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Erklärung von Viktor Orbán gegenüber dem Team von tv2

Tények (Fakten): Viktor Orbán ist zur Beisetzung des Papstes eingetroffen. Der Ministerpräsident wurde auch von unserem Kollegen Gergely Váczi begleitet, der ihn im Flugzeug exklusiv interviewt hat. Der Regierungschef sagte, dass der Heilige Vater die Ungarn immer mit besonderer Zuneigung betrachtet habe und dass auch die Ungarn ihn geliebt hätten. Er sprach aber auch davon, dass Papst Franziskus sich immer für den Frieden eingesetzt habe. „… deshalb hat er uns vom ersten Moment an geliebt, sodass man die Beziehung zwischen dem Papst und Ungarn als liebevoll bezeichnen kann“, sagte Viktor Orbán. Der Ministerpräsident gab Tények ein Exklusivinterview. Gergely Váczi fragte ihn im Flugzeug auf dem Weg nach Rom.

Als wir die Nachricht erhielten, dass er zum Papst gewählt worden war, waren wir zunächst besorgt, dass ein Papst aus Lateinamerika kommen würde. Was würde ein Mensch, der von so weit her kommt, ein Papst außerhalb Europas, über die Ungarn wissen? Und dann kam die angenehme Überraschung, dass er viel mehr, vielleicht sogar mehr als frühere europäische Päpste über die Ungarn wusste, weil er tatsächlich mit ungarischen Mönchen gemeinsam gedient hatte. Deshalb hat er uns vom ersten Moment an geliebt. Die Beziehung zwischen dem Papst und Ungarn kann also als liebevoll beschrieben werden, und das war gegenseitig. Die Ungarn lieben im Allgemeinen die Päpste, und einen Papst, der eine persönliche Beziehung zu den Ungarn hat, haben sie immer besonders geliebt. Man denke nur an Papst Johannes Paul II.

Viktor Orbán hat sich mehrmals mit Papst Franziskus getroffen. Er hat unserem Team auch einige persönliche Erinnerungen geschildert.

Er war ein sanftmütiger Mensch, aber in bestimmten Angelegenheiten kannte er keine Gnade. So war er beispielsweise in Kriegsfragen mindestens genauso entschlossen wie wir Ungarn, und bei unserem letzten Treffen drängte er mich sogar, ja ich würde sagen, ermutigte mich, den Angriffen, dem Druck und der Kritik, die heute in der westlichen Welt gegenüber einer friedlichen Haltung vorherrschen, nicht nachzugeben und dass Ungarn sich nicht auf die Kriegspropaganda einlassen sollte, die ganz Europa, ja sogar die westliche Welt zerstört, sondern alles tun sollte, damit die Stimme des Friedens so laut wie möglich zu hören und erreichbar ist und damit es ein Banner gibt, unter dem sich die Anhänger des Friedens versammeln können. Er sah es als eine Art Mission Ungarns, dass es, wenn nötig auch allein, in Kenntnis der historischen Traditionen für die Wahrheit, also für den Frieden, eintreten sollte. Und hierin kann man sich auf uns verlassen.

Der Ministerpräsident erinnerte auch daran, dass der Heilige Vater sich an der Seite Ungarns für den Frieden eingesetzt habe. Deshalb vertraue er darauf, dass auch die Beziehung zum nächsten Papst so eng sein werde.

Die Debatte um den Frieden war in Europa eine sehr schwierige Debatte und ist es auch geblieben. Indem sich der Vatikan eindeutig für den Frieden ausgesprochen hat, hat er der ungarischen Position eine übernatürliche Stütze gegeben. Es geht nicht nur darum, dass wenn der Vatikan an unserer Seite steht und dass Frieden etwas Gutes ist, sondern auch darum, dass man es meint, dass die Wahrheit auf unserer Seite ist, und zwar eine Wahrheit, die über den menschlichen Streitigkeiten steht. Das ist eine doch sehr große Unterstützung, wenn ein Land allein kämpfen muss, daher wäre es sehr wichtig, dass der nächste Papst uns dieselbe Unterstützung gewährt.

Viktor Orbán und Papst Franziskus haben sich früher nicht nur über die Frage des Friedens abgestimmt, sondern auch die Migration kam zur Sprache. Und sie waren sich darin einig, wie wichtig die Unterstützung der Familien ist.

Das erste Treffen war etwas Besonderes, weil es schwierig war, da es eine Frage gab, in der wir Ungarn eine ganz andere Position vertraten, und das war nämlich die Frage der Migration. Das ist verständlich, denn ein Argentinier, ein Lateinamerikaner, denkt ganz anders über Migration als ein Land wie Ungarn, das an einer geopolitischen Bruchlinie liegt und sehr negative Erfahrungen mit Einwanderern aus anderen Kulturen und Zivilisationen gemacht hat, die mal friedlich sind, mal nicht, und die, auch wenn sie friedlich erscheinen, es nach einer Weile nicht mehr sind. Deshalb gab es Spannungen in der Migrationsfrage. Und das prägte unser erstes Treffen. Es gab lange Verhandlungen darüber, wie dieses Treffen ablaufen sollte, damit wir wichtigere Themen als die Migration finden und die Diskussion über die diesbezüglichen Meinungsverschiedenheiten vermeiden konnten. So konzentrierten wir uns beim ersten Treffen in erster Linie auf die Familie, denn neben dem Frieden war das andere große Thema, für das der Papst beinahe sein Leben gegeben hätte, die Frage der Familien, die Unterstützung der Familien. Und so wurde aus einem spannungsgeladenen Treffen eine freundschaftliche, in Familienfragen einvernehmliche Diskussion, die dann dazu führte, dass der Heilige Vater ein Jahr später auch zu einem offiziellen Besuch zu uns kam.

Papst Franziskus wird am Samstagvormittag auf seiner letzten Reise begleitet. An der Beisetzung werden auch Ministerpräsident Viktor Orbán und Staatspräsident Tamás Sulyok teilnehmen. Die Beisetzung des Heiligen Vaters wird am Samstag ab 9:50 Uhr live in einer Sondersendung auf TV2 übertragen.

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