Guten Tag, meine sehr geehrten Damen und Herren!
Vor allen Dingen begrüße ich den Leiter, den Besitzer, den Vorstandsvorsitzenden von Rheinmetall! Wir danken Ihnen, Herr Vorstandsvorsitzender, dass Sie hier sind! Herr Vorstandsvorsitzender Papperger, wir danken Ihnen, dass Sie hier mit uns sind! Ich begrüße recht herzlich den Bürgermeister der Stadt, ich wünsche ihm viel Erfolg für den vor uns stehenden Zeitraum! Ich begrüße recht herzlich meinen Mitabgeordneten im ungarischen Parlament, László Vigh! László, wir danken Dir, dass Du gekommen bist! Wir begrüßen recht herzlich alle Eingeladenen und ich begrüße all jene, die hier arbeiten, in dieser Fabrik! Ich begrüße jene, die diese Fabrik errichtet haben, und ich begrüße jene, die dann in dieser Fabrik arbeiten werden! Ich begrüße die ungarischen Arbeiter!
Bevor ich auch nur irgendetwas sagen würde, meine sehr geehrten Damen und Herren, schließe ich mich mit einem Satz Herrn Vorstandvorsitzenden Papperger an, der die Vergangenheit in Erinnerung gerufen hat. Viele, die sich nicht mit der Verteidigungsindustrie beschäftigen, könnten annehmen, wir würden den Ereignissen hinterherlaufen. Es gibt Krieg, da haben wir eben eine Investition in die Verteidigungsindustrie getätigt, doch geschah dies nicht so. Dies geschah, wie das der Herr Vorstandsvorsitzende sagte: 2017 haben wir die ersten Entscheidungen getroffen. Heute spricht ein jeder darüber, dass es im ukrainisch-russischen Krieg nicht ausreichend Munition und Sprengstoff gibt, doch über unsere Fabrik in Várpalota, die wir bereits errichten, der Beschluss ihrer Schaffung – wenn ich die damaligen Regierungssitzungen richtig in Erinnerung habe, Herr Minister Palkovics ist hier unter uns – irgendwann im Laufe des Jahres 2020 getroffen worden sein muss, gute zwei Jahre vor dem Krieg. All das, was Sie hier sehen, wurde früher beschlossen, als dass die anderen erkannt hätten, dass dies notwendig sein wird. Das ist eine große Lehre für Ungarn und mag uns jene historische Erfahrung unterstreichen lassen, nach der die Größe zählt. Die Deutschen oder andere große Nationen können es sich erlauben, gründlich, überlegt, langsam, vielleicht sogar Jahrzehnte verlierende Länder zu sein. Ein Land mit zehn Millionen Einwohnern, wie Ungarn, kann sich diesen Luxus nicht erlauben. Nur die Großen können langsam sein, die Kleinen müssen schnell sein. Ja nicht schnell, sondern flink müssen sie sein und vorausschauend. Meiner Ansicht nach ist das, was wir jetzt hier gemeinsam feiern, das Ergebnis einer deutsch-ungarischen gemeinsamen Weisheit, eines Vorausblickens, das Ergebnis der gemeinsamen Beurteilung der europäischen und der weltpolitischen Lage, das Ergebnis jener gemeinsamen Lagebeurteilung des Herrn Vorstandsvorsitzenden und der ungarischen Regierung, die wir uns 2017, 2018 vorgestellt hatten, in welche Richtung dann die Welt weiterschreiten würde, wie die ungarische Armee darauf reagieren müsse, wie die Verteidigungsindustrie darauf reagieren müsse. Ich danke dem Herrn Vorstandsvorsitzenden für diese tiefgründigen strategischen Besprechungen! Ich danke ihm dafür, dass er die Entscheidungen der Regierung nicht einfach nur mit seiner Fabrik oder seinen Fabriken unterstützt hat, sondern im vergangenen Zeitraum auch mit seinen Gedanken half und ermöglichte, dass Ungarn nicht den Ereignissen hinterherläuft, sondern ihnen vorausgeht.
Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Es ist immer eine gute Reklame, wenn eine Gaststätte Stammgäste besuchen. Dies zeigt, dass es immer einen Grund gibt, dorthin zurückzukehren. Langsam gelten auch wir hier in Zalaegerszeg, in der Fabrik von Rheinmetall als Stammgäste. Vor anderthalb Jahren, wie der Herr Vorstandsvorsitzende es uns in Erinnerung gerufen hat, standen wir hier. Was in den vergangenen anderthalb Jahren geschehen ist, spricht für sich selbst, deshalb ist es auch nicht nötig, dass ich langwierige Erklärungen daran knüpfe. Die Fabrik ist fertig, deren Gebäude wir letztes Jahr im Frühling eingeweiht haben, auf ungarischem Boden hergestellt deutsche Luchse, Lynx-Schützenpanzer werden dann aus ihren Toren hervorschleichen, wir sprechen von auf ungarischem Boden, unter der Mitwirkung ungarischer Facharbeiter und ungarischer Ingenieure produzierten Kampffahrzeugen. Soviel. Doch wenn wir nur soviel sagen, beleuchten wir nicht alle Aspekte der Wahrheit, dabei sind diese Details recht lehrreich. Zunächst einmal sind sie lehrreich, denn diese Fabrik werden dann ungarische Arbeiter und ungarische Ingenieure betreiben. Und das sollten wir uns auch dann vor Augen halten, wenn wir an das überdurchschnittlich kritisierte ungarische Bildungssystem denken. Diese Ingenieure, Arbeiter, die dann mit der modernsten Technologie der Welt arbeiten werden, haben die Grundlage ihres Wissens alle in ungarischen Schulen erworben. Es ist vielleicht angebracht, unseren Dank auch ihren Lehrern für die Arbeit auszusprechen, deren Ergebnis die hier Arbeitenden unter Beweis stellen.
Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Es ist auch eine lehrreiche Sache in der heutigen Welt, dass aufgrund der mit Herrn Papperger geschlossenen Vereinbarung hier es nicht nur Herstellung geben wird, sondern neben der Fabrikation auch die Fachausbildung von Ingenieuren und Facharbeitern sowie die Forschung und Entwicklung zusammen geschieht. Herr Vorstandsvorsitzender Papperger gehört zur alten Schule: Wenn er etwas verspricht, dann hält er es ein. Langsam kommt diese Schule aus der Mode. Wir freuen uns, dass die ungarische Regierung einen Partner besitzt, der alle seine Versprechungen, über die wir im vergangenen Jahr sprachen bzw. die er gemacht hat, auch alle einhält. Deshalb befindet sich jetzt hier neben der Fabrik auch ein Testgelände, deshalb können Sie die Versuchshalle sehen, ja auch einen Schießtunnel. Produktion, Forschung und Entwicklung an einem Ort, bedeutender ungarischer Besitz und all das in Ungarn. Wie es im großen Buch geschrieben steht: „made in Hungary.” In jedem Sinn des Wortes. Wenn ich „made in Hungary” sage, dann dürfen wir auch nicht vergessen, dass ohne deutsche Technologie auch dieses „made in Hungary” nicht so aussehen würde, wie es das tut, und das stimmt natürlich auch umgekehrt. Die deutsche Industrie weiß heute auch schon von der Fahrzeugherstellung bis zur Verteidigungsindustrie genau, welche Rolle die Fabriken in Ungarn, die ungarischen Facharbeiter und Ingenieure, die ungarische Wertschöpfung beim globalen Erfolg der deutschen Weltmarken spielen. Ungarn, Mitteleuropa und Deutschland sind untrennbar miteinander verbunden, und in der Bewahrung der Wettbewerbsfähigkeit sind wir die natürlichsten Verbündeten und werden das auch in der Zukunft sein.
Lehrreich ist, meine sehr geehrten Damen und Herren, diese heutige Fabrikeinweihung auch aus der Perspektive von Zalaegerszeg. Ich kannte diese Stadt bereits in den achtziger Jahren gut. Ich weiß genau, wenn damals jemand den Zalaern gesagt hätte, hier werde dann eines der wichtigsten auto- und verteidigungsindustrielles Forschungs- und Produktionszentrum Europas arbeiten, so hätte man das als ein sicheres Zeichen von geistiger Verwirrung angesehen. Und jetzt stehen wir trotzdem hier. Es lohnt sich auf das nach dem I. Weltkrieg seines Hinterlandes beraubte, an die Peripherie gedrückte Komitat Zala zu achten, ja man muss dies auch tun. Viele große Namen haben für diese Gegend votiert, hier investierten neben Rheinmetall auch Bosch, TÜV Rheinland, FLEX, AVL, und errichtet wurde auch die ZalaZONE, ein Science Park und ein Zentrum für Drohnenforschung. Zalaegerszeg ist ein Ort geworden, von dem aus man die Zukunft gut sehen kann, zumindest was die Fahrzeugindustrie, die Verteidigungsindustrie und die Elektronik anbetrifft. Und solche Orte, liebe Zalaegerszeger, gibt es heute nur wenige in Europa.
Meine Damen und Herren!
Vorhin wurde hier eine Vereinbarung unterschrieben, deren Teil auch die israelische Firma UVision ist. Wir schaffen ein Joint Venture zur Herstellung von Kampfdrohnen in Ungarn. Die Geschmäcker und Auffassungen können unterschiedlich sein, aber wenn ich über ein Land hören würde, dass es gemeinsam mit den Deutschen und den Israelis Waffentechnik herstellt und entwickelt, würde ich es mir zweimal überlegen, ob ich einen Konflikt mit ihm eingehen sollte. Und das ist eine gute Nachricht für jeden Ungarn. Und hier, meine Damen und Herren, bleiben wir nicht stehen. In Várpalota wird im kommenden Jahr eine der modernsten Munitionsfabriken Europas die Arbeit aufnehmen, ebenfalls gemeinsam mit Rheinmetall. Vor einem Jahr haben wir die Fabrik von Airbus in Gyula übergeben, in der Einzelteile für die modernsten Kampfhelikopter hergestellt werden. Auch das hätten die Einwohner von Békés früher nicht gedacht! Doch wir geben uns damit nicht zufrieden, ausländische Partner nach Ungarn zu holen, auch wir sehen uns im Ausland um. Wir sind nach Tschechien gegangen und haben auch die Firma Aero Vodochody, die Kampf- und Ausbildungsflugzeuge herstellt, in ungarische Hände genommen, das heißt wir haben auch schon eine Flugzeugfabrik in ungarischem Besitz.
Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Die wichtigste Lehre, der spannendste Teil der Wahrheit ist, dass obwohl wir langsam schon seit vier Jahren im Krisenmodus arbeiten müssen, wir unsere großen Pläne dennoch nicht aufgegeben haben. Wir haben es nicht aufgegeben, eine selbständige ungarische Verteidigungsindustrie zu errichten und wir haben auch nicht darauf verzichtet, dass die ungarische Innovation und Technologie in die Weltspitze gelangen soll. Und der Krieg hat unsere Entschlossenheit nur noch verstärkt: Die ungarischen Streitkräfte müssen erneuert werden. In diesem Jahr erreichen wir in den Rüstungsausgaben das Niveau von 2 Prozent des Bruttoinlandsprodukts und wenn uns der liebe Gott hilft und auch das Finanzministerium den für 2024 bereits angenommenen Haushalt einhält, dann werden wir dieses Niveau auch im nächsten Jahr halten. Das ist nicht nur hinsichtlich der Verteidigung Ungarns wichtig, sondern auch unsere Pflicht, denn wir sind Mitglied der NATO. Wir leben in Kriegszeiten, nicht das erste Mal, und wir Ungarn wissen gerade deshalb, wie man den Frieden in Zeiten des Krieges bewahren kann. Soldat zu sein, müssen wir auch nicht jetzt lernen, die ungarischen Militärtugenden reichen in ferne Zeiten zurück, das wissen auch unsere deutschen Freunde bestens. Wir bauen nicht auf Sand, wenn wir erneut starke ungarische Streitkräfte schaffen wollen. Es gibt Meinungen, nach denen die Garantie für den Frieden nicht die Kraft, sondern die Kraftlosigkeit sei. Diesen Unsinn wird hier, in Ungarn, wohl kaum jemand glauben. Wir wissen genau, dass für den Frieden sehr wohl Kraft nötig ist. Seelische, wirtschaftliche und militärische Kraft. Seelische Kraft, um dem Druck der Anhänger des Krieges widerstehen zu können, mit dem sie uns in den Krieg hineinpressen wollen. Mit der möglichst größten seelischen Ruhe müssen wir aussprechen, dass für Ungarn der Frieden der einzige vertretbare moralische und politische Standpunkt ist. Die Wirtschaftskraft ist notwendig, damit wir uns über die Probleme hinwegsetzen können, die der Krieg und die Sanktionen verursacht haben, die die europäische Wirtschaft gegen die Wand fahren. Und militärische Kraft brauchen wir, damit ein jeder sehen kann, wir können in Kriegszeiten den Frieden und die Sicherheit Ungarns bewahren, deshalb ist es nützlicher, anstatt eines Konflikts mit uns in einem guten Verhältnis zu stehen.
Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Abschließend möchte ich allen dafür danken, dass wir heute hier stehen können. Ich danke der Stadt Zalaegerszeg dafür, dass sie der Investition ein Zuhause gegeben hat und ich gratuliere zu der spektakulären Entwicklung der Stadt. Diese Fabriken mögen lange Zeit stehen und produzieren, als Beweis dessen, dass wir, Ungarn, zu großen Dingen berufen waren, berufen sind und berufen sein werden. So soll es sein!
Der liebe Gott über uns allen, Ungarn vor allen! Vorwärts Ungarn!