Millionen 700 Tausend Menschen, und 400 Tausend von ihnen leben vom Tourismus. Wenn es dem Tourismus gut geht, geht es auch ihnen gut.
Ich habe Ministerpräsident Viktor Orbán über das Vermächtnis von Papst Franziskus, die Mitgliedschaft der Ukraine in der EU und auch die meinungsäußernde Abstimmung zu diesem Thema befragt.