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Viktor Orbáns Interview in der Sendung „Guten Morgen, Ungarn“ von Radio Kossuth

Zsolt Törőcsik: In drei Tagen wird Donald Trump in sein Amt eingeführt. Der designierte US-Präsident verspricht große Veränderungen sowohl in der Innen- als auch in der Außenpolitik, und auch Ungarn sieht seiner Amtseinführung mit großer Spannung entgegen, da sie sich auf die ungarisch-amerikanischen Beziehungen auswirken könnte, die sich in letzter Zeit auf einem Tiefpunkt befanden. Was sind die Erwartungen der Regierung an Donald Trump? Auch dazu werde ich Ministerpräsident Viktor Orbán in den nächsten Minuten befragen. Guten Morgen!

Guten Morgen!

Wir sehen, dass es auf der ganzen Welt eine Art Erwartungshaltung bezüglich der Präsidentschaft gibt, und es scheint so zu sein, dass, mit einem positiven oder negativen Vorzeichen, aber jeder seine nächsten Schritte auf der Grundlage dieser neuen Situation bestimmt. Was wird der größte Unterschied zwischen der scheidenden Biden- und der neuen Trump-Administration sein?

Alles. Alles wird sich ändern. Heute ist Freitag, aber ab Montag, da ist die Amtseinführung, also wird ab Dienstagmorgen eine andere Sonne über der westlichen Welt aufgehen. Es wird das Ende von vier Jahren bitterer, schwieriger und schmerzhafter Misserfolge sein, von vier Jahren demokratischer Regierungsführung. Es hat bereits schlecht angefangen. Schließlich wurde Donald Trump die Präsidentschaft auf betrügerische Weise entzogen, so dass 2020, wenn es keinen Betrug gegeben hätte, was in einer westlichen Demokratie doch beispiellos ist oder zumindest sein sollte, Donald Trump Präsident geblieben wäre, und es hätte keinen ukrainisch-russischen Krieg gegeben, um nur auf einen einzigen wichtigen Unterschied aufmerksam zu machen. Aber nachdem sie die gewonnene Wahl dem Präsidenten durch Betrug aus den Händen genommen hatten, kam eine demokratische Regierung ins Amt. Eine demokratische Regierung unterscheidet sich immer von einer republikanischen, nicht nur inhaltlich, sondern auch in der Methodik. Die Republikaner stehen auf nationaler Grundlage, und die Demokraten sind Globalisten. Und sie verfolgen ihre Interessen über ein Netzwerk von Organisationen in der ganzen Welt, die nicht direkt der US-Regierung angehören, aber mit der US-Regierung verbunden sind, sie bringen also ihre Interessen über ein solches Netzwerk zur Geltung. Das uns am besten und umfassendsten bekannte Segment davon ist das Netzwerk, das mit dem Namen des Sohnes unserer Heimat, George Soros, beschrieben werden kann, aber es gibt noch einige andere, dieses ist nicht das einzige in der Welt. Es gibt andere in Asien, in Afrika, die im Auftrag der amerikanischen Demokraten arbeiten. Wie der Gefängniswärter in dem ungarischen Kultfilm „Der Zeuge“ (A tanú) sagt: „Sie gehören alle zur gleichen Bagage!“ Soros und die Demokraten sind also im Wesentlichen Teil eines großen Netzwerks, sie haben grundlegende wirtschaftliche Interessen und ordnen die Politik ihren wirtschaftlichen Interessen unter. Sie haben den starken Wunsch, die Welt zu verbessern, und glauben daher, dass sie die Pflicht, das Recht und die Mission haben, die Menschheit zu verbessern, d.h. den Ländern das aufzuzwingen, was sie als Demokraten dort in Washington für richtig halten. In solchen Momenten wird die Welt von Migration und Migrationschaos überschwemmt, dann wird der Gender-Wahnsinn entfesselt, dann sollten sich also traditionelle Familien besser zurückziehen, wenn die amerikanischen Demokraten kommen, denn dann gibt es die Pride, Regenbogenfahnen und Transgender sowie Geschlechtsumwandlungsoperationen, und dann besteht die Welt nicht mehr aus Männern und Frauen, sondern aus, wir wissen nicht, wie vielen verschiedenen Arten von Wesen, das ist die zweite Folge, und sie zögern nicht, Krieg zu führen, um ihre Ziele zu erreichen, wie sie es auch mit dem Krieg zwischen Russland und der Ukraine getan haben.

Ja, wenn wir die Situation unter dem Gesichtspunkt der ungarisch-amerikanischen Beziehungen betrachten, was können wir dann erwarten? Denn zumindest politisch gesehen haben sie in den letzten Wochen einen Tiefpunkt erreicht. Die Vereinigten Staaten haben Antal Rogán auf die Sanktionsliste gesetzt, und der scheidende Botschafter hat die Regierung auch wiederholt scharf kritisiert. Wie beurteilen Sie jetzt die Beziehungen zwischen den USA und Ungarn?

Sie haben letztlich ja einen Schläger hierhergeschickt, dessen Aufgabe es war, Ungarn in die Schranken zu weisen, oder – da wir von Herrn Pressman sprechen, können wir das sagen – Ungarn in den globalistischen, liberalen, demokratischen Kanon zu pressen, der für die Einwanderung ist, für Gender, und der bereit ist, das Wort und die westlichen Werte in der Welt mit Krieg zu verbreiten. Aber Ungarn ist kein solches Land. Daher rührten die Probleme. Ungarn will keine Migranten. Wir haben also eine tausendjährige, tausendeinhundertjährige Geschichte im Karpatenbecken, wir respektieren die 300 Jahre amerikanischer Staatlichkeit, aber wir haben unsere eigene Geschichte, unseren eigenen Weg, unsere eigene Mission, unseren eigenen Grund, in der Welt zu sein, unseren eigenen Grund dafür, dass es Ungarn gibt, und das Herz dessen ist, das Gebiet des Karpatenbeckens, das gerade uns anvertraut wurde, zu bewohnen, es zu kultivieren, es nach unserer eigenen Kultur zu erheben, im Allgemeinen: eine eigene ungarische Welt zu schaffen. Da passt es nicht mehr dazu, dass ein Schläger aus Amerika hierherkommt und sagt: Lasst die Migranten rein, und ab morgen gehört dieses Land, das vielleicht tausendeinhundert Jahre lang euch gehört hat, aber nicht mehr euch, auch nicht einmal euren Nachbarn, das ist auch kein Feenmärchen, aber es ist zumindest eine verständliche Geschichte. Aber die Vorstellung, dass Menschen vom anderen Ende der Welt hierherkommen und einem einfach das wegnehmen, wofür man tausendeinhundert Jahre lang gearbeitet hat, das findet keinen Platz in der Denkweise der ungarischen Menschen. Die Arbeit des amerikanischen Botschafters war also von Vornherein zum Scheitern verurteilt. Es ist kein Zufall, dass ich mich geweigert habe, ihn in vier Jahren ein einziges Mal zu treffen, was, seien wir ehrlich, ziemlich beispiellos ist, aber es war von dem Moment an, als er hierhergeschickt wurde, klar, was seine Aufgabe war, und ich wollte ihm dabei nicht assistieren. Es war klar, dass die Ungarn familienfreundlich sind. Die Familie ist ja das Wichtigste in den Köpfen der ungarischen Menschen. Dass man auf dieses traditionelle Familienmodell herabschaut, es verspottet und lächerlich macht, dass man an seiner Stelle allen möglichen Unsinn anbietet und dass man auf diejenigen herabschaut, die sich ihr Leben im Rahmen der traditionellen Familie vorstellen, das konnten wir also nicht akzeptieren. Und der Krieg ist natürlich in erster Linie den wirtschaftlichen Interessen Ungarns, aber auch mit seinen Sicherheitsinteressen entgegengesetzt, weil es ein Krieg in der Nachbarschaft ist. Es war also vorhersehbar, dass die Beziehungen einen Tiefpunkt erreichen würden. Das Doppelbesteuerungsabkommen wurde auch nicht einmal erneuert, die Einreise der Ungarn nach Amerika wurde erschwert, und sie schadeten uns, wo sie nur konnten. Nur die letzte kleine Geschichte davon ist, dass einer der Minister in der Regierung, Antal Rogán, auf eine Sanktionsliste gesetzt wurde, was die Position des Ministers in der ungarischen Politik und in der ungarischen Regierung in einem noch nie dagewesenen Ausmaß gestärkt hat, denn alles, was ich daraus herauslesen kann, ist, dass er seine Arbeit gut macht. Er ist der für die nationale Sicherheit verantwortlichen Dienste zuständige Minister, der oberste Hüter der ungarischen nationalen Souveränität, und wenn eine Großmacht ihn bestraft, bedeutet das, dass er seine Arbeit gut macht. Wir müssen also jetzt von dort aus losgehen. Ich habe eine Vereinbarung mit dem US-Präsidenten, dass wir ein goldenes Zeitalter erleben werden, denn den Republikanern ist das Denken in großen Perspektiven und auch kühne Formulierungen nicht fremd, also werden wir ein fantastisches, großangelegtes goldenes Zeitalter in den amerikanisch-ungarischen Beziehungen erleben. Das wird sich auch im Alltag bemerkbar machen, es wird sich in den Geldbeuteln und in den Familienbudgets bemerkbar machen. Für die Tatsache, dass die ungarische Wirtschaft schon jetzt im Januar durchstarten und in Schwung kommen konnte, war eine Voraussetzung, dass Donald Trump die Wahlen in den USA gewonnen hat und dass er den Frieden am Horizont auftauchen lässt und nach dem bisherigen drei Jahre andauernden Kriegszeitraum, also nach drei Jahren der kriegerischen Zerstörung endlich die Ära des Aufbaus wieder anfängt, und so können wir sagen, dass am Montag eine neue Ära beginnt.

Neben den ungarisch-amerikanischen Beziehungen sind auch die Beziehungen zwischen den Vereinigten Staaten und Europa interessant, denn wir haben bisher gesehen, dass die Mehrheit in Brüssel die Position der Demokraten teilt.Gleichzeitig zeigt ein Blick auf die europäische politische Landkarte, dass die patriotische Parteienfamilie mit Herbert Kickl wahrscheinlich einen weiteren Regierungschef stellen wird. Und die italienische Ministerpräsidentin Giorgia Meloni hat mit einer für sie untypischen Offenheit, zumindest als Regierungschefin, gesagt, dass nicht Elon Musk, sondern George Soros eine Bedrohung für die Demokratien darstellt. Wie wirkt sich die Präsidentschaft Trumps auf die derzeitige Mehrheit in Brüssel und das Machtgleichgewicht zwischen den Patrioten und der Mehrheit in Brüssel aus, oder wie könnte sie sich auswirken?

Als Donald Trump 2016 zum ersten Mal gewann, geschah etwas, worüber auch wir beide hier sowie die ungarische Öffentlichkeit im Allgemeinen und die europäische Öffentlichkeit im Besonderen, kaum gesprochen haben. Und das ist, dass die Demokraten dann nach Brüssel hinübergeflohen sind. Jetzt geschieht das Gleiche. George Soros hat also die Schlacht in Amerika verloren, ich könnte sagen, Amerika ist von Donald Trump befreit worden, und seine Truppen haben sich nun nach Brüssel zurückgezogen. Wir, Europäer, stehen jetzt also vor einer sehr schwierigen Zeit: Sie graben sich in Brüssel ein. Und das einzige Ziel, das wir haben können, wenn wir wirklich so leben wollen, wie es die Ungarn wollen und beabsichtigen, ist, sie aus Brüssel zu verdrängen. Man muss sie also auf ein Schiff setzen und nach Amerika zurückschicken. Wenn wir das nicht tun, wird Brüssel das neue Washington werden. Dann werden sie also die Politik der amerikanischen Demokraten in Brüssel fortsetzen, und das ist gegen die Interessen der Menschen in Europa und auch der Menschen in Ungarn. Deshalb ist das wichtigste außenpolitische Ziel für 2025, das Soros-Imperium aus Europa hinauszudrängen, es nach Amerika zurückzudrängen, und dann kann Präsident Trump mit ihnen machen, was er für richtig hält, und Ungarn – das sich immer offen auf diesen Konflikt eingelassen hat – wird wahrscheinlich das erste Land sein, das das Soros-Imperium aus Ungarn herausdrängt. Das ist mein erklärtes Ziel für dieses Jahr. Es ist an der Zeit, reinen Tisch zu machen und die ausländischen Netzwerke, die die ungarische Souveränität bedrohen, zu zerschlagen und sie nach Hause zu schicken. Und ich hoffe, dass Ungarn damit nicht allein dasteht, sondern dass die Patrioten in Europa – denn wir sprechen hier von Parteien, die die Souveränität vertreten – eine ähnliche Haltung einnehmen und dass nicht nur Ungarn, sondern auch andere Länder mit dieser Arbeit beginnen werden. Das wird zu ernsthaften Debatten mit Brüssel führen, die vernünftig geführt werden müssen, die Interessen der europäischen Menschen müssen aufgezeigt werden, es muss gezeigt werden, dass die Anwesenheit des Soros-Netzwerks in Europa den Interessen der europäischen Menschen zuwiderläuft, und dann müssen sie mit einem entscheidenden Schritt über den Ozean zurückgedrängt werden.

Was sind die Mittel, um dies zu tun, entweder in Ungarn oder in Europa? Und welche Mittel können wir von der derzeitigen Mehrheit in Brüssel erwarten?

Das Wichtigste ist, dass man ihnen das Geld wegnimmt. Genauer gesagt, es darf ihnen nicht gegeben werden. Das Soros-Netzwerk wird heute zu einem erheblichen Teil aus dem Brüsseler Haushalt finanziert. Das können wir nicht dulden, es ist ja auch unser Geld. Gleichzeitig glaube ich, dass der größte Korruptionsskandal in der Politik darin besteht, dass Brüssel in der Tasche von George Soros steckt. Also, dass Abgeordnete, Brüsseler Bürokraten und seriöse Entscheidungsträger offensichtlich gekauft und bezahlt werden, und dass George Soros Zugang zu ihnen hat, wie Präsident Biden ihn gerade in den letzten Tagen vor seinem Rücktritt ausgezeichnet hat, aber Brüssel empfängt ja regelmäßig Vertreter des Soros-Netzwerks, und sie sind dort integriert – also, wenn es Korruption gibt, dann ist dies das. Ich denke also, dass es darum geht, diesem skandalösen Zustand ein Ende zu setzen, und das Wichtigste ist, dass die finanziellen Mittel, die wir aus Brüssel erhalten, ganz einfach zurückgenommen werden müssen. Das ist unser Geld, und das kann man nicht dem Soros-Netzwerk geben. Sie müssen bis auf den letzten Pfennig mit allem abrechnen, und es darf ihnen kein Geld für die Zukunft gegeben werden, und das ist das Erste, womit man beginnen muss.

Wie kann das erreicht werden, und wer sind die Verbündeten, vielleicht auch auf der Seite von Ungarn?

Wir müssen mit gutem Beispiel vorangehen. Deshalb werden wir hier in Ungarn voranschreiten, und in diesem Frühjahr wird es darum drehen.

Das ist die nahe Zukunft, und die jüngste Vergangenheit ist, dass am 31. Dezember die ungarische EU-Ratspräsidentschaft zu Ende ging, die sowohl das Abkommen über die Wettbewerbsfähigkeit als auch den Beitritt Rumäniens und Bulgariens zu Schengen, d.h. die Schengen-Mitgliedschaft, zum Abschluss brachte. Inwiefern hat der ungarische Ratsvorsitz einen neuen Ansatz gebracht, der es ermöglicht hat, langwierige Probleme zu lösen?

Das Wichtigste ist, dass zu Beginn des ungarischen Ratsvorsitzes, dessen Erfolg sogar von unseren politischen Gegnern in Brüssel anerkannt wurde – wir loben also nicht unser eigenes Pferd oder hübschen unsere Leistung selbst auf –, aber es reicht aus, die entsprechenden bewertenden Äußerungen unserer Gegner auf den Tisch zu legen, denn dann können wir feststellen, dass der ungarische Ratsvorsitz einhellig anerkannt wurde, aber als er begann, war Ungarn das einzige Land, das – abgesehen vom Vatikan – von Frieden sprach. Ein halbes Jahr ist vergangen, heute sprechen alle vom Frieden. Wir haben es also geschafft, die Sache des Friedens auf den Tisch zu legen und sie auch dort zu behalten. Der liebe Gott hilft uns mit dem Sieg von Präsident Trump, denn die Wahrheit ist, dass die Friedensmission, die Ungarn unternommen hat, nicht dem Gewicht Ungarns, seinem internationalen Gewicht entsprach. Wir haben es als eine Art „Herkules aus der Not heraus“ getan, und als christliches Land auch aus moralischer Verpflichtung heraus. Es ist also an der Zeit, dass der Präsident am Dienstagmorgen kommt und den Staffelstab von Ungarn übernimmt, und von nun an die schwierige Mission weiterführe, die der Größe der Vereinigten Staaten eher angemessener ist. Das war also aus meiner Sicht das Wichtigste in der ungarischen Präsidentschaft, dass die Friedensfrage ein Thema wurde, über das man reden und verhandeln konnte. Zuvor wurde dies ganz einfach als Verrat an den europäischen Interessen gesehen, d.h. durch die anderen. Der zweite wichtige Punkt ist, dass wir die Grenzen zwischen Bulgarien und Rumänien und der Union abgeschafft haben. Wir haben lange mit den Rumänen daran gearbeitet, auch mit den Bulgaren, aber wir haben viel mit dem jetzigen rumänischen Ministerpräsidenten Ciolacu zusammengearbeitet, und es ist uns schließlich gelungen, den Widerstand, die Position der zwei oder drei Länder, die dagegen waren, zu ändern. Das war eine schwierige Aufgabe, die Monate gedauert hat. Es ist ein Verdienst der Herren Minister Bóka und Pintér, dass es uns gelungen ist. Es ist eine mühsame Sisyphusarbeit. In den Verhandlungen mussten wir jede Woche einen Schritt, einen kleinen Schritt weitergehen, bis wir endlich eine Lösung gefunden hatten. Und schließlich ist der dritte wichtige Punkt, dass die EU-Verhandlungen mit Albanien begonnen haben und dass es uns gelungen ist, den westlichen Balkan wieder in die europäische Politik einzubinden, neben der Ukraine-Frage, die alles andere in den Hintergrund gedrängt hat. Und in wirtschaftlicher Hinsicht ist es uns gelungen, wichtige Vereinbarungen über die Wettbewerbsfähigkeit zu treffen. Ich denke also, dass Ungarn mehr getan hat, als es in der Zeit seiner europäischen Präsidentschaft angesichts seiner Größe und seines Gewichts hätte tun können. Das Wichtigste ist jetzt, dass sich Brüssel auf die veränderte Situation einstellt, denn es beginnt eine neue Periode, insbesondere im Bereich von Krieg und Frieden und Sanktionen. Es ist an der Zeit, die Sanktionen aus dem Fenster zu werfen und ein System sanktionsfreier Beziehungen mit den Russen zu schaffen. Bis dahin wird es noch dauern, aber wir müssen daran arbeiten. Im Moment sind die Signale aus Brüssel nicht ermutigend. Was wir jetzt brauchen, ist eine Ausnüchterung, doch im Vergleich dazu sind sie immer noch in der Phase des nachträglichen Dazutrinkens, aber das wird vorbeigehen, und der Katzenjammer wird kommen, und dann wird die Ausnüchterung beginnen, aber das wird noch ein oder zwei Monate dauern.

Die Wettbewerbsfähigkeit war ja eine der Prioritäten der Präsidentschaft, und sie ist auch ein Schlüsselthema für die diesjährige Wirtschaftspolitik im Inland. Vorläufig liegen uns vor allem Daten für November-Dezember vor, die es uns erlauben, über den Zustand der Wirtschaft zu sprechen. Wir ersehen daraus, dass die Industrie- und Bauproduktion gesunken ist, während die Arbeitslosigkeit und die Inflation etwas gestiegen sind. Was braucht es unter diesen Umständen, damit der 21 Punkte umfassende wirtschaftspolitische Aktionsplan den Erwartungen gerecht wird?

So seltsam es auch klingen mag, er braucht zunächst einmal Frieden. Den ungarischen wirtschaftspolitischen Plänen geht es gut, sie lassen grüßen, aber sie werden nur funktionieren, wenn der Krieg nicht eskaliert, sich nicht ausweitet, nicht weitergeht, sondern langsam oder vielleicht auch schnell auf Sparflamme heruntergedreht werden kann, und die Sanktionspolitik, die zur Inflation geführt hat, aufgehoben werden kann, und dann können wir anfangen, uns mit der Ukraine zu beschäftigen. Denn heute beschäftigen wir uns mit der Ukraine nur durch die Brille des russisch-ukrainischen Krieges, dabei ist die Ukraine an sich eine ernsthafte Bedrohung für die europäische Wirtschaft. Heute spricht jeder in einem positiven, unterstützenden Ton über die Ukraine, was aufgrund des Krieges verständlich ist. Aber wenn wir uns die Nachkriegszeit ansehen, müssen wir feststellen, dass die Ukraine eine sehr ernste Herausforderung, ja sogar eine Bedrohung für die europäische Wirtschaft darstellt. Wenn sie also in Brüssel nicht zur Vernunft kommen und wir, Patrioten, sie nicht zur Vernunft bringen können und die Ukraine so mit der europäischen Wirtschaft verbunden wird, wie Brüssel es heute will, dann könnten die ungarischen Bauern ihren Laden schließen. Aber auch die polnischen Bauern können ihren Laden dicht machen. Sogar die Franzosen könnten leicht hierbei draufgehen. Also wegen der Mitgliedschaft der Ukraine in der Europäischen Union könnten ohne eine hinreichend strenge Regelung der Wirtschaftsbeziehungen im Allgemeinen die europäischen Agrargesellschaften bei den Wirtschaftsbeziehungen mit der Ukraine draufgehen. Hier werden ernsthafte Schutzmaßnahmen erforderlich sein. Aber auch jenseits der Agrarwirtschaft im Allgemeinen wirft die wirtschaftliche Zusammenarbeit mit der Ukraine eine Reihe von Fragen auf, und im Moment sehe ich aus der Sicht der Ungarn weit mehr Gefahren als Chancen. Wir müssen also anfangen, uns mit der Ukraine zu beschäftigen – nicht durch die Brille des Krieges. Wir reden hier über ein Land, das nicht auf eigenen Füßen stehen kann. Also ohne westliches Geld gibt es dieses Land heute nicht. Es gibt vorerst keine Wirtschaftstätigkeit, die wir gut in die europäische Wirtschaftstätigkeit integrieren könnten, es gibt nur Trümmer. Im Agrarsektor, wo es jedoch eine Produktion gibt, ist die ukrainische Wirtschaft ausgesprochen nicht in die europäische Agrarwirtschaft integriert, sondern kollidiert mit ihr und gerät in Konflikt mit ihr. Wenn wir also über die ungarische Wirtschaft, über Wachstum, Arbeitsplätze usw. sprechen, dürfen wir nicht vergessen, dass wir über ein Land sprechen, das nicht in der Lage ist, sich selbst zu erhalten, das ständige finanzielle Unterstützung aus dem Westen benötigt und dessen Wirtschaft nicht in das europäische System passt. Deshalb müssen wir, wenn wir über die ungarische Wirtschaft sprechen, immer ein Auge auf die Ukraine und ein Auge auf Brüssel werfen. Was die ungarische Wirtschaft angeht, so bin ich vorsichtig optimistisch, aber ich sage immer noch, dass wir 2025 ein fantastisches Jahr haben werden. Aber ich spreche über die Wirtschaft planmäßig, einen Schritt nach dem anderen benennend, wir dürfen also nicht so laufen, dass unsere Füße nicht den Boden berühren. Wir müssen also immer wieder auf die wichtigsten Ziele hinweisen. Das wichtigste Ziel ist letztlich ja doch, dass jeder eine Arbeit hat. Und ich sehe, dass im Jahr 2025 jeder, der arbeiten will, einen Arbeitsplatz haben wird. Das zweite Ziel ist, dass sie von ihrer Arbeit, von ihrem Verdienst ihre Familien ernähren können. Das wird möglich sein, weil die Löhne steigen werden und es den Menschen im Jahr 2025 leichter fallen wird, ihre Familien zu ernähren als im Jahr 2024. Das Jahr 2024 ist draufgegangen, um die durch den Krieg im Jahr 2023 verursachten Verluste irgendwie auszugleichen. Es gab einen riesigen Energieschock im Jahr 2023, der die ungarische Wirtschaft in eine schwierige Situation gebracht hat, er hat die Menschen in eine schwierige Situation gebracht, die Familien und auch die Unternehmen. 2024 mussten wir das, was wir 2023 verloren haben, wiedergewinnen; das haben wir getan, und deshalb haben wir eine gute Ausgangsposition für 2025. Das Zweitwichtigste ist also, dass jeder seine Familie von der Arbeit ernähren kann. Das dritte ist, dass jeder das Gefühl hat, dass er vorankommen kann. Er arbeitet also nicht nur, damit es nicht schlechter wird, sondern auch dafür, dass es besser wird, was ich, wenn ich in einer soziologischen Sprache oder der Sprache der Soziologie spreche, eine Mittelschichtbildung nenne. Das Jahr 2025 wird also das Jahr des Erstarkens der Mittelschicht sein. Es gibt alle möglichen Definitionen dafür, aber wenn ich darüber spreche, sehe ich Menschen, die ihr eigenes Eigentum besitzen, ihr eigenes Auto besitzen, ihr eigenes Einkommen besitzen, ihre Familien mit ihrer Arbeit unterstützen und genug Einkommen haben, um ihre Familien zu unterstützen, so dass sie bis zum Ende des Monats, sogar am Ende des Monats, mit ihrem Geld auskommen können. Das ist die untere Mittelschicht, und dann von dort aufwärts. Und denjenigen, die darunter liegen, müssen wir zu dieser Lebensweise verhelfen, zur Lebensweise der Mittelschicht. Bei der Wirtschaftspolitik 2025 geht es also darum, die Mittelschicht zu stärken und denjenigen, die darunter liegen, in die Mittelschicht zu helfen, wie es im Übrigen vor COVID sehr gut gelungen ist. Vor COVID war dies der vorherrschende soziale Prozess in Ungarn. Die Ausgangspunkte sind gut. Ich betrachte zwei Dinge, wie ich bereits erwähnt habe. Das erste ist, wie viele Menschen arbeiten. Bei den 20- bis 65-Jährigen liegt die Beschäftigungsquote bei über 80 Prozent, womit wir in Europa an fünfter oder sechster Stelle liegen. In Ungarn sind also viele Menschen erwerbstätig, und viele Menschen bestreiten ihren Lebensunterhalt durch Arbeit. Und das andere sind die Ersparnisse. Ich schaue mir regelmäßig die Finanzbilanzen an und sehe, dass die Sparquote angibt, welchen Prozentsatz des Einkommens man für den künftigen Konsum zurücklegen kann, und dass sie in Ungarn bei etwa 24 % liegt und in der EU bei 14 %. Dies bedeutet also, dass es in Ungarn ein finanzielles Reservesystem der Familien gibt, dass man 2025 mobilisieren kann. Das ist das, was die Ökonomen als Konsum bezeichnen, aber es ist nicht nur das: Die Menschen haben einfach nicht nur den Wunsch und das Bedürfnis, weiter einen Schritt voran zu machen, sondern sie haben in der Vergangenheit durch ihre Ersparnisse bereits Schritte unternommen, um diese Schritte tun zu können. Deshalb sage ich also, dass 2025 ein fantastisches Jahr für die ungarische Wirtschaft sein könnte, und damit meine ich nicht die Wirtschaft im abstrakten Sinn, sondern die Familien. Ich erwarte also für 2025 spürbare Fortschritte in allen Schichten der Gesellschaft.

Sie haben ja die Ukraine als Bedrohung für die ungarische Wirtschaft in der Zukunft erwähnt, aber wir sehen, dass es Gewitterwolken am Himmel gibt, dass die Gaspreise gestiegen sind, dass die Turkish-Stream-Pipeline bedroht ist und dass die deutsche Wirtschaft zwei Jahre in Folge geschrumpft ist, was in den letzten 75 Jahren nur einmal vorgekommen ist. Was sind Ihrer Meinung nach die größten Gefahren für den Wirtschaftsaufschwung und wie können wir sie abwenden?

Die Energiepreise. Wenn wir also davon ausgehen, dass es keinen Krieg mehr gibt, weil Donald Trump kommt, kommt, kommt, kommt, dann ist diese Bedrohung deutlich geringer, also wenn ich das nicht mitrechne, dann ist die größte Bedrohung, auf die wir achten müssen, die Frage der Energiepreise. Wir müssen verhindern, dass Brüssel eine Sanktionspolitik betreibt, und wir sollten auch die Sanktionspolitik, die wir bisher betrieben haben, einstellen, damit die Energiepreise gesenkt werden können. Was Ungarn betrifft, so sind wir dem Energiesektor ausgeliefert, bis Paks2 gebaut ist und diese Arbeiten zwischen 2030 und 2032 abgeschlossen sind. Daher könnten die Energiepreise unsere Pläne ausbremsen, ein starker Anstieg der Energiepreise könnte unsere Wirtschaftspläne ausbremsen. Deshalb nenne ich das die größte Gefahrenquelle. Wir brauchen hier eine kluge Energiepolitik. Es ist kein Zufall, dass die Ukraine die Lieferungen gestoppt hat, die Gaslieferungen durch die Ukraine, aber wir hatten schon Jahre zuvor eine alternative Route nach Süden ausgebaut. Jetzt sehe ich, dass sie versuchen, auch diese zu schließen. Wir müssen alle Mittel – und ich meine im wahrsten Sinne des Wortes alle Mittel – einsetzen, um zu verhindern, dass diese Hauptschlagader der ungarischen Wirtschaft abgeschnitten wird. Der TurkStream muss geschützt werden, er muss funktionieren, sonst können wir unsere wirtschaftlichen Pläne nicht verwirklichen.

Ich habe Ministerpräsident Viktor Orbán zu den Auswirkungen der Präsidentschaft von Donald Trump, zur Lage in der Europäischen Union und auch zu den Aussichten für die ungarische Wirtschaft befragt.

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