Krisztián Lentulai: Ich habe Ihr Gespräch mit Tibor Kapu gesehen. Und mir ist etwas aufgefallen, das bei Ihnen ungewöhnlich ist.
Nun?
Sie waren aufgeregt. Ich habe gesehen, dass Viktor Orbán in bestimmten Momenten wie ein kleines Kind war, denn es ist etwas Besonderes, wenn man nach Bertalan Farkas den ersten ungarischen Astronauten interviewen darf, das ist nicht alltäglich, und es war, als wäre er in seine Kindheit zurückgekehrt.
Das kann auch sein, und ich denke eben, wenn man etwas zum ersten Mal macht, ist man immer aufgeregt. Und ich bin ja 62 Jahre alt, und es ist eine überraschende Erfahrung, etwas zum ersten Mal zu tun, und das ist hier passiert. Und tatsächlich erinnere ich mich an Onkel Berci, ich habe sogar den Technikern erzählt, dass ich mich daran erinnere, dass die LGT ein Lied geschrieben hat, als Onkel Berci ins All geschossen wurde, und dass man es damals tagelang im Radio hören konnte, das hat mich wirklich in meine Gymnasialzeit zurückversetzt. In solchen Momenten wird man vielleicht emotional, aber als Politiker sollte man das besser verbergen, denn die Menschen wollen nicht sehen, dass man emotional ist, sondern dass man vorangeht, weiß, was man will, und seine Arbeit macht. Deshalb habe ich versucht, das zu verbergen.
Aber was bedeutet das eigentlich? Ich bin furchtbar traurig, dass ich geglaubt habe, endlich würde etwas passieren, das nicht von Parteipolitik bestimmt ist. In den sozialen Medien sehe ich nichts anderes als die Sympathie für die Regierung und die Ablehnung der Regierung in einer Frage, die eigentlich rein wissenschaftlich ist.
Sind Sie sicher, dass Sie das richtig sehen?
In meinem unmittelbaren Umfeld. Vielleicht lebe ich in einer Blase, aber das ist meine Wahrnehmung.
Ja, aber ist das parteipolitisch motiviert? Ich verstehe, dass es eine Debatte gibt, dass es ein Geschubse gibt, aber ist das parteipolitisch motiviert? Das ist die Frage. Oder basieren die Parteienstreitigkeiten von Vornherein schon auf etwas ganz anderem? Ist also die Politik dafür verantwortlich, oder sind wir so? Das ist nicht egal! Und ich neige eher dazu, dass wir so sind. Wir sind also Ungarn, und es fällt uns sehr schwer, einheitlich zu sprechen und zu denken. Sehen Sie, ich blättere gerne, natürlich als ich noch mehr Zeit dafür hatte, in den Protokollen alter Parlamentsdebatten. Was dort in den Debatten über die Kettenbrücke und den Bau des neuen Parlamentsgebäudes gesagt wurde, würden Sie nicht glauben. Und als die dann fertig waren, kamen alle, projizierten sich in den Erfolg und feierten. Wir sind Ungarn. Wenn Tibor Kapu zurückkommt, werden alle sagen: Ja, das war eben eine große Sache.
Na gut, dann sollen Sie Recht haben! Für mich war es wirklich deprimierend, das zu sehen, und ich hoffe, dass zumindest diese wissenschaftliche Arbeit der Gesellschaft vermittelt wird, wir versuchen die schließlich auch, damit die Menschen das wirklich beiseiteschieben können, denn manchmal habe ich diese Eifersucht gespürt, ich will nicht zu sehr darauf herumreiten, aber manchmal habe ich diese Eifersucht gespürt, und mir ist aufgefallen, dass heute in vielen Fällen das Wiederholen von vorgefertigten Phrasen ausreicht, und viele nutzen das auch aus. Und sie fragen, was daran gut für ungarische Familien sei.
Ja, aber es ist keine Politik, sondern eine Frage der Mentalität, glauben Sie mir. Wir sind eben Ungarn, das ist unsere Eigenschaft. Und deshalb ist es auch so wichtig. Tibor Kapu hat eine Tat, eine Heldentat vollbracht, indem er es bis nach oben geschafft hat, deshalb hat jeder Satz, den er sagt, Bedeutung, denn eigentlich geht es um uns, um unseren Charakter. Diejenigen, die schimpfen, angreifen und meckern, haben einen berechtigten Standpunkt, über den es sich einmal in Ruhe zu diskutieren lohnen würde, und zwar nicht auf Parteibasis. Denn darum geht es doch eigentlich: Ist das wirklich notwendig? Was für einen Sinn hat es, Geld und Energie dafür zu opfern, einen Ungarn ins All zu schießen? Das habe ich jetzt Tibor Kapu selbst gefragt, der mir auf einer rationalen Ebene, also mit Verstand, in der Welt der Vernunft eine überzeugende Antwort gegeben hat, zumindest mich hat er überzeugt, als er mir erzählte, welche Experimente durchgeführt werden. Diese können nur dort durchgeführt werden. Von 30 Experimenten kann er 25 durchführen, und alle 25 sind ungarische Experimente. Es handelt sich also entweder um ein ungarisches wissenschaftliches Institut oder ein ungarisches Unternehmen, also um eine nicht internationale, nicht ausländische, sondern in irgendeiner Weise mit einer ungarischen Aktivität verbundene Forschung oder ein Unternehmen, für dessen Weiterentwicklung diese Experimente notwendig sind.
Wir haben sogar die meisten, also von den vier Astronauten haben wir die meisten.
Das hat er uns erklärt, auch mir, und ich habe es verstanden. Aber ich glaube, es gibt noch etwas anderes, denn der Mensch besteht nicht nur aus Verstand, sondern auch aus Herz. Und es ist eine sehr wichtige Frage, wie eine Gemeinschaft, eine Nation sich selbst sieht. Sieht sie sich selbst so, dass es Dinge gibt, mit denen sie in ihrem ganzen Leben nichts zu tun haben kann? Weil wir klein sind, so sind wir eben, und weil wir so sind, wie wir sind, und weil wir dort von vornherein keine Chance haben. Oder denkt sie über sich selbst, dass sie sagt: „Entschuldigen Sie, wir sind auch jemand! Ja wir sind sogar mit allen konkurrenzfähig, weil nicht immer nur die Größe zählt, und was andere können, dazu sind auch wir fähig.” Deshalb sage ich, dass das, was Sie gesehen haben, nicht unbedingt parteipolitisch motiviert war, sondern dass dies unser kulturelles Muster ist, und vielleicht kommt da nur die Parteienlandkarte dazu, denn ich bin mir sicher, ohne jemandem zu nahe treten zu wollen, dass in unserer Welt, in der bürgerlichen, nationalen, christlichen Welt sicherlich diejenigen in der überwältigenden Mehrheit sind, die aus Stolz und aus tiefstem Herzen sagen, dass wir Ungarn, wenn wir uns zusammenraufen, zu allem fähig sind. Auf der anderen Seite gibt es eher Menschen mit einem Charakter, die daran zweifeln. Es ist also nicht die Politik, die hier sich darüber erstreckt, sondern unsere kulturellen Unterschiede zeigen sich hier –manchmal in einem politischen Vokabular. Wie dem auch sei, für mich ist Tibor Kapu nicht deshalb ein Held, weil er aufgestiegen ist, auch wenn das eine große Sache ist, denn das ist bisher nur zwei Menschen gelungen, die in den tausend Jahren, in denen es Ungarn gibt, hier im Karpatenbecken geboren und aufgewachsen sind. Es ist ja doch nicht schlecht, zu den beiden zu gehören, die es jemals geschafft haben, und ich sage das jetzt nicht politisch, sondern wieder kulturell. Da ist ein Mensch im Weltraum. Er kann auf die Erde hinunterblicken. Was sagt Tibor Kapu, wenn er auf die Erde hinunterblickt? Ich habe gesucht, wo Ungarn ist. Er hätte auch sagen können, dass er endlich frei ist. Ich sehe die ganze Welt. Er hätte auf kosmopolitische Weise sprechen können. Hier liegt alles zu meinen Füßen, aber das hat er nicht gesagt. Er sagte, dass für ihn das Stück dort, das Ungarn ist, wichtig ist, und dass er das ansieht. Das sind sehr wichtige Sätze und sehr wichtige kulturelle Muster. Nicht nur, weil er hinaufsteigen konnte, was eine enorme körperliche und geistige Leistung ist, sondern weil er, als er hinaufgestiegen war, so auf uns herabblickte. Deshalb halte ich ihn für einen Helden. Zumindest für mich persönlich ist er deshalb ein Held.
Das ist das Hotel Lentulai, und unser Gast ist Ministerpräsident Viktor Orbán. Vielen Dank, dass Sie unsere Einladung angenommen haben. Bevor wir fortfahren, da wir uns auf YouTube befinden, auf dem YouTube-Kanal von Mandiner, bitte ich alle, die dies noch nicht getan haben, sich zu registrieren und auf die kleine Glocke zu klicken, denn mit Hilfe der kleinen Glocke werden Sie über alle neuen Inhalte informiert.
Ich war noch nie in einem Escape Room, daher danke ich Ihnen für die Einladung! Ich hoffe, dass Sie mich am Ende wieder hinauslassen.
Ja, wir sind so viele hier, dass wir es sicher irgendwie schaffen werden, auszubrechen, da bin ich mir sicher.
Ich war schon einmal an einem solchen Ort, aber dort wurde ich hingebracht, damit ich nicht draußen sein konnte. Es war sehr ähnlich wie hier, Ende der achtziger Jahre.
Kapu Tibor könnte die Menschheit wahrscheinlich auch so sehen, dass wir aus dieser Perspektive nur Staubkörner sind und die menschliche Existenz in einem Augenblick vergehen kann. Draußen, bevor wir uns unterhalten haben, Herr Ministerpräsident, sprachen wir über einen portugiesischen Fußballspieler, und gestern ist ein portugiesischer Nationalspieler zusammen mit seinem Bruder bei einem tragischen Autounfall ums Leben gekommen. Der portugiesische Verband trauert, Porto und Liverpool auch, denn es handelt sich um Diogo Jota, den Teamkollegen von Dominik Szoboszlai. Nun, seit Dominik in die Premier League gewechselt ist, schauen meiner Meinung nach auch diejenigen die Spiele von Liverpool, die zuvor keinem englischen Verein verbunden waren.
Ich bin hier. Ich bin keinem ausländischen Verein verbunden. Ein bisschen Real Madrid, wegen Puskás.
Hier ist meine Real Madrid-Mütze.
Wegen Puskás, aber den Engländern überhaupt nicht, denn ich halte nicht besonders viel vom englischen Fußball. Ich hätte nie gedacht, dass ich mir jemals einen englischen Verein anschauen würde, aber seit Szoboszlai dort spielt und jetzt sogar unser Freund Kerkez…
Ja
Sogar ein Torwart aus der Puskás-Akademie klopft dort an, ich schaue mir das jetzt schon an, und die Sache mit Jota.
Ja, ja
Ich war sehr überrascht von mir selbst. Als ich diese Nachricht hörte, noch dazu wenige Tage nach seiner Hochzeit. Das Ganze ist…
Genau. Zwei Wochen…
Und ich dachte auch an seinen armen Bruder.
Ja, sein jüngerer Bruder.
Ich dachte an seine arme Mutter. Ein Wunder, dass sie nicht wahnsinnig wird. Zwei Kinder auf einen Schlag. Und dann wurde mir klar, dass es für mich persönlich ist, weil ich regelmäßig die Spiele von Szoboszlai schaue. Ich habe also die Nachricht gehört und es war, als würde ich ihn kennen, was seltsam ist, weil ich ihn nicht kenne und eigentlich nichts mit ihm zu tun habe, außer dass er ein christlicher Portugiese ist und somit zu unserer Welt gehört, aber es geht um mehr als das: Ich pflegte ihn durch den Bildschirm in mein Zimmer zu lassen und empfinde es als persönlichen Verlust. Es ist sehr interessant, wie diese modernen Kommunikationsmittel eine persönliche Beziehung zu Menschen aufbauen können, die man nie gesehen hat und nicht kennt. Ein Ungar reicht dafür schon aus, er ist ein Teamkollege von Szoboszlai, und schon funktioniert es.
1982 war mein erstes Fußballerlebnis im Fernsehen, ich bin Jahrgang 1974. 1986 kaufte man sich als Kind schon das Stickersammelalbum und die Sonderausgabe der Zeitschrift „Képes Sport”. Vor einigen Jahren habe ich in der Wohnung meiner Mutter in einer verschlossenen Schachtel noch etwas gefunden, das mein 12-jähriges Ich zu dem 6:0-Debakel gegen die Sowjets geschrieben hatte: „Schiebung”.
Ach…
Meine Freunde und ich haben das so erlebt, dass das nicht sein konnte.
Es musste eine von der Verantwortung befreiende Erklärung dafür geben.
Wir hatten uns als erste Mannschaft Europas qualifiziert. Können Sie mir etwas Ermutigendes sagen, dass wir in meinem Leben, das in dieser Hinsicht mit Ihrem übereinstimmt, es liegen ein bisschen mehr als zehn Jahre zwischen uns, eine gute Chance haben, bei der WM dabei zu sein?
Ich habe mehr Gründe für Optimismus als Sie.
Was kommt dabei heraus?
Es kommt daher, dass Sie 1986 nur gesehen haben, wie wir uns fast wieder zurückgekämpft hatten. Ich erinnere mich an viele Spiele aus meiner Kindheit, dank meines Großvaters konnte ich unter abenteuerlichen Umständen Spiele sehen. Das interessiert natürlich niemanden, nicht darüber müssen wir sprechen.
In dieser Sendung kann alles interessant sein.
Aber woran ich mich sehr gut erinnere, und zwar als Tragödie, ist, dass ich nach einem Fußballspiel zum ersten Mal geweint habe. Das war, als dieser elende, lange, schlaksige Schwede von der Stelle des vor dem Tor des Gegners gebliebenen Vidáts den Ball ins Tor köpfte, 3:3 Schweden gegen Ungarn. Und Edström, oder wie auch immer dieser schlaksige Schwede hieß, köpfte den Ball ins Tor: 3:3. Wir standen kurz vor dem Weiterkommen. Bei einem 3:2-Sieg wären wir bei der Weltmeisterschaft dabei gewesen. Und das ist uns nicht gelungen. Damals wusste ich es noch nicht, aber jetzt sehe ich, dass damals der Niedergang wirklich begann. Deshalb kann ich besser als Sie beurteilen, wo wir jetzt stehen und wie wir das bisher Erreichte bewerten müssen, denn Sie beginnen bei 1986, als wir wieder einmal in einer Aufschwungsphase waren und hoffnungsvoll waren. Ich bin ein Kind der Hoffnungslosigkeit, also aus Sicht des Fußballs, als der ungarische Fußball einen Rückschlag erlitt und sich nicht für zwei Weltmeisterschaften in Folge qualifizieren konnte. Wegen Marseille „kommen die Tschechoslowaken“, sagte Szepesi, und später dann auch deswegen. Und von dort müssen wir uns wieder hocharbeiten. Ich denke also, wenn wir aus einer so tiefen Krise wie 1974 so weit kommen konnten, wie wir 1986 gekommen sind, dann projiziere ich das auf unser jetziges Leben, wo wir jetzt stehen, dann können wir genauso weit kommen, dann müssen wir im WM-Finale spielen, was übrigens meine fixe Idee ist. Alle lachen mich aus und verspotten mich, aber ich glaube, dass wir im WM-Finale stehen werden, und das werde ich noch erleben. Das wird noch in meinem Leben passieren.
Gibt es jetzt dafür einen Anführer?
Ich vertraue auf Szoboszlai, ja. Ich habe geheime Aufstellungen.
Eine Magnettafel?
Nein, kleine Notizen. Ich bin in der Gutenberg-Galaxie hängen geblieben, ich schreibe mit Bleistift und Feder. Natürlich hat mich niemand um Rat gefragt, aber ich habe mir selbst aufgeschrieben, wie es in acht Jahren sein wird, wenn wir im WM-Finale stehen.
Lassen Sie uns hier im Hotel Lentulai den jungen Viktor Orbán ins Gedächtnis rufen, und ich sage Ihnen, warum ich Sie darum bitte. Vor zwei Jahren hatte ich ein langes Gespräch mit László Kéri, und vor zwei Wochen hatte ich ein langes Gespräch hier mit László Bogár. Beide haben Sie erwähnt. Bogár sagt, Sie seien als Teenager und junger Student eine unbändige Urkraft gewesen und hätten eine inspirierende Diskussionsfähigkeit und Kultur gehabt, die auch Ihr Umfeld inspiriert habe. das ist einer der neuen Gedanken. Kéri nannte Sie vor zwei Jahren in meiner gesamten Sendung, als Sie zur Sprache kamen, im Zusammenhang mit der nahen Vergangenheit Orbán, wenn es um die Bibó-Zeit ging, dann Viktor. Und dasselbe galt auch für Gábor Fodor und Deutsch. Er begann, Nachnamen zu vergeben, wenn es um aktuelle Kritik ging, und mit Hilfe meiner Sendung reiste Kéri mit einer seltsamen Zeitmaschine in die Vergangenheit, und sofort waren Viktor, Gábor und Tamás da.
Ja, aber das ist doch nett, oder?
Absolut nett.
Denn worum geht es letztendlich? Es geht darum, dass wir, so oder so, doch Schüler von László Kéri sind.
Ja.
Er hatte als Lehrer keine Stunden mit uns, aber wir haben sehr viele Stunden zusammen verbracht, neben der Universität organisierte er Spezialkollegs und so weiter. Deshalb haben wir ihm viel zu verdanken. Und wenn er solche schrecklichen Dinge über uns sagt, wirklich Dinge, die mir die Haare zu Berge stehen lassen, dann denke ich mir: Mein Gott, Laci, ich sage nicht: „Was redet Kéri da schon wieder?”, sondern: „Laci, wir kennen uns doch schon seit tausend Jahren, das kannst du doch nicht ernst meinen!” Es ist also eine große Sache, dass die Lehrer-Schüler-Beziehung politische Stürme überstehen kann. Ich halte das für eine nette Sache. Und so ist das Leben. Wir sind erwachsen geworden und gefallen unseren ehemaligen Lehrern nicht mehr in allem. Ich hätte nur gerne diese unbändige Urkraft gehabt, denn dann hätte ich mich nicht der Politik zugewandt, sondern hätte es bis in die Nationalmannschaft des ungarischen Fußballs schaffen können, aber ich hatte nicht genug unbändige Urkraft, um das zu erreichen. Denn wenn sie irgendwo nötig ist, dann ist sie es dort wirklich. Aber zweifellos steckt darin ein Körnchen Wahrheit. Ich suche es jedoch nicht im Ausdruck „ungezügelte Urkraft”, sondern eher in der radikalen Mäßigung. Denn ich bin radikal, also folge ich in meinem Denken der radikalen ungarischen Tradition. Ich weiß jetzt nicht mehr, ob es Ady oder Csurka war – solche radikalen Autoren vermischen sich schon in meinem Kopf –, der den für mich maßgeblichen Satz geschrieben hat, dass ein Volk wie das ungarische sogar die Luft nur radikal atmen darf. Das bedeutet, dass man radikal denken muss. Auch wenn uns das, was wir sehen, nicht gefällt, müssen wir alles, was mit uns geschieht, bis zu den letzten Konsequenzen durchdenken. Sonst geben wir uns Illusionen hin, und das führt zu großen Problemen. Gleichzeitig darf man in der Politik nicht radikal handeln. Ich bin also radikal im Denken, aber maßvoll im Handeln. Und deshalb ist die Erinnerung der Herren an eine Urkraft nicht unbegründet, aber das ist eher eine Art geistig-politischer Radikalismus. Und natürlich auch in der Debatte…
Ja…
Ein radikal denkender Mensch verfolgt auch in einer politischen Debatte konsequent die Konsequenzen seiner Gedanken und zeigt dann in einer Debatte eine Stärke, die wie Stärke wirkt, aber in Wirklichkeit keine ist, sondern intellektueller Radikalismus.
Der rechte Teil der Gesellschaft, der zur Regierung hält, verweist auf Sie oft, dass Sie zu Hause eine Kristallkugel haben. Es gibt also viele Dinge, die Viktor Orbán wie vorhergesagt oder geahnt hat.
Nun, deshalb…
Csurka ist der andere, über den man das noch vor Ihnen gesagt hat.
Aber deshalb geschieht das, was ich gesagt habe, weil ich die Dinge durchdenke. Ich sehe also nicht nur etwas, sondern ich glaube sogar, dass man mich – so könnte ich es auch formulieren – eigentlich deshalb hält, ja dass Ungarn dazu einen Ministerpräsidenten hat, damit dieser mutig, ohne Angst und ohne Energie zu sparen, alles durchdenkt. Ich bin also eigentlich ein Mensch, der Dinge durchdenkt, und vielleicht bin ich darin sogar wettbewerbsfähig, vielleicht sogar auf internationaler Ebene. Wir machen jetzt etwas, das ist sehr schön, aber ich möchte wissen, was daraus morgen, übermorgen und dann in drei Jahren wird. Ich habe keine Kristallkugel, sondern diese radikale geistige Haltung, um die Welt zu verstehen. Und wenn man so daran herangeht, sieht man auch Dinge voraus, die sich Menschen, die in der Gegenwart leben, nicht vorstellen können, dass das, was wir heute hier sehen, einmal daraus werden wird. So ist es auch mit der Migration, um ein konkretes Beispiel zu nennen. Ich habe also keine Kristallkugel, mit der ich in die Migration geblickt habe, sondern ich habe hineingeschaut und die Migration gesehen und verstanden, was sie bedeutet. Ich habe sehr viel Energie investiert, um zu verstehen, was hier passieren wird. Und noch nicht einmal die Hälfte von dem, was hier mit der ganzen europäischen Welt noch passieren wird, ist bereits geschehen. In diesem Sinne ist es also keine Kristallkugel, sondern … Obwohl meine Frau in Bezug auf die Migration den eigentlichen Verdienst hat.
Na, bitte!
Ja. Ich habe auch beobachtet, wie sich das entwickeln wird. Sie arbeitet bei einer Hilfsorganisation und ist hingegangen, um den Migranten zu helfen. Das war die erste Welle. Sie kam nach Hause und sagte: „Na, reiß dich zusammen, geh‘ hin und lass‘ keinen einzigen rein. Nur junge Männer, die zum Militärdienst tauglich sind und eine gute körperliche Verfassung haben. Lassen wir die Märchen von der Flucht, denn das wird noch Ärger geben“, sagte sie, „geh‘ hin und schaff’ Ordnung.“. Na ja, so hat sie es nicht gesagt, aber geh‘ hin und verhindere das.
Und dass Sie Ihrer Frau glauben, war das empirisch begründet?
In bestimmten Dingen muss ich ihr einfach glauben. Sie ist besser, intellektuell besser als ich. Sie war eine bessere Schülerin und eine bessere Juristin als ich, also lohnt es sich, auf sie zu hören.
Ich möchte Ihnen etwas zeigen, ich gehe mit. Brauchen Sie meine Lesebrille?
Nein.
Tatabánya, Radír Radio.
Hoppla.
Die unerkennbare Gestalt bin ich.
Das hier?
Ja
Das glaube ich nicht.
Nun, nicht wahr?
Den anderen erkenne ich, aber dass das Sie sind, nein.
2009. Und als mir dieses Foto vor ein paar Tagen wieder in die Hände kam, als ich mich vorbereitete, wissen Sie, was mir da in den Sinn kam? Es war das letzte Jahr für Sie und Ihre Partei, in dem Sie – natürlich muss man das richtig verstehen – ohne jede Verantwortung waren, 2009 konnte man noch sagen, wir machen es, wir machen es anders, wir kommen dann, das ist nicht gut, das ist auch nicht gut, das ist unser Angebot und so weiter. Also aus einer Oppositionsposition heraus, wie soll ich es sagen, macht man leicht große Versprechungen, wie man so schön sagt. Das war das letzte Jahr. Niemand hätte gedacht – außer Ihnen mit Hilfe der Kristallkugel –, dass sechzehn Jahre vergehen würden und Fidesz und die Fidesz-Regierung immer noch das Land führen würden und Viktor Orbán Ministerpräsident wäre.
Dazu fallen mir zwei Dinge ein. Erstens: Ich glaube, ich habe es geschafft, bescheidener gesagt, das aus gutem Grund: Wir haben es auch geschafft. Was wir 2009 gesagt haben, haben wir auch umgesetzt. Unsere größten Versprechen, aber darum geht es in dieser Sendung nicht…
Das war die Roadshow gegen die Praxisgebühren.
Ja. Aber ich denke, unsere größten Versprechen, die wir diesem Land und den Menschen gegeben haben, sind, dass es eine nationale Regierung geben wird, dass wir eine nationale, bürgerliche, christliche Verfassung bekommen werden, dass wir die gesamte ungarische Wirtschaft umgestalten werden, dass die Arbeitslosenquote bei 13 Prozent liegt, so hoch war sie damals, aber dass hier jeder eine Arbeit bekommen wird. Wir haben große Dinge versprochen, und ich glaube, wir haben sie auch umgesetzt, was im Übrigen aber nicht bedeutet, dass jetzt alles in Ordnung ist. Ich empfehle meinen Kollegen immer das Sprichwort der Wiener: Alles ist sehr in Ordnung, aber nichts ist an seinem Platz – so sagt man in Wien. Daher habe ich auch kein Problem damit, uns selbst zu kritisieren. Ich bin Calvinist, und dort gilt der Hauptgrundsatz, dass die Kirche immer reformiert werden muss. Das gibt es also nicht, dass etwas gut ist, oder nicht besser sein könnte, das gibt es ganz sicher nicht. Es stört mich also überhaupt nicht, dass ich nach fünfzehn Jahren sagen muss: Leute, ich nehme ja an solchen Gesprächen teil, hier ist diese Sache, wir sind vorangekommen, aber wie sieht dass denn nun aus? Da gibt es ja noch jede Menge Arbeit! Ich habe also auch nach fünfzehn, sechzehn Jahren noch jede Menge Arbeit. Deshalb ist meine Einstellung zur Welt, zur Realität, dass wie wir sie verändern, verbessern und noch besser machen können, so sehe ich die Welt. Auch wenn ich an der Regierung bin, und auch wenn ich in der Opposition bin. Das beeinflusst mich nicht, denn die Richtung meiner Denkweise ist unabhängig von meiner politischen Position.
Seitdem eine neue Oppositionskraft mit einem recht eigenartigen Führer an der Spitze auf der Bildfläche erschienen ist, habe ich an unzähligen Sendungen teilgenommen und schaue mir viele Sendungen an, und man sagt, dass es hier eine Spaltung zwischen der Rechten, den Medien, der Branche oder innerhalb dieser gibt, dass man sich mit ihnen beschäftigen muss, dass man sie zeigen muss; die andere, diametral entgegengesetzte Ansicht lautet: Das ist nicht notwendig, wir müssen uns um unsere eigenen Angelegenheiten kümmern. Das lässt sich übrigens sehr gut mit Fußball vergleichen: Man hat seine eigene Taktik, und dann passen sich die anderen an uns an, oder es gibt Trainer, die sagen, wir sollen immer erst schauen, wie die anderen spielen, und uns dann daran anpassen. Und dann sagen diejenigen, die auf dieser Seite stehen, dass man sich nicht damit beschäftigen muss, dass eine gute Regierungsführung ausreicht. Und meine nächste Frage lautet: Nächstes Jahr wird die Fidesz-KDNP-Regierung ihr sechzehntes Jahr antreten.
Für mich ist es bereits das zwanzigste Jahr.
Umso mehr…
Denn ich war ja schon vorher an der Regierung.
Das stimmt. Kann eine Gesellschaft der Regierung überdrüssig werden, denn so etwas gab es noch nie. Wir kennen kein Beispiel dafür aus den letzten Jahrzehnten, nirgendwo auf der Welt. Kann es also sein, dass die Gesellschaft bequem wird, dass die Fidesz-Wähler bequem werden und dass die Fidesz-Politiker bequem werden?
Das kann passieren, aber das darf man nicht zulassen. Was wäre das denn für eine Sache! Wir sehen übrigens nicht so aus, als würden wir von morgens bis abends faulenzen. Ich glaube, dass in diesem Land nur wenige mehr arbeiten als ich oder wir, deshalb würde ich gerne diejenigen kennenlernen, die von sich behaupten, dass sie mehr arbeiten als wir oder sogar mehr als ich persönlich, sowohl was die Arbeitszeit als auch die Leistung angeht. Ich will nicht unbescheiden sein, aber ich arbeite täglich 14 bis 16 Stunden. Aber zwei Dinge möchte ich sagen. Ich finde es gut, wenn man die Regierung satthat. Das ist nicht schlecht, sondern gut. Denn wir müssen dahin kommen, dass wir sagen können, dass unabhängig davon, welche Regierung wir haben, was natürlich nie irrelevant, aber nicht entscheidend ist, hier, bitte schön, ist auch dann alles in Ordnung. Leider weiß ich nicht, ob das jemals der Fall sein wird, unsere Geschichte ist nicht so. Es gibt Länder in Europa, in denen man nicht einmal merkt, wenn es keine Regierung gibt. Dass es Belgien 180 Tage keine Regierung gibt, fällt nicht auf. Dass Italien gerade eine Regierung hat oder nicht, fällt nicht auf. Und es gibt Völker oder Nationen, die aufgrund ihrer Geschichte und ihres Charakters einen Staat und eine Regierung brauchen, denn wenn es keinen gut funktionierenden Staat und keine führende Regierung gibt, zerfällt die gesamte Gemeinschaft, sie erstarrt, kommt zum Stillstand, ist erfolglos, zerfällt. Ich glaube, wir sind so, deshalb finde ich es gut, wenn die Menschen wissen, dass es wichtig ist, dass wir eine Regierung haben, und dass es eine gute Regierung ist, aber ich möchte auch dahin kommen, dass man sagt: Ja, die Regierung, da läuft alles gut. Aber so weit sind wir noch nicht. Das ist das Erste, was ich sagen möchte. Meine zweite Anmerkung ist, dass hier nicht Fußball funktioniert, sondern Rugby. Denn Politik ähnelt Rugby. Man muss während des Laufens sich herumschlagen. Du hast den Ball, läufst und wirst ständig angegriffen. Du musst sie niederdrücken.
Sie nennen eine Sportart, die in Ungarn keine Kultur hat.
Ja, aber Politik ist dennoch genauso. Der Punkt ist also, dass man beim Laufen kämpfen muss, und wenn du den Ball hast, greifst du nicht andere an, aber du wirst ständig angegriffen. Du gehst auf dein Ziel zu, das du dir gesetzt hast, du trägst den Ball, du rennst, rennst, rennst, rennst, und sie kommen von rechts und links, du darfst nicht bequem werden, wenn du bequem wirst, werfen sie dich zu Boden, so wie wir es auf dem Rugbyfeld sehen. So ist das eben.
Wenn wir uns die Geschichte des modernen Ungarn seit 1990, seit dem Systemwechsel, ansehen, schauen wir uns die Zusammensetzung des ersten Parlaments an. Selbst in den Äußerlichkeiten. Da war nämlich die Bekleidungsfabrik „Roter Oktober”, aber auch schon Tamás Deutsch mit seiner Jeansjacke. Vieles hat sich verändert. Die Reden haben sich geändert, die Erzählweise hat sich geändert, es hat sich geändert, wie man um die Gunst der Wähler kämpfen kann, wie man erfolgreich um die Stimmen der Wähler kämpfen kann, damit wir ein Mandat erhalten. Wie hat sich Ihrer Meinung nach in den 35 Jahren seit 1990 der Archetyp des Politikers in Ungarn verändert?
Sehr stark.
Weil man heute ganz andere Fähigkeiten braucht als damals.
Kann man hier einen Schritt zurücktreten und also auch über ernstere Dinge und aus einer größeren Distanz sprechen?
Betrachten wir es so!
Ich bin also natürlich kein Kulturanthropologe, daher spreche ich hier nur als Laie und Beobachter, aber Kommunikation ist ein Schlüsselbegriff in der Politik. Kommunikation bedeutet ja, wenn ich es ins Ungarische übersetze, etwas gemeinschaftlich zu machen, etwas zu einer gemeinsamen Sache zu machen, nicht wahr? Wenn ich einen Gedanken, einen Plan, eine Idee habe, kommuniziere ich das mit dir, mache es zu etwas Gemeinsamem. Ich spreche nicht zu dir, sondern mache es zu etwas Gemeinsamem. Wenn man versucht, die Menschheit rückwärts zu denken, dann befinden wir uns jetzt in der dritten Phase, in der wir uns fragen: „Wie machen wir unsere Dinge zu etwas Gemeinsamem?“ Die erste Phase war, wenn man etwas wollte, musste man zum anderen gehen. Denn es gab auch noch keine Schrift. Es gab also nur die Sprache. Man ging hin und sagte es. Dann kam Gutenberg, der Buchdruck, man schrieb etwas auf, gab es weiter, und der andere las es. Eine unverzichtbare Voraussetzung für den Erwerb von Informationen durch Lesen und die Entstehung einer Gedanken-Gemeinschaft ist, dass der Leser versteht, was er liest, dass er nicht nur liest, sondern auch die Gedanken des anderen versteht, nicht nur das, was geschrieben steht, sondern auch das, was dahintersteht. Deshalb war in unserer Welt, aus der ich komme und aus der vielleicht auch Sie kommen, das Wesentliche das Verstehen. Nicht das Erkennen, sondern das Verstehen. Es gibt etwas, der andere sagt mir einen Satz, und ich verstehe, was er sagt. Ich möchte verstehen, warum er es sagt, und so weiter. Und jetzt tritt die Menschheit in eine dritte Phase ein, und das wirkt sich auch auf die Politik und unseren Beruf aus, wenn es Bilder gibt. Man kann also Bilder verschicken. Wir, die wir noch in der Gutenberg-Galaxie feststecken, denken natürlich, dass das wirklich Wichtige das Verstehen ist, denn Dinge kann man doch nur durch Bilder, die man sich hinter Texten vorstellt, richtig verstehen. Aber die Jugendlichen schicken sich nur noch Bilder. Die Texte werden immer kürzer, und wenn ich meiner eigenen Jugend gegenüber nicht voreingenommen bin, sondern die Jugendlichen von heute verstehen will, muss ich anerkennen, dass ein Bild mehr Informationen enthalten kann als ein Roman von Dostojewski. Vielleicht übertreibe ich jetzt, aber es ist viel mehr, nur sehen wir das nicht so, weil wir das Verständnis als Wert betrachten. Die Jugendlichen von heute schauen hin, haben einen Eindruck, haben etwas kennengelernt und gehen weiter. Und das wirkt sich auf unseren Beruf, auf den unsrigen aus. Deshalb schwindet in der Politik das Verständnis, die Fähigkeit zum Verständnis, das Streben nach Verständnis, das früher ausschließlich war, und stattdessen werden Eindrücke, Erfahrungen, Kurzfristigkeit, ein Tag, die Stimmung bestimmend. Und das schadet dem politischen Denken. Vielleicht ist es gut für die Kommunikation, weil wir leichter Gemeinschaft schaffen können, aber es schadet sicherlich einem tieferen Verständnis der wichtigen Dinge. Ich hadere auch damit oder leide darunter, ich sehe dieses Phänomen. Aber so ist es nun einmal, so ist die Welt, wir kommunizieren mit Bildern, wir müssen diese Sprache sprechen können, wir müssen den anderen in dieser Sprache erreichen, wir müssen in Bildern erklären, was wir wollen, was wir denken, und er versteht das aus den Bildern. Das ist schwierig. Es hat unserem Beruf nicht gutgetan. Vorläufig sehe ich eher einen Qualitätsverlust als einen neuen Qualitätsanstieg.
Letztes Jahr sagten Sie in Kötcse zu diesem Thema: Es reicht nicht aus, dass die Fidesz-Politiker die fachpolitischen Debatten gewinnen, sondern sie müssen auch in der Lage sein, improvisiert, wenn es sein muss, innerhalb weniger Minuten, vor einer Kamera, die auf sie gerichtet ist, ihre Gedanken präzise, verständlich und menschlich zu formulieren, nicht in einer Fachsprache, was im Grunde dazu dient, die Botschaft der Regierung zu vermitteln. Meine Frage ist jedoch, ob Sie auch spüren, dass es Menschen gibt, denen das gut liegt, und anderen nicht?
Ja. Und diejenigen, denen es nicht liegt, werden aus dem Beruf verschwinden. Denn wie Sie schon gesagt haben, braucht man einfach andere Fähigkeiten, andere Skills. Und wer sie nicht hat, hat sie nicht. Das bedeutet nicht, dass er aus der Politik verschwindet, aber wir können ihn sicher nicht an vorderster Front einsetzen, sondern werden ihn irgendwo anders einsetzen, weil Erfahrung und Wissen wichtig sind, aber wir können ihn nicht entsenden. Ich entsende Lázár zum Beispiel zum Lázár-Info. Er ist also ein international herausragender Meister dieser Sache. Wovon wir sprechen, ist die Lázár-Info und János Lázár. So etwas hat meiner Meinung nach noch niemand gesehen, ich jedenfalls nicht, weder in Ungarn noch anderswo. Drei Uhr, raus auf die Straße, na los, Freunde, der Gegner kommt, es ist schrecklich, und dann geht es nicht nur darum, dass man eine Massenschlägerei verhindert hat, was manchmal auch eine schöne Leistung ist, sondern dass man dem Gegner nicht nur geantwortet hat, sondern wenn ich mir so eine Lázár-Info anschaue, dann komme ich am Ende zu dem Schluss, dass er auch alles Wichtige gesagt hat. Das ist eine große Leistung, das können nur sehr wenige in der Politik. Die neue Ära wird uns dezimieren. Viele von uns werden nicht auf den Beinen bleiben, viele werden nicht auf den Beinen bleiben.
Wenn Sie diese Fähigkeit jetzt hervorheben, wie viele Menschen mit dieser Fähigkeit wären nötig?
106. In Ungarn gibt es 106 Wahlkreise.
Schauen wir uns die neue Kraft an! Es gibt Dinge, die mir als Wähler so vorkommen, dass mein Ministerpräsident mich oben im Parlament vertritt, in Brüssel vertritt, in Straßburg vertritt, wo auch immer er gerade ist. Er hat die Möglichkeit, mit meiner Stimme zu sprechen, meine Gedanken und Interessen zu vermitteln, zu vertreten.
Das ist auch so.
Es gibt jedoch auch Situationen, Herr Ministerpräsident, wie beispielsweise dieses Interview, in denen ich als Moderator mehr Spielraum habe, während Ihre Position Ihnen dies nicht erlaubt, und das ist der nächste Punkt.
Das ist wahr. Ich kann nicht einfach alles Mögliche sagen.
Konservative, rechtsgerichtete Menschen – unabhängig von ihrer Generation – sagen über das Auftauchen von Péter Magyar und seinen anschließenden Amoklauf, dass so etwas in der Welt nicht vorkommt. Und jetzt kommt das, was Sie nicht sagen können, ich sage es dann. Er ist ein Geisteskranker, der seine Familie verraten hat, ein Schausteller ohne jegliche Botschaft, und wir, meine Freunde, meine Bekannten, viele, mit denen ich spreche, sind zu dem Schluss gekommen, dass der Schlüssel zum Ganzen darin liegen könnte, dass der Teil der Gesellschaft, der den Fidesz nicht mag, nicht einen Regierungschef gesucht hat, sondern einen Henker.
Das ist natürlich möglich. Ich möchte natürlich keinerlei negative persönliche Bemerkungen machen.
Deshalb habe ich es so eingeführt.
Ja, ja, also ich sage so etwas nicht. Ich könnte noch viel Stärkeres sagen, aber…
Aber das ist eine Wut, die man mit der Faust ballen muss. Spüren Sie das?
Ja, aber ich versuche eher, es zu verstehen.
Ja, aber ich versuche eher, es zu verstehen.
Okay.
Wovon reden wir hier? Für mich ist das nichts Neues. Was Sie also als neu bezeichnen, ist für mich nicht neu. Ich habe das schon gesehen, zwar immer in unterschiedlichen Formen, aber im Wesentlichen ist es dasselbe, und als radikaler Denker, der den Dingen auf den Grund geht, ist das für mich dasselbe. Demokratie ist so, dass, egal was man tut, es immer Menschen gibt, die dich nicht mögen, die nicht mit dir übereinstimmen, die nicht das wollen, was du willst, und dafür kann es viele Gründe geben. Das kann geistige, ideologische, intellektuelle oder persönliche Abneigung sein, persönliche Kränkungen, vieles kann es sein. So etwas gibt es, so ist die Demokratie. Und wenn wir einmal Macht und Politik nach demokratischen Regeln organisiert haben, und das ist nun einmal so, weil wir nichts Besseres kennen, wie Churchill sagte, dann muss man das akzeptieren. Der Satz klingt zwar lustig, aber es schmerzt auch ein wenig, wenn man sagt, dass auch diejenigen, die nicht für uns stimmen, gut mit uns fahren. Diejenigen, die für sie stimmen, fahren schlecht mit ihnen, und trotzdem stimmen sie für sie. Da steckt etwas Schmerz darin, nicht wahr?
Sagen Sie das nicht mir, natürlich.
Gut, aber darüber sollte man sich nicht zu sehr aufregen, denn so ist es nun einmal. So ist die Demokratie eben. Wenn die Macht in einer Gesellschaft nach demokratischen Regeln verteilt ist, dann ist es immer so, das muss man akzeptieren. Es lohnt sich nicht, darüber zu jammern und zu sagen, dass sie die Zusammenhänge nicht sehen, dass sie gegen ihre eigenen Interessen stimmen, also sollte man sich darüber nicht den Kopf zerbrechen. So ist es nun einmal. Deine Aufgabe ist es, in diesem Umfeld gut zu sein, in diesem Umfeld so vielen Menschen wie möglich zu helfen. Sammle so viel Verständnis, Interesse und Sympathie wie möglich für dich. Das ist das Wichtigste. Das andere ist für mich nichts Neues, denn die Grundstruktur der ungarischen Politik ist doch seit hundert Jahren unverändert. Hier stehen immer dieselben gegen dieselben. Das ist auch hier so. Die Frage ist, wer ist dein Herr? Mein Herr ist das ungarische Volk. Ich bin ein Mann des ungarischen Volkes. Ich diene den Ungarn. Diejenigen, die mir gegenüberstehen, werden das niemals tun. Meine großen Gegner werden das niemals tun. Ihre Herren waren woanders, sie wollten nie das, was gut für die Ungarn ist, sondern Internationalismus, die Internationalität, die westliche Zivilisation, die NATO, Brüssel, Gott weiß was noch alles, aber immer wurde von irgendwoher vorgegeben, was dieses Land braucht, und solche Leute finden immer ausländische Mächte, denen es wichtig ist, was in Ungarn passiert, und die die Ereignisse in Ungarn beeinflussen wollen. Deshalb sind die Herren dieser Politiker nicht hier. Deshalb diskutiere ich auch nicht mit ihnen, ich diskutiere nicht mit Tisza und Péter Magyar. Mit ihren Herren diskutiere ich, ja! Jeden Monat in Brüssel. Dort sind unsere Gegner. Nicht das ungarische Volk ist mein Gegner, sondern diejenigen, die dort sind, und natürlich ihre Statthalter hier. Das ist also nichts Neues für mich, nur die Form, der Geruch, das Aussehen sind anders, aber im Wesentlichen ist es aus meiner Sicht dasselbe.
Okay, nehmen wir an, ich akzeptiere diese Aussage und dass es sich um eine schicksalhafte Sache handelt, deren verschiedene Inkarnationen wir bereits in der Vergangenheit gesehen haben. Dann können wir sagen, dass wir das Rezept haben. Aber wir haben das Rezept doch noch nicht, es kommt nicht so, dass Péter Magyar auftaucht, es gibt einen Tisza, und dann weiß der Fidesz am nächsten Tag sofort, was zu tun ist. Denn auch wenn das Phänomen bekannt ist, sie sagen, Ihnen ist dieses Phänomen bekannt, aber die neue Form wird eine völlig andere Kampfweise erfordern.
Ja, dann schon, aber damit beschäftige ich mich jetzt nicht, denn in der Politik ist das Timing das Wichtigste. Ich würde es eher so sehen…
So gewinnen die Deutschen Turniere.
Ich würde eher sagen, dass das Timing in der Taktik das Wichtigste ist. In substanziellen Fragen vielleicht nicht, aber in der Taktik, im taktischen Teil der Politik, ist das Timing entscheidend. Und eine Regierungspartei braucht enorme Selbstdisziplin. Ich kann es mir nicht leisten, und das Land kann es sich auch nicht leisten, dass sich die Regierung in einer Zeit außerhalb des Wahlkampfs, wie wir sie gerade erleben, mehr als zehn bis fünfzehn Prozent mit den Gegnern beschäftigt. Und ich bin auch nicht bereit, mich mehr damit zu beschäftigen. So viel muss sein! Ein bisschen muss es natürlich sein, denn Rugby ist so eine Sache, wenn…
Ich wollte sagen, Sie haben gerade Rugby erwähnt, das kann man nicht mit einer Apothekerwaage messen.
Ja, aber ich schätze es im Großen und Ganzen so ein. Dann kommen wir immer näher an die Wahlen, dann kommt die Kampagne, dann kommt die Vorwahlkampagne, oder wie man das sagen muss, die Wahlvorbereitung, die Vorwahlkampagne und die Wahlkampagne, dann verschiebt sich das Verhältnis, dann muss man anders vorgehen, weil man sich in den Kampf stürzen muss. Aber jetzt befinden wir uns noch in einer Phase vor der Vorbereitung. Das ist noch nichts im Vergleich zu dem, was noch kommen wird.
Wir sitzen hier mit Viktor Orbán am Freitagvormittag, und im Vergleich zu Freitag ist gestern Judit Varga wieder ins Rampenlicht getreten. Sie musste als Zeugin vor Gericht erscheinen. Es hat mir gutgetan, sie zu sehen. Es hat mir in dem Sinne gutgetan, dass sie die oppositionellen Journalisten in ihre Schranken verwiesen hat. Sie wirkte gefasst, und ich hatte wieder das gleiche Gefühl, ein Gefühl des Verlustes, und viele auf dieser Seite sind der Meinung, dass diese Frau zu Höherem berufen wäre. Wenn Sie die Berichte gesehen haben, ich nehme an, Sie haben diese auch gesehen – wie haben Sie sich dabei gefühlt?
Es tut immer weh. Und das sind persönliche Angelegenheiten, daher kann ich hier fast nichts dazu sagen. Aber ich habe zusammen mit ihr den letzten anderthalb Jahren durchgekämpft, sie wollte mindestens dreimal zurücktreten. Sie sagte, sie halte das, was zu Hause los war, nicht mehr aus, aber das…
Okay…
… sie hat wirklich alles hinter sich. Und ich habe ihr gesagt: Judit, bitte halten Sie durch. Versuchen Sie es, Sie sind talentiert, ich vertraue Ihnen sehr, Sie leisten sehr wichtige Arbeit, versuchen Sie es. Nun, sie hat durchgehalten, solange sie konnte. Für mich ist das also auch ein persönlicher Schmerz. Andererseits ist es eine enorme Verschwendung für das Land. Ich muss sagen, dass es in der Politik sehr selten vorkommt, dass jemand so talentiert ist, ein Naturtalent, also nicht gelernt, sondern geboren, wie es Frau Ministerin Judit Varga war. Und natürlich ist die Politik unerschöpflich. Es ist nie so, dass man fertig und vorbereitet ist und alles weiß. Das gibt es also nicht. Erfahrung ist das A und O in der Politik, und davon kann man immer mehr sammeln, aber als alter Hase, wenn ich das so sagen darf, der vielen jungen Menschen auch außerhalb der Politik und in der Politik selbst eine Chance gegeben hat, ist es meine Aufgabe, Talent, Fähigkeiten und Gespür zu erkennen. Und Judit hatte das Zeug zur Ministerpräsidentin. Natürlich hätte sie noch vier bis acht Jahre gebraucht, aber sie hatte alles, was man braucht, um sich für ein Land engagieren zu können, wichtige Entscheidungen zu treffen, zu führen, zu organisieren und zu vertreten.
Das habe ich so ausdrücklich noch nie von Ihnen gehört.
Ja, das ist nicht meine Art. Brillant. Judit ist brillant, das ist das beste Wort, das mir einfällt. Deshalb ist das alles so schmerzhaft und ärgerlich.
Wenn ich einen Vorschlag machen darf, trinken Sie etwas von Ihrem Wasser, basierend auf den bisherigen Erfahrungen der Sendung. Es kommt der Teil, in dem es persönlich wird, was ein wichtiger Teil dieser Sendung ist, und wenn man sich auf Viktor Orbán vorbereitet und versucht, all die Menschen zusammenzutragen, die er perspektivisch aus allen möglichen Bereichen im Blick hatte und hat, dann wird einem klar, dass diese Liste zwei- bis zweieinhalb Mal so lang ist.
Ja, aber darf der Ministerpräsident persönlich werden?
Das ist eine lustige Bezeichnung für diesen bestimmten psychologischen Test, der ein Assoziationsspiel ist.
Wir begeben uns jetzt auf sehr gefährliches Terrain, ja.
Glauben Sie mir, Sie sind in Sicherheit.
Ja, denn es ist ohnehin nicht schön, wenn Privatpersonen ihre Meinung über andere äußern, aber wenn jemand Macht ausübt und seine Meinung über andere äußert, ist das sehr gefährlich, also haben Sie bitte Verständnis.
So wird es sein. Das Spiel läuft so, dass ich Ihnen nacheinander Namen nennen werde, und Sie sagen mir dann, was Ihnen als Erstes dazu einfällt, Herr Ministerpräsident. Sie haben kaum die Möglichkeiten, Geschichten zu erzählen.
Ein Wort, zwei Worte, drei?
Nein, manche können diese Person auf sehr literarische Weise mit einem Wort charakterisieren. Das ist auch möglich. Ein Satz, ein oder zwei Sätze. Und da es sehr viele Namen gibt und ich gerne vorankommen möchte, ist dies eine Rubrik mit hohem Tempo in dieser Sendung. Es kommt also die Rubrik mit den persönlichen Anspielungen, Viktor Orbán im Hotel Lentulai. János Kádár?
Galgen.
Károly Grósz?
Wir sind davongekommen.
Mátyás Szűrös?
Ein anständiger Mensch.
Imre Pozsgay?
Ein Herzensmensch.
József Antal?
Unglück. Ich meine, nicht für uns. Für uns war es sehr gut, dass er unser Ministerpräsident war, aber persönlich hatte er nicht mehr Zeit, das ist ein Unglück.
László Bogár?
Kompliziert.
Imre Boros?
Ein Genie aus der Provinz?
Gyula Horn?
Steter Tropfen höhlt den Stein.
Gábor Kuncze?
Leer.
Bálint Magyar?
Ein Holzklotz.
Ildikó Lendvay?
Talentiert.
Ibolya Dávid?
Verrat.
Krisztina Morvai?
Schade, dass sie so früh aufgehört hat.
Ferenc Gyurcsány?
Jesus Maria.
Gábor Fodor?
Schwierig.
Gerade das ist schwierig?
Schwierig, ja. Gábor ist ein komplexer Charakter. Ich habe sogar mit ihm in einem Zimmer gewohnt. Ich war ihm also sehr nahe. Vielleicht bin ich es sogar noch, auch wenn wir derzeit keine gemeinsamen Angelegenheiten haben. Wenn ich radikal bin, dann ist er absolut bürgerlich, absolut gemäßigt, gemäßigt bis zur Bequemlichkeit, vielleicht ist das das Richtige.
Gábor Vona?
Der Mann, der sich verirrt hat. Ich habe nach 2002 mit ihm den ersten Bürgerkreis gegründet.
András Schiffer?
Nun, geistig ist das meine Bahn. Ich pflege mit ihm zu diskutieren, ich erinnere mich, sogar im Parlament, aber er ist derjenige, der den Satz versteht, dass wir ein Volk sind, das sogar radikal atmen muss, Er ist also intellektuell radikal, obwohl er ansonsten links und ein Stadtmensch aus der Innenstadt ist, also genau das Gegenteil von mir, aber er hat dennoch einen intellektuellen Anspruch, die Dinge zu Ende zu denken, und deshalb ist es gut, sich mit ihm zu unterhalten, auch wenn man nicht mit ihm übereinstimmt.
Sie wissen, dass die rechten Wähler gemeinsam der Meinung sind, dass wir uns immer eine Opposition à la Schiffer wünschen?
Gut, aber damit tun wir ihm eher weh.
Ich wollte gerade sagen, dass ich András nicht in Gefahr bringen will. Klára Dobrev?
Ich kenne sie nicht, aber ich würde eher sagen, dass es nicht leicht für sie gewesen sein kann.
Gábor Demszky?
Warum fragen Sie das? Wegen des Oberbürgermeisteramtes?
Da habe ich eine Kategorie übersprungen.
Aber Sie fragen wegen des Oberbürgermeisteramtes, nicht wahr? Ich habe andere Erfahrungen gemacht. Ich war mit ihm im Gefängnis oder in der Zelle, wir wurden gemeinsam für ein paar Stunden festgenommen, und eine Arrestzelle ist nun mal ein schwieriger Ort, vor allem, wenn man vorher zusammengeschlagen wurde, und er hat sich gut benommen. Aber jetzt als Bürgermeister könnte ich auch schlechte Dinge sagen, kritisch, aber ich sage nichts. Dort, in jener angespannten und schwierigen Situation, als es um alles ging, hat sich Gábor gut verhalten.
István Tarlós?
Nur kein Risiko!
Gergely Karácsony?
Nun, Pride, Bankrott, Stau.
Ich habe es den Zuschauern und Ihnen nicht gesagt, aber aus ethischen Gründen habe ich keine aktiven Politiker aus der Regierung hierhergebracht.
Ich will auch niemanden moralisch beurteilen. Die ganze Rubrik… Ich bin überhaupt nicht in der Lage, Menschen zu beurteilen. Ich antworte Ihnen lieber so, dass ich Ihnen helfe, die Charaktere zu verstehen, das versuche ich lieber.
Das ist die Rubrik, die die Gäste normalerweise nicht mögen, die Zuschauer umso mehr. Damit bedienen Sie die Zuschauer.
Ja, ich fühle mich schlecht dabei, ja.
Árpád Göncz?
Zufall.
László Sólyom?
Das ist eine schwierigere Frage. László Sólyom hat seinem Land einen großen Dienst erwiesen. Trotz der vielen Verfassungen, Verfassungsänderungen, trotz der Tatsache, dass wir zwei Welten sind… Natürlich ist er ein Professor und ich nur ein Student. Aber wenn er nicht unter der Regierung Gyurcsány Präsident der Republik geworden wäre, hätte dieses Land viel schlimmer dran sein können. Und er hat diese Aufgabe übernommen und sie unter der Regierung Gyurcsány ehrlich erfüllt, das ist eine große Sache. Also, László Sólyom, der auch unser Lehrer war, deshalb bin ich ihm gegenüber von vornherein positiv voreingenommen, und ich bin nicht mit ihm einer Meinung, ich war in wichtigen Dingen nicht mit ihm einer Meinung, aber ich ziehe meinen Hut vor ihm, dass er das Land mit seiner Präsidentschaft vor größerem Unheil bewahrt hat.
Darüber pflegen wir eigentlich gar nicht wirklich. zu sprechen.
Aber es ist so. Wir sind nicht immer fair. Auch ich erinnere mich daran, dass er die Verfassung meiner Meinung nach schlecht und aus Sicht der ungarischen Souveränität ungünstig interpretiert hat und so weiter. Aber das ist alles zweitrangig im Vergleich zu der Heldentat, die er damals in den fünf Jahren als Präsident vollbracht hat, indem er das Land gerettet hat. Erinnern wir uns daran, dass die Linken ihn nicht gut behandelt haben. Es waren harte Jahre für ihn. Und er hat durchgehalten und es geschafft.
János Áder?
Ihm kannst du deine Familie anvertrauen. Wenn du also in Schwierigkeiten gerätst und jemanden brauchst, dem du deine Familie anvertrauen kannst, dann ist das János.
Katalin Novák?
Unser anderes Supertalent. Schade. Schade.
Gábor G. Fodor?
Wenn man ihn in Ruhe lässt, kommt nichts aus ihm heraus. Gábor ist also jemand, der an Menschen, an der Politik, an der Situation herumstochert und es versucht. Inspirierend, vielleicht ist das das richtige Wort.
Mária Schmidt?
Mari? Die mutigste Frau, die ich je gekannt habe. Die intellektuelle Schikaniererei, die man ihr angetan hat und ihr weiterhin antut, würden nicht einmal drei Männer aushalten. Und Mari zuckt nicht einmal mit der Wimper.
László Kéri?
Nun, wenn es schon so gekommen ist, dann ist es so… Schade um ihn.
István Stumpf?
Ich kann nur das Beste über ihn sagen. Obwohl es bei der Gründung des Fidesz zwei Konzepte gab. Wenn ich in den Zusammenhängen der alten Geschichte Ungarns spreche, dann Adressenpartei und Resolutionspartei. István war der Meinung, dass wir uns nicht sofort gründen sollten, weil das noch zu großen Problemen führen würde, wir waren da noch in der kommunistischen Ära, sondern dass wir zunächst unsere Absicht bekunden sollten, dass wir uns irgendwann gründen würden, und dann sehen sollten, was passiert. Und da sagte ich ihm: István, mach‘ keine Witze, entweder wir machen jetzt etwas oder wir lassen es bleiben. Was ich sagte, wir waren jung, und die jungen Leute von heute sind genauso. Keine leeren Versprechungen. Dass wir ankündigen, dass wir vielleicht irgendwann einmal etwas machen werden, wenn ihr uns nichts tut, ist doch sehr bluffartig. Wenn wir sagen, dass wir etwas machen, dann muss es auch wirklich und echt sein. Da hatte ich eine Diskussion mit István, aber er wollte mir oder uns seinen Willen überhaupt nicht aufzwingen. Er sagte nur wie ein Lehrer: „Denkt das bis zum Ende durch.“ Über István kann ich nur das Beste sagen. Er war ein fantastischer Kanzleiminister. Daran erinnern sich heute nur noch wenige, da er eher als Verfassungsrichter bekannt ist. Er war ein fantastischer Kanzleiminister. 1998 wurde ich ja mit 35 Jahren zum Ministerpräsidenten gewählt und musste mit 35 Jahren eine Regierung bilden. Niemand erinnert sich mehr daran, aber es war die Regel, dass ich versuchte, nur ältere Leute in die Regierung zu holen. Und alle waren älter. Ich war der Jüngste, ich war der Benjamin in der Regierung, der Ministerpräsident selbst. Denn Erfahrung und Wissen waren nötig. Und ich spürte, dass es hier etwas gab, weshalb ich dies auf mich nehmen konnte, aber es fehlte vieles, das irgendwie ersetzt werden musste. Erfahrung, Routine. Und da bat ich István, das gesamte System des Regierungsstabs überhaupt zu überdenken. Und er hat es nicht nur überdacht, sondern auch umgesetzt. Ich war und bin ihm sehr dankbar dafür.
Márton Békés?
Da gibt es noch viel, wir werden noch gute Bücher lesen.
Péter Tölgyessy?
Nun, das ist ein schwieriger Fall.
Er wird gerade von der oppositionellen Öffentlichkeit entdeckt.
Ja, aber Péter ist ein kluger Mann.
Absolut!
Er ist der Mann, dem es nicht gelungen ist. Einmal wurde er, ich glaube, nach dem tschechischen Befreiungsversuch von 1968 – da wir schon an einem Ort der Befreiung sind –, dem tschechisch-tschechoslowakischen Befreiungsversuch, dem Versuch, sich aus dem russischen oder sowjetischen Reich zu befreien, sind viele emigriert, und einer der intellektuell bedeutenden Menschen floh nach Wien, und man fragte ihn, was ein Politologe sei. Denn er war Politologe geworden. Ein Politologe ist jemand, dem es nicht gelungen ist. In der Politik natürlich. Und Péter ist so jemand. Und er hatte großes Pech. Seine ganze Generation hat übrigens Pech. Wir haben alle Sendezeiten ausgeschöpft, ich weiß nicht, ob das jemanden interessiert. Versuchen wir also, mit dem Kopf der 68er alles zu durchdenken, was in den letzten 35 Jahren passiert ist, was teilweise erklärt, warum sie mich, warum sie uns so unversöhnlich hassen. Jetzt mal abgesehen von den ideologischen Gründen, denn sie leben in einer progressiven, liberalen Welt, die eine andere Welt ist als unsere. Aber sie hatten 1989/90 eine Chance. János Kis, SZDSZ, Gábor Demszky, Bálint Magyar, Iván Pető, ich könnte noch Namen nennen. Péter Tölgyessy. Und sie hätten die MDF fast besiegt! 3 Prozent, 4, ich meine das Ergebnis auf der Liste. Damals gab es noch ein kompliziertes Wahlsystem, kleine Unterschiede. Es hätte fast geklappt! Dann kam 1994, als theoretisch die größte Oppositionspartei an die Macht kommen sollte, wenn die Regierungspartei stürzt. Das war die zweite Chance. Was geschah? Gyula Horn kam zurück und schlug sie. Und wieder kamen nicht die ’68-er SZDSZ und ihre Anhänger an die Reihe, sondern die alten Kommunisten kehrten zurück. Und Gyula Horn brachte die MSZP zurück, die erneuerte, umgestaltete MSZP. Noch ein Fiasko! Da beschlossen sie, ihre Seele zu verkaufen und gingen in eine Koalition, als radikalste antikommunistische Partei gingen sie in eine Koalition mit den ehemaligen Kommunisten. Das ist so, als hätten die Teilnehmer der Französischen Revolution aktiv an der Bourbonen-Restauration mitgewirkt, sagen wir es mal so. Das ist schon ziemlich seltsam. Aber sie taten es in der Hoffnung, dass die Kommunisten ja alt waren und sie selbst dann früher oder später von innen, aus den Reihen der Regierung an die Reihe kommen würden. Im Vergleich dazu kamen wir 1998. Sie wurden also einmal von den alten Konservativen geschlagen, dann von den alten Kommunisten und schließlich von den jungen Fidesz-Leuten. Sie haben es nie geschafft, dorthin zu gelangen. Wir sprechen von einer Generation, die zu Recht frustriert war, weil sie immer das Gefühl hatte, die gebildetste und klügste zu sein. Ganz gleich, ob das nun stimmte oder nicht…
Das haben sie die Gesellschaft auch spüren lassen.
Aber sie haben es so gesehen. Wir wissen jetzt nicht, ob es so war, weil sie es nie ausprobieren konnten. Deshalb sage ich immer, dass ich nicht weiß, ob ihr vielleicht die Klügsten und Besten wart, ob ihr der Weltrekord und die Weltsensation gewesen wärt, nur weißt du, zuerst muss man es dorthin schaffen, und dann kann man es sein. Ihr konntet nicht einmal dorthin gelangen. Aber das kann für eine ganze Generation eine frustrierende Erfahrung sein. Da stehen hinter ihnen all diese Künstler und Intellektuellen, alle, denn dies ist eine große Welt, ein großes Ökosystem, die es nie wirklich dorthin geschafft haben, weil es immer irgendwie anders gekommen ist. Seit 2010 sind wir dann auch noch wieder hier, und sie haben es nie geschafft. Péter hatte vielleicht großes politisches Talent und hätte ein guter Anführer sein können, aber das werden wir nie erfahren. Stattdessen schreibt er jetzt.
Ich versuche, mich zu beeilen. Dénes Kemény?
Nach drei Goldmedaillen gibt es nichts mehr zu sagen.
Krisztina Egerszegi.
Das ist fantastisch! Nicht nur sie ist fantastisch, sondern auch das. Also, dass jemand mit 26 Jahren so eine Entscheidung trifft?
Mit unter 30 schon.
Nein, noch weit vor 30.
Absolut!
Sie sagt, das Leben bestehe nicht nur aus Schwimmen. Und ich will eine Familie und ich will Kinder, und das war’s. Sie hatte doch das Zeug zu noch zwei oder drei Goldmedaillen, oder? Nun ja…
Natürlich…
Und sie sagt, es ist gut, also diese Tat oder diese Lebensentscheidung, die sie gegen Ruhm, Erfolg und Anziehungskraft getroffen hat, zeugt meiner Meinung nach von einer großen seelischen Stärke. Ich habe sie immer gemocht, und diese Entscheidung erweckt oder ruft in mir nicht nur Sympathie, sondern auch Respekt hervor, also einen Respekt, der über die sportliche Ehre und den Ruhm hinausgeht.
Tamás Darnyi?
Nun ja… Darnyi ist doch einer der Könige, oder? Oder der König. Deshalb kommt er in beiden Kategorien im Lagenschwimmen vor, zweimal. Ich weiß nicht, wann es das geben wird.
Viele Könige…
Ich sehe, Huber versucht es doch, aber es ist doch wirklich schwer.
Es gibt viele Könige hier, aber ich muss mich hier zurückhalten. Danuta Kozák?
Sie ist doch die stille Mörderin. Ich habe mehrmals mit ihr gesprochen, sie hat meiner Meinung nach in ihrem ganzen Leben kein lautes Wort gesagt, zumindest nicht dort, wo ich war. Sie setzte sich in den Kajak, dort entfesselte sie sich und tötete alle. Es gab also keine Gnade. Ich habe großen Respekt vor ihr.
István Kovács Kokó?
Ich glaube, Kokó hat politisches Talent. Ich habe mehrmals versucht, ihn für die Welt der Politik zu gewinnen, weil ich das Gefühl habe, dass politisches Talent dort das A und O ist. Ich weiß nicht, haben wir noch genug Zeit? Wir haben also auch über Skills gesprochen.
Ich habe mehr Zeit als Sie, weil Sie es eilig haben…
Denn in der Politik ist es das Wichtigste, dass man die Menschen liebt. Nicht allgemein, auf eine fromme Art, das ist auch sehr schön. In der Politik muss man sie nicht so lieben, sondern konkret, so wie sie sind.
Eine Partei hat jetzt auch die Liebe auf ihre Fahnen geschrieben, wissen Sie.
Und das bedeutet, dass Liebe in der Politik eigentlich bedeutet, dass man die Arbeit, die man macht, nicht für sich selbst macht, sondern für sie. Und das denkst du auch so. Und wenn du mit ihnen sprichst, mit den Menschen, dann sprichst du nicht mit ihnen, weil du ihnen etwas sagen willst, was dir wichtig ist, sondern du sprichst nur über das, was ihnen wichtig ist, denn schließlich geht es um sie. Und ich glaube, Kokó hat diese Fähigkeit. Nur gibt es dabei eine mindestens ebenso wichtige Aufgabe, nämlich dass es unmöglich ist, dass die Generation von László Papp keinen Boxer hervorbringt, der eine Chance auf eine olympische Goldmedaille hat. Es muss etwas getan werden! Das ist immerhin ein leuchtender Stern der ungarischen Kultur, also sind wir doch jemand im Boxsport, oder? Dazu werde ich auch noch etwas sagen. Ich finde, wir sind jemand im Boxsport, und diese ganze Boxkultur, der Verband, sollte so organisiert werden, dass auch etwas dabei herauskommt. Ich habe mit Holyfield gesprochen, der, wenn schon König, dann nicht nur König, sondern Kaiser ist. Ich habe mit Holyfield gesprochen. Ich habe ihm gesagt, ob er weiß, dass wir in Ungarn das einzige Land sind, in dem Boxen nicht Boxen genannt wird. Er sagte, nein, denn Boxen ist überall Boxen. Ich sagte, nein. Denn bei uns heißt Boxen Faustfechten.
Gibt es das nirgendwo anders?
Ich glaube, nirgendwo. Als ich ihm sagte, dass es „Fist Fencing” heißt, oder ich weiß nicht, wie man das übersetzen soll. Seltsam. Er sah mich an. Denn es geht nicht nur um rohe Kraft und Technik, sondern dies ist auch ein Fechten. Und ich glaube, für uns, in unserem Boxen, war es immer klar, dass es ein Faustfechten ist. Und ich denke, das ist ein kulturelles Attribut, eine Besonderheit, und das kommt jetzt im Boxsport nicht mehr zum Vorschein, was ich sehr bedaure. Vielleicht gelingt es Kokó, wenn er schon nicht in die Politik gegangen ist, dort.
András Törőcsik?
Ich bin so aufgewachsen, dass ich mit meinem Großvater in der Küche in Alcsútdoboz saß. Das Radio war hoch oben aufgestellt, es lief eine Zusammenfassung der Fußballmeisterschaftsspiele. Das Bild der ungeschlagenen Meistermannschaft von Fradi (Ferencváros) hing dort, darunter eine Fradi-Flagge in Dreiecksform. Das war also der Ort, an dem ich aufgewachsen bin. Vor diesem Hintergrund wurde ich in meiner Kindheit Fan von Újpest. Und darauf gibt es nur eine Antwort: Fazekas-Zámbó-Dunai-Törőcsik. So war das. Und nur das Spiel! Ich wusste nicht einmal, ob man Újpest isst oder trinkt.
Sie suchten den Konflikt mit Ihrem Vater.
Das war mein Großvater. Im Dorf sagten sie sogar, es sei die Mannschaft der Polizei. Ich sagte: Was für eine Polizeitruppe? Na, der Törőcsik… Na, der Törőcsik, seht ihr das nicht? Mein Vater interessierte sich weniger für Fußball, ich war mit meinem Großvater zusammen, wir wohnten in Alcsútdoboz, in so einem Kádár-Würfel mit zwei Zimmern. In einem Zimmer wohnten meine Mutter und mein Vater, ich und mein Bruder, und im anderen Zimmer meine Großmutter und mein Großvater. Sie versuchten, mich ordentlich zu erziehen, was für meine Eltern keine leichte Aufgabe war, deshalb gab es Disziplin, feste Schlafenszeiten, Schule, also Ordnung. Als 1970 die Weltmeisterschaft in Lateinamerika stattfand, war ich sieben Jahre alt. Wegen der Zeitverschiebung fanden die Spiele nachts statt. Und dann war der Trick, dass mein Großvater, dessen Zimmer an das unsre grenzte, nachts die Tür öffnete, wie mir meine Mutter später erzählte. Sie wussten natürlich, dass ich rübergehen würde, aber sie taten so, als würden sie mich nicht sehen, und dann bin ich nachts ‘rübergeschlichen und habe mich zu meinem Großvater auf den Schoß gesetzt, wo es Bambi zu trinken und Neapolitaner zu knabbern gab. Und wir haben zusammen die Spiele geschaut. Damit bin ich aufgewachsen. Ich mochte sieben Jahre alt gewesen sein, als das passiert ist. Ich war noch in der Schule.
Nun, die Konferenzschaltung gab es auch für mich. Zoltán Novotny, István Vass…
Oh je!
Großartig! Tibor Nyilasi?
Ich bin froh, dass er überlebt hat. Nyíl war ein großer Kämpfer, als ich noch jünger war, und ich bin regelmäßig in der Morgendämmerung zur Normafa gelaufen, um in Form zu bleiben. Jetzt habe ich weder die Kraft noch die Zeit dafür. Damals bin ich gelaufen, und manchmal habe ich gehört, wie jemand mit schweren Schritten hinter mir herkam und keuchte, und Nyíl ist regelmäßig an mir vorbeigezogen. So habe ich auch persönliche Erinnerungen an Nyíl.
Lajos Détári?
Er war unverzichtbar. Détári? Nun, unser letztes Genie. Jetzt ist Szoboszlai gut…
Interessant, denn Gera und Dzsudzsák sind ihm gefolgt, und wir haben auch Szoboszlai, aber aus irgendeinem Grund ist Döme derjenige geblieben, der….
Weil Döme Weltklasse war. Meiner Meinung nach – nun ja, was man als alter Amateurfußballer, der man am Rande der Fußballwelt steht, so sagen kann – hat Szoboszlai fantastische Fähigkeiten. Manchmal kann ich nachts nicht schlafen, das kommt manchmal vor, und ich will nicht, dass mir die Arbeit im Kopf herumgeht, dann schaue ich mir einfach alte Spiele an, morgens oder nachts. Es gibt nur sehr wenige alte Spiele, ungarische Spiele, die ich nicht gesehen habe, wenn es überhaupt welche gibt. Und wenn ich Szoboszlai sehe, ist es, als würde ich die Reinkarnation von Albert Flórián sehen. Die gleichen Bewegungen, gegen die Brasilianer, alles.
Er läuft ein bisschen mehr.
Ich wäre damit vorsichtig, denn aufgrund Ihres Alters erinnern wir uns besonders an den alten Albert, aber ich habe einmal irgendwo gelesen, dass er extra aus Isaszeg nach Pest zum Training gelaufen ist. Ich glaube also, dass wir ihn unterschätzen, weil wir uns an den alten Flóri Albert erinnern, mit seiner Hüfte, ich weiß nicht, was da war.
Ja, ja, ja.
Aber wenn man sich das Spiel Brasilien gegen Ungarn ansieht, dann sieht man, dass er seine Arbeit gut gemacht hat. Ich finde also, dass wir ein bisschen unfair sind. Aber ich muss wirklich sagen, dass ich in Szoboszlai diesen Albert Flórián sehe, ich suche den Farkas. Dann werden wir ganz oben sein, auf dem Gipfel oder unter den Gipfelstürmern, bereit für den Angriff auf die Spitze, wenn wir einen Jancsi Farkas haben. Den haben wir heute nicht.
Nicht unser Zoli Varga?
Nein, nein, wir unterschätzen ihn. Ich glaube nicht. Mit Zoli Varga habe ich zum Beispiel sogar Fußball gespielt, weil er ein Kind aus Vál war, Gott hab‘ ihn selig. Das liegt zwei Dörfer hinter Alcsút.
Hat er wirklich in seiner Zeit als Trainer zu Hause ohne Vorbereitung aus der Ecke dreimal hintereinander ins Tor geschossen?
Ich habe mit ihm ein Spiel der alten Herren auf dem Fußballplatz in Alcsút gespielt, der so schräg liegt. Unser Torwart war ein ehemaliger Auswahltorwart von Honvéd, und Zoli Varga hat einen Eckball geschossen. So etwas habe ich noch nie in meinem Leben gesehen. Jetzt schaue ich mir auch Szoboszlai an, aber Zoli Varga ist selbst im Vergleich zu Szoboszlai eine andere Liga. Er hat den Ball einfach hingelegt und mit voller Kraft aus der Ecke in die kurze Ecke oben geschossen, aber mit einer solchen Wucht, dass unser Torwart Lévai, der früher bei Honvéd gespielt hat, den Ball nur hinausfausten konnte. Noch eine Ecke. Das zweite Mal mit noch mehr Kraft, aber genau an die gleiche Stelle, und wieder konnte er ihn fausten. Und beim dritten Mal hat er den Ball genauso hingelegt, noch stärker, und der ging rein. Also nicht nur einmal. So etwas habe ich noch nie gesehen, ich respektiere auch Onkel Öcsi, ich habe schon viel gesehen, aber so einen Spann? Ich stand wie verzaubert am Sechzehnmeterraum und wartete darauf, dass er vielleicht herausspringt, aber er sprang nicht heraus…
Havas Henrik? Schneller Wechsel.
Wir sind schließlich Christen, wir versuchen, in jedem etwas Gutes zu sehen. Er ist zum Beispiel Újpest-Fan.
György Baló?
Duell. Es gab eine Sendung, noch während unserer ersten Regierungszeit, in der Gyuri sich bereit erklärte, über die Maßnahmen der Regierung zu diskutieren, was regelmäßig zu einem Duell wurde. So etwas gibt es selten. Diese Art ist also erst einmal ausgestorben. Er war ein sehr seltener, intellektuell begabter Mensch, er verstand Politik, verfügte über ein sehr tiefes, fast wissenschaftliches Wissen und war als Journalist verständlich und locker. Das ist also eine Art. In der angelsächsischen Welt ist das ein bekannter Typ von Journalisten, der fast schon in der Wissenschaft zu Hause ist, aber doch nicht ganz, schon in der Politik, aber auch nicht ganz, und der alles gut ausdrücken kann. Und solche Leute fehlen uns, wir hatten nie viele davon, und praktisch wird dieses Genre vielleicht wieder aufleben, zum Beispiel könnte es die Aufgabe von Mandiner sein, diese Leute wieder zu entdecken, weil sie zu einem solchen Profil passen, aber seit Baló haben wir diese Fähigkeit nicht mehr.
András Hont?
Ich habe ihn aufgenommen, mit einer kleinen Übertreibung habe ich ihn in den Fidesz aufgenommen, und mit einer kleinen Übertreibung habe ich ihn auch ausgeschlossen.
So ist es rund.
Aber eigentlich war ich nie dabei, ich glaube, er war in der Gruppe des VI. Bezirks, und zum Zeitpunkt des Systemwechsels war er ein junger… Also lassen Sie uns ernsthaft reden. Er hat also seine Verdienste. Es gab nur sehr wenige junge Menschen in der Sekundarstufe, die vor dem Systemwechsel sagten: „Na, dann los!“ Und András war so einer. Hont hat nicht herumgetrödelt, er kam und hat es einfach gemacht. Dann ist er natürlich so, wie er ist, wie wir ihn aus den Medien kennen, und dann gab es diese Parteidisziplin, die Absprachen, die Kompromisse nicht mehr, das ist nicht die Welt, in der er sich zu Hause fühlt. Es war nur eine Frage der Zeit, wann er sich davon lösen würde. Dann kam es zu einer Art von Gruppenspaltung, ich weiß nicht mehr genau, in welchem Jahr, und schließlich trennten sich unsere Wege. Jetzt ist er also in den Medien, aber zumindest versteht ihn endlich jemand, der sich in der Politik auskennt, weil er sich daran die Finger verbrannt hat. Er weiß, wovon er spricht.
Dániel Bohár?
Das ist die neue Welt. Das ist die neue Welt, und er ist der Star der neuen Welt. Und ich glaube, er steht dort noch ganz am Anfang seiner Karriere.
Márton Gulyás?
Den kenne ich nicht, ich glaube, ich habe noch nie ein Wort mit ihm gewechselt. Aber ich fürchte, das ist die Gruppe, die ihre Herren hat.
Bence Apáti?
Ich werde nie vergessen, dass es große politische Debatten darüber gab, wo der Ministerpräsident anlässlich des 200. Geburtstags von Petőfi, also 2023, eine Rede halten soll. Soll er eine traditionelle Rede zum 15. März halten, wie er es gewohnt ist und wie es von ihm erwartet wird, auf den Stufen des Museumgartens, oder sollen wir zum Geburtshaus von Petőfi gehen und dort einen 15. März für Petőfi begehen? Wir haben uns für Letzteres entschieden, auch weil ich schon lange etwas Ernstes und Gutes über Petőfi sagen wollte, was natürlich von der Opposition immer abgetan wird, dass ich über Literatur spreche statt über Politik, aber das ist nicht interessant. Ich glaube, sie verstehen eher nicht, was ich sage, aber das ist eine andere Sache. Und da stand Bence Apáti in der Menge. Ich sah ihn von der Seite stehen. Und ich hatte ein Zitat von Petőfi dabei, ein Zitat über Journalisten, das ich dort vortrug und das ungefähr so lautete: Wenn es keine Meerrettichsoße gäbe, würde ich Journalisten oder Theaterkritiker am meisten hassen. Und ich habe vor Augen, wie Bence Apáti, ich habe irgendwie zur Seite geschaut und Bence Apáti gesehen, der sich vor Lachen auf die Knie schlug, und seitdem muss ich immer daran denken. An die Meerrettichsoße, wenn ich Bence sehe. Ich wollte zu ihrer letzten Premiere ins Operettentheater gehen, aber das Leben kam mir dazwischen, ich konnte nicht hingehen, weil ich irgendwo in Brüssel sein musste.
Egon Rónai?
Ich kenne ihn nicht. Früher oder später wird es unvermeidlich sein, dass wir eine Sendung mit ihm machen, wenn er daran interessiert ist, denn er betreibt ein Genre, das es nicht mehr gibt. Also die Art von Sendung, die er auf der linken Seite macht, meine ich.
Ja.
Das ist ausgestorben. Es gibt doch noch eine solche Sendung, na, sagen Sie es doch bitte selber. Denn was gibt es denn auf der linken Seite? Auf der linken Seite gibt es Revolverjournalismus: peng, peng, peng. Und Egon Rónai sagt: „Sagen Sie mal, ich hätte da eine Frage, mich würde etwas interessieren, diese Stimme ist auf dieser Seite ausgestorben, aber er hat sie noch, also denke ich, dass früher oder später noch etwas daraus werden könnte.“
Zsolt Bayer?
Bis zum bitteren Ende mit Zsoci. Egal, worum es geht, Politik, Spritzer, Literatur, bis zum bitteren Ende.
Und Azahriah?
Dazu möchte ich lieber nichts sagen, denn mir fallen dazu nur sehr derbe Ausdrücke ein, und da es sich um einen jungen und sehr talentierten Menschen handelt, möchte ich ihm das nicht noch leichter oder schwerer machen, sondern ihn einfach machen lassen. Dieses Sprechen von „Einzellern” ist zu viel, daher muss ich hier meine eigene Gemeinschaft verteidigen, aber ich möchte sie nicht so verteidigen, dass dabei ein so talentierter junger Mann für einen solchen Fehler bestraft wird… Nun, soll er doch laufen, soll er doch talentiert sein, er hat es drauf, aber Talent und Erfolg berechtigen niemanden dazu, über andere zu sprechen, die vielleicht weniger talentiert und klug und erfolgreich sind als er, als wären sie nichts wert. Das geht nicht!
Die letzte Frage des Hotels Lentulai ist eine Frage aus mehreren Teilen, bitte um kurze Antwort und kurze Begründung vom Herrn Ministerpräsidenten. Es ist eine zweigeteilte Frage. Erstens: Seien Sie selbstkritisch und nennen Sie eine Sache, mit der Sie mit der Leistung und Tätigkeit der Regierung nicht zufrieden sind, oder eine, die längst überfällig ist und noch immer nicht umgesetzt wurde. Zweitens: Nennen Sie einen Politiker, Publizisten, Künstler, Intellektuellen oder irgendjemanden von der anderen Seite der Barrikade, der zwar anders über die Welt denkt als Sie, den Sie aber lesen, sehen, hören und anerkennen.
Soll ich auch die Arbeit der Opposition machen? Habe ich das richtig verstanden?
Das ist eine Frage, die, glauben Sie mir, den Wert einer Botschaft besitzt.
Zwei Jobs für einen Preis? Sehen Sie, es gibt eine Menge Dinge, die nicht in Ordnung sind, und außerdem wäre es vergebens, sie in Ordnung zu bringen, denn die Welt, in der wir leben, durchläuft Veränderungen, sodass selbst Dinge, die letztes Jahr noch in Ordnung waren, angepasst werden müssen, damit sie auch nächstes Jahr noch in Ordnung sind. Es gibt hier also keine ruhige Situation, dass wir hier in Ruhe sitzen, diesen Komfort gibt es nicht. Wir haben eine Menge Dinge vor uns, die geändert werden müssen. Was die andere Seite betrifft, so sind ihnen die Leute ausgegangen, das ist das Problem, keiner ist mehr übrig. Wo ordnen wir Tölgyessy ein, hier oder dort?
Wir haben schließlich schon über ihn gesprochen.
Ja. Ich spreche immer gerne mit Péter, aber es ist vielleicht nicht fair, ihn der anderen Seite zuzuordnen. Sie sind tatsächlich ausgegangen. Ja, entschuldigen Sie, Hiller. Jetzt habe ich ihn verraten, bitte sehr.
Ich habe schon lange vor, ihn einzuladen.
Ich sage Ihnen, warum ich denke, dass ich mich gut mit Hiller unterhalten könnte, mit dem Herrn Abgeordneten István Hiller, entschuldigen Sie. Es gibt nämlich einen geheimen Ausschuss oder einen nicht öffentlichen Ausschuss des ungarischen Parlaments. Er heißt EU-Großausschuss, so ist sein Name. Dort geht der Ministerpräsident vor jedem Gipfeltreffen in Brüssel hin, um den Abgeordneten Bericht zu erstatten und sie darüber zu informieren, welche Standpunkte die ungarische Regierung in Brüssel im Namen Ungarns vertreten wird, nachdem sie die Tagesordnung kennt. Es ist also nicht so, dass ich einfach nach Brüssel fahre und dann mache, was ich will, sondern ich muss mich vorher mit einem großen Parlamentsausschuss beraten, in dem alle Parteien des Parlaments vertreten sind. Es besteht lediglich die Vereinbarung, dass niemand vor der Öffentlichkeit Stellung nimmt, da es sich um internationale Angelegenheiten handelt und wir ernsthaft darüber sprechen wollen. Die Existenz des Ausschusses ist also allgemein bekannt, nur sprechen öffentlich wir nicht darüber, und das ist richtig so. Wenn es eine nationale Politik gibt, die in der Außenpolitik und in der Europapolitik notwendig ist, dann wird diese durch diesen Ausschuss verkörpert. Der Delegierte der MSZP ist István Hiller. Wenn wir dort über nationale, wichtige und strategische Fragen sprechen, dann sehe ich, dass er zwar sehr links ist und ich von seiner Position aus gesehen natürlich sehr rechts, aber es gibt Punkte, von denen aus wir eine spannende Diskussion miteinander führen könnten.
Vielen Dank für Ihre Antwort und vielen Dank, dass Sie hierher ins Hotel Lentulai gekommen sind. Diese politische Seite und auch die Medien stehen vor einer schönen Aufgabe, sodass wir uns im nächsten Frühjahr nicht langweilen werden.
Das wird schon klappen.
Viktor Orbán war zu Gast im Hotel Lentulai. Vielen Dank, dass Ihr wieder bei uns wart in einer langen Sendung. Bleibt uns auch nächste Woche treu! Tschüss!