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Rede von Viktor Orbán auf dem 17. Kongress der Demokratischen Union der Ungarn in Rumänien (RMDSZ)

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Sehr geehrter Herr Ministerpräsident Bolojan! Sehr geehrter Herr Ministerpräsident Boc! Denn für mich bleibt es nun einmal so. Bei uns in Ungarn gilt: Einmal Ministerpräsident, immer Ministerpräsident. Sehr geehrter Herr Parlamentspräsident! Sehr geehrter Herr Präsident Kelemen Hunor! Sehr geehrte kirchliche und weltliche Würdenträger! Liebe ungarische Landsleute!

Es ist schön, wieder hier unter Ihnen zu sein. Vielen Dank für die Einladung! Mein besonderer Dank gilt Herrn Ministerpräsident Bolojan, dass ich heute hier mit ihm zusammen sein darf.

Zunächst muss ich sagen, dass uns gestern eine große Freude widerfahren ist, denn ein Ungar hat den Nobelpreis für Literatur erhalten. Das ist bereits der dritte Nobelpreis für Ungarn in drei Jahren, nach den Preisen für Physik und Medizin nun auch einer für Literatur. Warum ich den heutigen Tag damit beginnen muss, muss ich den Ungarn nicht erklären, aber unseren rumänischen Gastgebern vielleicht schon. Das schadet nicht, denn vielleicht hilft es ihnen zu verstehen, warum die Mitglieder der ungarischen Nation so tief miteinander verbunden sind, warum die Ungarn so patriotisch sind, unabhängig davon, ob sie in Ungarn, Rumänien, der Slowakei oder Serbien leben. Vielleicht wissen das auch die Rumänen, und da Ministerpräsident Bolojan aus Nagyvárad/Oradea stammt, weiß er sicherlich, dass das ungarische Volk in erster Linie nicht durch die Geografie, nicht durch Staatsgrenzen und auch nicht durch das Blut, sondern durch die Sprache, die Kultur, die Geschichte und den gemeinsamen Geist zusammengehalten wird. Ohne Literatur gibt es kein ungarisches Volk.

Aber der Nobelpreis ist für uns auch darüber hinaus noch wichtig. Sehr geehrter Herr Ministerpräsident, liebe rumänische Freunde! Ich verrate Ihnen, dass wir Ungarn einen Albtraum haben. Vielleicht haben andere Völker auch einen. Ich weiß nicht, welchen die Rumänen haben, aber ich kenne den der Ungarn. Im Albtraum der Ungarn erscheint der liebe Gott und fragt die Ungarn: Wer seid ihr und warum? Das bedeutet: Warum, aus welchem Grund seid ihr auf der Welt? Und wenn wir diese Frage nicht beantworten können oder unsere Antwort nicht gut genug ist, dann streicht der liebe Gott uns aus dem Buch der Nationen, und dann ist es aus mit uns. Für immer. Wir Ungarn befinden uns in einer schwierigen Lage, wir können weder mit unserer Größe noch mit unserer Zahl, noch mit unserer Armee oder unserem Reichtum argumentieren, daher fällt es uns schwer, eine gute Antwort zu geben. Unsere Antwort, die Antwort der Ungarn, kann nur unsere Leistung, können nur unsere Verdienste sein. Wir müssen beweisen, dass wir der Menschheit mehr gegeben haben, als wir von ihr erhalten haben. Wir Ungarn können dem lieben Gott antworten: Sieh, Herr, auf unsere Heiligen aus dem Hause Árpád, unseren Sieg in Nándorfehérvár/Belgrad, István Széchenyi, János Neumann, Öcsi Puskás, unsere Olympiasieger und, Herr, unsere Nobelpreisträger. Das heißt, liebe Freunde, der Nobelpreis ist für uns Ungarn ein Recht auf Existenz. Deshalb müssen wir László Krasznahorkai dafür danken, dass er mit seinem Werk der ungarischen Nation erneut einige Jahrzehnte verschafft hat. Vielen Dank!

Sehr geehrter Herr Präsident Kelemen Hunor!

35 Jahre sind eine lange Zeit im Leben einer Nation. Zwischen den beiden Weltkriegen vergingen zwanzig Jahre. Seit dem Ende des Kommunismus und der Sowjetwelt sind es 35 Jahre. Als wir losgingen, und einige von uns, die schon damals dabei waren, sind noch hier, war Hoffnung unser einziges Kapital und der Glaube unsere einzige Waffe. Im Jahr 2010 haben wir die ungarische Nation wieder vereint und allen die Möglichkeit zurückgegeben, wieder in ihrer Heimat zu Hause zu sein. Das ist eine große Sache. Aber was wir erreicht haben, bleibt nicht von selbst bestehen. Die Zukunft gehört nicht denen, die zuschauen, sondern denen, die handeln. Die Zukunft gehört denen, die mit ihren Taten und ihrer Arbeit sprechen. Wer die Chancen der Zukunft nicht nutzt, verliert sie. Ich möchte Ihnen klar und deutlich sagen: Im nächsten Jahr entscheiden wir nicht nur über die nächste ungarische Regierung, sondern auch über die Zukunft der Nation, die Freiheit und Souveränität unseres Landes. Und im April 2026 wird das Land die Ungarn aus Siebenbürgen brauchen.

Sehr geehrter Kongress!

Die RMDSZ ist ebenfalls 35 Jahre alt. Gott segne sie! Sie hat bewiesen, dass nicht die Größe, sondern die Entschlossenheit das Gewicht einer Gemeinschaft ausmacht. Es kommt nicht darauf an, wie groß der Hund ist, sondern wie groß der Kampfgeist des Hundes ist. Die RMDSZ ist in Bukarest ein Garant für Stabilität und Vernunft, in Budapest ein verlässlicher Partner und in Brüssel ein Vertreter der ungarischen Interessen. Deshalb sage ich Ihnen, dass die RMDSZ keine Minderheitenorganisation ist, sondern ein Faktor der nationalen Strategie. Die Ungarn in Siebenbürgen sind der lebende Beweis dafür, dass eine Gemeinschaft so lange lebt, wie es Menschen gibt, die an sie glauben. Und wenn wir an sie glauben, wird auch der Sieg nicht ausbleiben. Die ungarische Gemeinschaft in Siebenbürgen ist stark, sie arbeitet, bildet, schafft, baut und siegt. Jeden Tag, immer und immer wieder.

Meine sehr geehrten Damen und Herren!

Wir in Budapest sind der Ansicht, dass es im gemeinsamen Interesse Rumäniens und Ungarns liegt, dass im Donaubecken Stabilität herrscht, dass die hier lebenden Völker sich nicht gegenseitig unterdrücken, sondern zusammenarbeiten. Wenn unsere Nachbarn stark und frei sind, werden auch wir stärker und freier sein. Deshalb sind wir an der Entwicklung Rumäniens interessiert, und wir sind auch am Erfolg von Ministerpräsident Bolojan und seiner Regierung interessiert. Heute herrschen Frieden, Zusammenleben und Zusammenarbeit. Unsererseits ist die Erlangung des Beitritts Rumäniens zum Schengen-Raum ein Beweis dafür. Angesichts einer gemeinsamen Vergangenheit wie der unserer beiden Länder ist friedliches Zusammenleben keine Selbstverständlichkeit, kein Zufall, sondern eine Entscheidung. Eine Entscheidung, die Tag für Tag getroffen werden muss. Und für diese Entscheidung suchen wir rumänische Partner – Tag für Tag.

Sehr geehrter Herr Präsident Kelemen Hunor! Meine sehr geehrten Damen und Herren!

Was wir in 35 Jahren aufgebaut haben, ist das Erbe unserer Generation. Ich wünsche Ihnen, dass Sie den Mut haben, das Erreichte zu bewahren, ich wünsche Ihnen, dass Sie die Kraft haben, das Begonnene fortzusetzen, und ich wünsche Ihnen, dass Sie daran glauben, dass unsere besten Tage noch vor uns liegen.

Der liebe Gott über uns allen, Ungarn vor allen Dingen! Vorwärts, Ungarn!

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