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Viktor Orbáns Rede auf dem 30. Parteitag des Fidesz – Ungarischen Bürgerbundes

Sehr geehrter Herr Staatspräsident! Sehr geehrter Parteitag! Meine lieben Freunde!

Dank vor allen Dingen, vor allem auch den nominierenden Zalaern. Das Vertrauen ehrt immer. Auch jetzt. Nach so langer Zeit. Wieder und wieder. Es ist eine Ehre, dass Ihr mir erneut die Aufgabe anvertraut habt, das Land, ja die erfolgreichste und stärkste politische Gemeinschaft Europas, den Fidesz, zu führen. Was meine Hingabe angeht, so werdet Ihr nicht enttäuscht werden. Ehrlich gesagt habe ich geahnt, dass es so sein würde. Die Demut ist mir nicht abhandengekommen. Nicht das Fehlen der Demut lässt mich dies sagen, sondern der nüchterne Verstand. Während der Reise tauschen wir nicht die Pferde aus. Ja, erinnert Euch: Vor zwei Jahren erhielt ich den Auftrag, den Fidesz, ja mit der KDNP zusammen – so wäre es richtiger zu formulieren – die nationalen, die christlichen und bürgerlichen Kräfte bei den Wahlen zum Sieg zu führen, und wenn es gelänge, eine Regierung zu bilden, die die Errichtung des starken und souveränen Ungarns fortsetzt. Wir befinden uns im mittleren Abschnitt des Zyklus, also während der Reise. In so einem Moment wechselt man nicht die Pferde, besonders nicht, wenn es in die richtige Richtung zieht und noch Puste hat. Ich melde dem Parteitag: Die Regierung und ich haben noch reichlich Puste, und mit ihr können wir die kommenden zweiundeinhalb Jahre mit Sicherheit bis zu Ende schaffen. Und dann werden wir auf dem 2025 fälligen Parteitag über das Wie und das Weiter entscheiden. Als Hilfestellung für das Abwägen potentieller Aspiranten sage ich im Voraus, dass ich auch weiterhin im besten Alter bin, und ich plane auch für 2025 im besten Alter, ja in der besten Verfassung zu sein.

Sehr geehrter Parteitag! Meine lieben Freunde!

Seit den Wahlen ist so viel geschehen. Es verschwindet beinahe schon wieder im Nebel der Vergangenheit. Trotzdem sollten wir nicht wortlos daran vorbeigehen, denn wir haben einen gewaltigen Sieg errungen. Ein jeder, im wahrsten Sinne des Wortes ein jeder hat alles gegeben. Die gesamte Linke, auch die von der rechten Seite Hinüberschleichenden hatten sich gegen uns zusammengeschlossen, alle Kraftressourcen der westlichen Linken hinter sich versammelt, Geld, Medien, Politiker, Regierungen, von den amerikanischen Demokraten bis zu den ukrainischen Regierungsparteien. Gerade so wie vor einem Monat in Polen. Der Unterschied ist nur so viel, dass wir viel früher mit den Vorbereitungen begonnen hatten und wir deutlicher die Kraft unseres Gegners sahen, sie kannten, dass der Obermacher, die Spinne, der Puppenspieler ein Ungar, George Soros und sein Netzwerk war. Ohne Übertreibung: Wir haben einen Sieg von Weltgeltung errungen.

Laut den Regeln der bürgerlichen Politik muss man gegenüber dem besiegten Gegner großzügig sein. Wir pflegen auch uns selbst damit zu schmeicheln, dass die Ritterlichkeit eine genuin ungarische Tugend sei. Deshalb sollten wir auch nicht weiter daran kratzen, wie es geschehen konnte, dass der Bürgermeister von Hódmezővásárhely – seine Pfleger austricksend – nach Budapest gelangte und auf einmal sich an der Spitze der linken Liste wiederfand. Seien wir großzügig und gehen wir darüber hinweg. Doch können wir nicht rüber jene bewiesenen und inzwischen auch von der Linken zugegebenen Tatsache hinweggehen, dass ihnen ausländische Staaten, Organisationen, auch Brüssel selbst Geld gab, um uns zu besiegen. Aus der sicheren Schanze des Sieges heraus lässt es sich leicht Witze machen, dass dies die schlechteste Investition von Onkel Gyuri in seinem ganzen Leben war und dass es die Urteilsfähigkeit der Brüsseler Bürokraten zeigt, dass sie ihr gesamtes Geld auf ein hinkendes Pferd gesetzt haben. Doch sollten wir daraus keinen Witz machen. Wir sollten die Tatsachen ernst nehmen, denn am Ende werden wir nicht ritterlich sein, sondern Einfaltspinsel. Sehen wir der blanken Wahrheit ins Auge. Die Ausländer wollten für wenig Geld die zukünftige ungarische Regierung und zusammen mit ihr das Land kaufen. Das waren aber tolle Mikrospenden! Und es gab Politiker, ja die gesamte Linke war so, die sich dazu hergegeben haben. Das ist kein Spaß mehr. Wenn dies gelungen wäre, würden jetzt zehn- und hunderttausende von Migranten in Ungarn sein. Budapest wäre in einem Zustand, wie die durch die auf Seiten des Terrors erfolgenden Migrantendemonstrationen und Bandenkriege geschundenen westlichen Großstädte. Ihrer Geschlechtszugehörigkeit nach unbestimmbare, auf unsere Kinder Jagd machende Genderaktivisten würden die staatlichen Schulen und Kindergärten unsicher machen. Die Waffen der Armee wären schon längst in der Ukraine. Wir stünden bis zum Hals in einem hoffnungslosen und mit unabsehbaren Folgen verbundenen Krieg. Und Ungarn wäre schon der Schuldensklave von George Soros, ja selbst unsere Enkel wären das noch. In Wirklichkeit hatten sich die linken Parteien und ihre Führer dazu verdungen. Laut den Juristen gilt für diesen Fall nicht der juristische Tatbestand des Landesverrats. Worauf bezieht er sich denn dann? Und was bezieht sich auf diesen Fall? Nichts? Darf man für Geld die Heimat ungestraft zum Verkauf anbieten? Meine Freunde, es ist offensichtlich, dass dies nicht so bleiben darf! Wir müssen dafür eine Lösung finden. Wir erwarten von unseren Parlamentsabgeordneten, dass sie die Regeln zum Schutz der Souveränität Ungarns schaffen, ganz bis hinauf zur Verfassung. Also Vorwärts, Máté!

Meine sehr geehrten Damen und Herren!

Wir hatten schon schwierige Jahre. Ich denke jetzt nicht an die Jahre in der Opposition, obwohl diese immer sehr schwierig sind und wir hatten sechzehn davon. Das ist lange her. Sechzehn Jahre in der Opposition! Ich spreche jetzt von den Regierungsjahren. Wir hatten schon schwierige Regierungsjahre. Schwierig war nach dem Bokrospaket die massenhafte Unfallhilfe in der Notaufnahme. Es war schwierig, den Trümmerhaufen nach der Gyurcsány-Zeit mit der Schubkarre wegzuschleppen. Schwierig waren die Hochwasser. Schwierig, sehr schwierig war der Zeitraum des Migrationseinbruchs und auch die Monate von COVID wünsche ich niemandem. Doch keines davon war so schwierig wie die beiden letzten Jahre, der russisch-ukrainische Krieg, die Sanktionen, die Energiekrise und die galoppierende Inflation.

Wisst Ihr, meine Freunde, den schwierigen Situationen kann man auf die Weise Herr werden, indem man klare Ziele setzt. Je schwieriger die Situation, desto klarer und konkreter sollen die Ziele sein. Deshalb haben wir uns klare Ziele, konkrete Ziele gesteckt. Trotz des beispiellosen westlichen Drucks nicht in den Krieg hineingezogen werden. Trotz der Gas- und Ölsanktionen die Energieversorgung des Landes sichern. Trotz des Galoppierens der internationalen Energiepreise die Senkung der Nebenkosten, die Arbeitsplätze und die Unterstützung für die Familien verteidigen. Entgegen der rasenden Inflation den Wert der Renten bewahren. Der Notenbank helfen und die Inflation unter 10 Prozent drücken. Den Versuch Brüssels uns auszuhungern, abwehren und die Wirtschaft aus der Rezession herausbringen. Ich melde dem Parteitag: Wir haben die gesteckten Ziele erreicht. Wir sind auf der Seite des Friedens geblieben. Unsere Energieversorgung ist gesichert. Die Senkung der Nebenkosten, die Arbeitsplätze und die Unterstützung der Familien haben wir verteidigt, die Haushaltsenergie ist hier in Europa am billigsten. Der Wert der Renten ist bewahrt, die Inflation ist unter 10 Prozent, im nächsten Jahr eher unter fünf. Und auch die Verpflichtungen, die wir in Bezug auf die Ungarn jenseits der Grenzen eingegangen sind, haben wir auch alle erfüllt. Und der wichtigste und glänzendste Streich, ein wahres Husarenstück wie von Hadik, war, dass wir die finanziellen Erpressungsversuche Brüssels ins Leere laufen ließen, die Wirtschaft wächst wieder und sie wird auch noch wachsen. Natürlich werden wir die paar Euros, die sie uns schulden, noch eintreiben. Vorwärts, Navra!

Meine Freunde!

Die Familien ordnen heute noch ihre in Unordnung geratenen Reihen, sie hoffen, dass sie das Schlimmste hinter sich haben, und zweifeln daran zugleich. Doch von hier aus kann man schon sehen, dass wir uns mit heiler Haut durch das Minenfeld hindurchgekämpft haben, und obwohl auch weiterhin der Schlachtenlärm die Landschaft beherrscht, haben wir erneut begonnen voran- und hinaufzukommen, in die Richtung des wachsenden, planbaren und Hoffnung spendenden ungarischen Lebens, wie das jeder Ungar möchte und wünscht. Jeder Ungar, denn mit uns haben auch jene einen Vorteil, die gegen uns gestimmt haben. Es wird einen neuen Schwung geben, ein auch im europäischen Maßstab beachtenswertes Wachstum, deshalb wird es mehr Einkommen und höheren Minimallohn geben, wir können die dreizehnte Monatsrente bezahlen, die Schaffung von Eigenheimen wird großzügiger geschehen, Csok Plusz, und auch der Babykredit wird großzügiger sein. An 2024/25 denkend senden wir von hier die Botschaft: Fürchtet Euch nicht, es wird gut werden. Vorwärts, Misi!

Meine Freunde!

Der Parteitag ist immer ein Treffen von Mitstreitern, ein Sich-Vorbereiten, ein Losgehen in Richtung auf die gerade vor uns stehenden Wahlen, jetzt gerade die europäischen und die Kommunalwahlen. Lagebestimmung, Ideenaustausch und Aufgabenstellung. Aktuelle Politik. Doch ist der Parteitag auch ein guter Anlass, um einen Spatenstich tiefer zu gehen, auch über die tieferen Zusammenhänge und höheren Motive unserer Politik und Regierungsarbeit zu sprechen. Schließlich sind wir eine systemwechselnde, langsam schon historische Partei. Es ist uns angemessen, dass ich auch über die breiteren Zusammenhänge der Angelegenheiten der Heimat und des Fidesz spreche.

Nun, was ein jeder auf den ersten Blick sehen kann, ist, dass Ungarn sich mit ganzer Kraft verteidigt und widersteht. Das ist ein Schein, in dem Wahrheit steckt. Denn wir widerstehen den Hirngespinsten der Brüsseler Bürokraten, wir widerstehen der Invasion der Migranten, wir widerstehen der Genderpropaganda, wir widerstehen den Kriegstrugbildern, der unvorbereiteten EU-Mitgliedschaft der Ukraine, wir widerstehen der grünen Ideologie, die immer stärker kommunistische, ja sogar jakobinische Symptome aufweist. Wir verteidigen uns gegen die unsere Souveränität untergrabenden ausländischen Versuche, auch gegenüber dem aus Brüssel und Washington gleichzeitig angreifenden Soros-Imperium. Der Widerstand ist auch immer Aufbegehren, Abweisung, Austricksen. Und tatsächlich ist es meine tiefe Überzeugung, dass wir Nein zu dem Brüsseler Europa-Modell sagen müssen. Wir müssen Nein sagen, weil es nicht aufrechtzuerhalten ist, auf gut Deutsch: Es besitzt keine Zukunft. Es ist meine Überzeugung, dass man heute in Brüssel Europa kaputtmacht und in den Untergang führt. Tag für Tag schlagen sie jeweils einen weiteren Nagel in seinen Sarg. Wenn es so weitergeht, dann kommt das Ende und wir können uns von der EU verabschieden und uns bekreuzigen – wenn man bis dahin nicht in Brüssel das Bekreuzigen verbietet.

Und, meine lieben Freunde, es ist unsere Aufgabe, es ist unsere Mission, dies zu verhindern. Wir müssen dies verhindern. Es ist unser Interesse, dass die EU vereint erhalten bleibt. Vereint bleibt, was unter großen Schwierigkeiten zusammengefügt werden konnte. Die EU muss man nicht verlassen, sondern verändern, und dies ist nur dann möglich, wenn es in Brüssel radikale Veränderungen geben wird. Ohne Veränderungen kommt das Ende, und es wird nicht im Mindesten theatralisch sein und es wird nichts Heroisches daran sein. Wenn es so weitergeht, wird die EU nicht explodieren, auseinanderfallen oder zusammenbrechen. Der Prozess ist viel prosaischer und er ist schon deutlich im Gange. Wenn es so weitergeht, dann wird die EU ganz einfach auseinanderrutschen. So wie die Balken des Schiffes den Schiffskörper nicht mehr zusammenhalten oder wie die locker gewordenen verrosteten Fassringe von den Dauben des Fasses hinunterrutschen. Heute vollstrecken weder die EU noch die Mitgliedsstaaten ihre eigenen Beschlüsse. Die Kommission, die Europäische Kommission und das Europäische Parlament schreiten ohne Skrupel über ihre eigenen Spielregeln hinweg. Was wirklich besorgniserregend ist, ist der Umstand, dass sich an diese Situation bereits ein jeder angepasst, sich daran gewöhnt und sich darin komfortabel eingerichtet hat. Die EU wird auf die Weise schwach, wie das ein alternder Körper zu tun pflegt. Irgendein Körperteil beginnt zu schmerzen, es hört nicht auf, du gewöhnst dich daran. Es kommt ein weiterer Schmerz, vergeht nicht, du gewöhnst dich auch daran. Du gewöhnst dich wieder und wieder daran, und langsam, aber sicher verengt sich deine Aktionsfähigkeit und deine Lebenskraft nimmt ab. So ist die Situation heute in Brüssel. Das Brüsseler Europa-Modell ist alt geworden, während sich die Welt erneuert hat, frisch geworden ist und einen Schwung genommen hat. Wenn wir diese neuen Winde nicht mit unseren Segeln einfangen können, wird unser europäisches Schiff unweigerlich langsam werden.

Sehr geehrter Parteitag!

Hinzu kommt noch, dass das Brüsseler Europa-Modell zu Chaos führt. Immer weniger Menschen arbeiten und immer mehr wollen ohne Arbeit leben, denn dort will den Wohlstand nicht die Arbeit, sondern der Staat garantieren. Die öffentliche Sicherheit ist im Schwinden begriffen. Die Auswirkungen der Migration sind dort schon nicht mehr zu managen. Der Schuldenberg wächst nur weiter und weiter, und die Investoren nehmen ihre Gelder aus Europa nach Amerika und Asien. Die Brüsseler Bürokraten wollen, statt Handel zu treiben und Beziehungen auszubauen, sich lieber einsperren. Anstatt sich zu bemühen, sind sie beleidigt und attackieren jene, die ihnen die Wahrheit ins Angesicht sagen. Zur Gesamtwirtschaftsleistung der Welt hat Europa 1990 noch mit 23 Prozent beigetragen, heute trägt es 15 Prozent bei. Bis 2030 werden England und Frankreich nicht mehr unter den zehn größten Wirtschaften der Welt sein. Auch Deutschland passt dann gerade noch als Zehnter hinein. Darauf kann man nicht Ja, darauf kann man nur Nein sagen. Wir wollen nicht die Schuldsklaven von Soros und Konsorten sein, wir wollen nicht die Zone der Bandenkriege und die Welt der Migrantenghettos sein. Wir wollen nicht, dass Europa und darin Ungarn ein Freilichtmuseum oder ein Reservat sei, dass es sich zwar zu besuchen lohnt, das aber nur noch eine Vergangenheit hat, aber keine Zukunft mehr.

Sehr geehrter Parteitag!

Obwohl die Selbstverteidigung und der Selbstschutz uns oft Nein sagen lassen, möchten wir doch nicht in die Rolle des ständig quengelnden und winselnden Mr. No oder Herr Nein hineingedrängt werden. Da erwarten wir mehr vom Leben. Unsere Kraft, unsere Hoffnung, unsere Selbstachtung wird gerade dadurch genährt, dass wir, Ungarn, einen eigenen Plan haben. Wir haben einen Gegenvorschlag. Ja, das ist sogar mehr als ein Vorschlag, denn wir haben es ja auch schon ausprobiert. Wir haben ein europäisches Gegenmodell. Dieses ungarische Modell kann man sehen, und da es kontinuierlich attackiert wird, wird es auch immer bekannter. Wie ich das aus dem Munde eines alten Herrn aus dem Süden gehört habe: „Je mehr man die Steine zusammenschlägt, desto mehr sprüht es Funken. ” Und das ist tatsächlich so!

Meine Freunde!

Das ungarische Modell ist nicht nur zu sehen, immer mehr Seiten beneiden uns darum, auch wenn sie offiziell immer noch das Gegenteil sagen müssen. Die Franzosen, die Deutschen, die Italiener, die Österreicher würden ihr halbes Leben dafür geben, wenn sie wieder eine migrantenfreie Heimat haben könnten. Gleichzeitig gibt es bei uns Null Migration, hier darf nur der hereinkommen, den wir hereinlassen. Ungarn ist heute das sicherste Land Europas, was im Licht der den Terror unterstützenden westlichen Straßenunruhen noch offensichtlicher ist. Eine auf Arbeit basierende Wirtschaft, denn in Ungarn ist der Wohlstand nicht etwas, das der Staat verteilt oder worauf der Staat die Menschen hoffen lässt. Der Wohlstand ist hier etwas, dessen Voraussetzung die Arbeit ist. Umgekehrt geht es nicht. Vollbeschäftigung, starke Familien, Vereinigung der Nation, abnehmende Schulden, niedrige Steuern, in Scharen kommende Investitionen, Handel und Kooperation seitens des Staates, seitens Ungarns mit allen Ländern der Welt. Und eine vernünftige grüne Umwandlung; die Ansiedlung der modernsten Technologien in Ungarn. Das ist das ungarische Europa-Modell.

Sehr geehrter Parteitag!

Und bleiben wir hier für ein Wort stehen! Denn Ungarn ist ein seltsames Land. Ihr könnt sehen, überall in Europa sind die grünen Parteien die Champions der grünen Energie und der grünen Technologien. In Ungarn ist es anders. Hier sind sie die lautesten Gegner. Ungarn erhält heute mehr Anerkennung von den internationalen, im Übrigen politisch eher kritischen grünen Organisationen als von den ungarischen grünen Parteien. Warum ist das so? Die Ursache ist, dass unsere grüne Politik nicht ideologisch ist und auf keiner Parteienbasis steht. Der Standpunkt der Regierung ist: grüne Energie ja, grüne Ideologie nein. Ich kenne Ungarn als ein Land, das nicht an bunte Märchen glaubt. Unser Magen hat auch nicht die braunen Märchen verdaut, in denen das Blut und die Rasse herrschten. Es hat auch die roten Märchen nicht verdaut, wo das Proletariat und der Klassenkampf herrschten. Der Magen der Ungarn hat auch die regenbogenfarbigen Märchen nicht verdaut, in denen ein beliebiges Jungen-Mädchen-Hinundhergetausche herrscht, und wir betrachten argwöhnisch auch die giftgrünen Märchen, in denen sich die Natur dann rächen und die Macht zurücknehmen wird. Wir, Ungarn, wollen ganz einfach nur eine saubere, gesunde und natürliche Welt, entsprechend der Ordnung der Schöpfung. In so einer möchten wir leben und diese möchten wir unseren Enkeln auch zurücklassen, deren Zahl auf erfreuliche Weise zunimmt.

Die Tür, die sich auf die Welt öffnet, heißt: grüne Energie. Wenn wir eine grüne Welt möchten, dann müssen wir unsere traditionelle industrielle Wirtschaft in eine neue, moderne, naturfreundliche Wirtschaft umwandeln. Es ist meine Überzeugung, dass die Zukunft der ungarischen Wirtschaft die grüne Energie ist. In Wirklichkeit müssen wir zwei Dinge tun, wenn wir erfolgreich sein wollen: grüne Energie produzieren und sie dann speichern. Wer darin gut ist, kann an die Spitze der Weltwirtschaft vorrücken und die Zukunft gewinnen. Wer davon ausgeschlossen bleibt, der bleibt zurück, wird zu einem Verlierer; er kann dann auf die Welle des nächsten großen Welttechnologiewandels warten, auf die er einmal vielleicht wird hinaufklettern können. Die heute davon Ausgeschlossenen müssen solange in den Keller, oder zumindest ins Souterrain, von dort aus kann man sehnsuchtsvoll die grüne Welt derer anglotzen, die sich oben befinden. Die neue weltwirtschaftliche Ordnung, die neue grüne Weltwirtschaft, meine lieben Freunde, entsteht in einem gewaltigen Wettbewerb, einem Wettlauf zwischen Nationalwirtschaften und Firmen. Ungarn hat sich zu diesem Wettbewerb angemeldet. Der Anteil der Sonnenenergie ist bei uns bereits in einem über dem Durchschnitt der EU liegenden Maß gewachsen, d.h. das zum Antreten beim Wettbewerb nötige Zeitniveau haben wir bereits erfüllt. Natürlich zählt für uns die nukleare Energie zur grünen Energie und ebenso halten es noch manch andere in Europa. In zehn Jahren, wenn Paks 2 beendet sein wird, stellt dann unsere Wirtschaft zu 52 Prozent nukleare und zu 39 Prozent erneuerbare, hauptsächlich Sonnenenergie her. Wir schreiten mit riesigen Schritten voran, das ungarische Stromnetz haben wir bereits mit dem unserer Nachbarn verbunden, so können wir nach Belieben die Energie kaufen und verkaufen.

Damit haben wir den Wettbewerb aber noch nicht gewonnen, damit sind wir noch nicht in der Spitzengruppe, denn grüne Energie können bereits viele in der Welt herstellen. Die wahre Wasserscheide, die Trennlinie zwischen den Erfolgreichen und den anderen wird die Speicherung der hergestellten Energie sein. Wir machen unsere linken Politiker darauf aufmerksam, dass die grüne Energie gespeichert werden muss, denn leider kann man sie nicht in Nokia-Schachteln hineinstopfen. Ja, meine lieben Freunde, die grüne Energie muss gespeichert werden. Und es ist die große Frage der Zukunft, wer, welche Nationalwirtschaft dazu in der Lage sein wird? Meiner Ansicht nach jene, die nicht nur in Kraftfahrzeugen, sondern auch in den Wohnungen und den Industrieanlagen wird Energie speichern können. Mit den Kraftfahrzeugen und dem grünen Verkehr sind wir im Prinzip schon fertig, dies wird bald eingesackt sein, jetzt kommen die Wohngebäude und Industrieniederlassungen. Denn Ungarn möchte auf allen drei Gebieten vorangehen. Wenn es Sieger sein will, dann muss es auch auf allen drei Gebieten voranschreiten. Dazu sind umfassende Investitionen, große Privatinvestitionen nötig, also vorwärts, Csaba Lantos!

Sehr geehrter Parteitag!

Entsprechend den Regeln der Wirtschaftspolitik sprechen wir darüber selten, doch ist es gut, wenn wir wissen, dass wir uns in einem riesigen Wettlauf mit den Deutschen, den Franzosen, den Spaniern befinden. Das ist kein Spielplatz, das ist schon die Liga der großen Jungs. Ich halte es für eine fantastische Sache, dass wir in dieser Liga mitspielen können, und noch fantastischer ist es, dass wir in dem neuen technologischen Wettlauf und in der grünen Umstellung auf Sieg stehen. Meiner Überzeugung nach entscheidet sich jetzt die Zukunft der ungarischen Wirtschaft, denn jetzt entscheidet sich, wo die grünindustriellen Zentren Europas entstehen. Wenn wir es richtig machen, können wir die technologischen Spitzenreiter einer neuen weltwirtschaftlichen Epoche sein. Seit 150 Jahren eröffnete sich vor uns keine solche Möglichkeit. In den vergangenen hundert Jahren hatten sich die Türen eher geschlossen, uns in eine sich immer weiter verengende Heimat hineindrängend. Jetzt ist die Möglichkeit hier. Wir werden reichhaltige grüne Energie haben, unser benutzbares Wasser ist viel, schließlich ist Ungarn ein großes Becken, und im östlichen und südlichen Teil des Landes verfügen wir auch noch über ernsthafte Reserven an Arbeitskräften. Alle Voraussetzungen sind für den Erfolg gegeben, wir benötigen nur eine mutige und kompetente Führung des Landes, und wir benötigen auch führende Persönlichkeiten auf Orts- und Landesebene. Vorwärts, Debrecen! Vorwärts, Nyíregyháza! Vorwärts, Göd! Vorwärts, Komárom! Und vorwärts, Iváncsa! Und nach ihnen kommen vielleicht auch noch mehrere andere.

Meine Freunde, hier gibt es aber ein Problem. Das hört sich gut an, doch gibt es hier ein ernsthaftes Problem. Und jetzt denke ich gar nicht an die Umweltschutzrisiken, denn die kann man handhaben. Die Fabriken der grünen Industrie arbeiten in Europa mit einem hohen Schutzstandard, und was den Deutschen Recht ist – jetzt spreche ich über Fabriken! –, das wird auch uns genügen. Wir können den berechtigten Erwartungen der Menschen Genüge leisten. Das wahre Problem ist nicht dies. Das wahre Problem ist, dass Ungarn nur einen Binnenmarkt von zehn Millionen Einwohnern ausmacht. Das ist keine ausreichende Basis für eine rasche technologische Entwicklung. Erinnert Euch, in der Zeit unseres letzten großen wirtschaftlichen Durchbruchs war Ungarn viel größer. Und ohne entsprechende Größe und Basis gibt es nicht die Chance, aufs Siegertreppchen zu kommen. Das ist ein ernsthaftes Hindernis, doch nicht so ernsthaft, als dass unsere großen Pläne scheitern müssten. Die Probleme der Größe werden wir mit Hilfe eines außenpolitischen Bravourstückes überbrücken. Ungarn muss das bieten, was andere nicht zu bieten wagen, nicht bieten können oder nicht bieten wollen, eventuell fällt ihnen das nicht einmal ein. Der Grips und das Draufgängertum sind immer noch harte Währungen in der Weltwirtschaft. Und darin stehen wir nicht schlecht. In unserer Lage – in Ermangelung besserer Möglichkeiten – musst du die Zahl jener erhöhen, die am Erfolg Ungarns interessiert sind. Deshalb haben wir beschlossen, Ungarn zum Treffpunkt der modernsten östlichen und der modernsten westlichen Technologie zu machen. Vorwärts, Péter Szijjártó!

Heute können die Technologieriesen des Ostens und des Westens auf dem Gebiet Ungarns am erfolgreichsten aufeinandertreffen und kooperieren. Autofabriken, Firmen der energetischen Industrie, Infokommunikationsfirmen. Nur allein an der Investition von Paks arbeiten ungarische, französische, deutsche, österreichische, schwedische, amerikanische und, ja, russische Firmen zusammen. Ungarn kann gerade deshalb heute gleichzeitig der Champion der Verbindung der grünen Energie und der neuen industriellen Techniken sein. Diese Strategie zieht die ungarische Wirtschaft in den kommenden fünfzehn-zwanzig Jahren mit sich nach oben, deshalb wird auch weiterhin ein jeder Arbeit haben, hieran knüpfen sich unsere Facharbeiterschulen und unsere Universitäten an. Wir werden stark, reich und grün sein, ja selbst unsere Gegner werden das sein. Wenn auch wahr ist, sie werden vor Neid grün sein.

Sehr geehrter Parteitag!

Aber zurück auf den Boden, bevor uns schwindelig wird. In den vor uns stehenden Monaten, ganz bis zu den europäischen Wahlen, erwarten uns schwerwiegende politische Kämpfe. Haushaltsdebatten in Brüssel. Auch die Korrektion des der Ukraine fälschlicherweise gegebenen Versprechens über die Aufnahme von Verhandlungen wird unsere Aufgabe sein, denn die Ukraine befindet sich heute in einer Entfernung von Lichtjahren von der Europäischen Union. Wir müssen auch verhindern, dass sie Migranten in Ungarn ansiedeln und jene Regel annehmen, mit der sie die Errichtung von Migrantenghettos Ungarn aufzwingen würden. Überall, an jedem Frontabschnitt Übermacht. Weniger als dies reichte der ersten demokratischen Regierung nach dem Kommunismus im Jahr 1990 dazu, sich zu einer Kamikaze-Regierung zu erklären. Sie würden vollbringen, was zu tun sei, aber das würden sie nicht überleben. Wir sind aus einem anderen Holz geschnitzt. Ich gehe die Sache anders an. Unsere Regierung ist eine Ninja-Regierung. Wir planen so, dass nach dem Einsatz nicht wir, sondern der Feind am Boden bleibt, und wir kehren wohlbehalten und gesund auf die Basis zurück. Was für ein Unterschied! Natürlich muss eine Ninja-Regierung mutig und handlungsfähig sein, sie darf auch nicht vor unerwarteten Zügen zurückschrecken, und sie muss wissen, dass gegenüber der Übermacht des Gegners nur disziplinierte Aktionen und genaue Operationen einen Erfolg bringen können. Man muss den Wurfstern im richtigen Moment an die richtige Stelle werfen. Es gibt keine zweite Chance.

Meine Freunde, die erste Aktion wird die nationale Konsultation sein. Wir fragen die Menschen nach ihrer Meinung und sammeln diese ein. Unterschrift, Anklopfen, Reisen im Land, so viel wie es nur geht. Die Konsultation ist eine Schlüsselfrage, daraus gewinnen wir die Energie. Dann wird die zweite Aktion die Wahl zum europäischen Parlament sein. Wir müssen in Brüssel einen Durchbruch erreichen, und wir müssen Gyurcsány und seine Anhänger zurückschlagen. Die dritte Aktion stellen die Kommunalwahlen dar. Die Verantwortung der Vorsitzenden der Wahlbezirke ist hier riesig. Im Wahlkampf müssen sie die Arbeit der örtlichen Wahlkampfgruppen aufeinander abstimmen. Sie müssen im tatsächlichen und auch im virtuellen Raum vorangehen. Das ist eine große Verantwortung, aber auch eine große Möglichkeit, denn im Falle des Erfolgs können sie ihren Posten behalten, um auch in der nächsten, der Wahlschlacht von 2026 teilzunehmen. Also vorwärts, Gábor Kubatov!

Und wir werden auch auf die gewissenhafte Arbeit jedes unseres Mitglieds und Aktivisten angewiesen sein. Wir müssen in riesiger Breite und mit gewaltiger Kraft voranpreschen. Beide Wahlen, die europäischen und die kommunalen müssen wir gewinnen. Vor einem Spiel der Parlamentsfußballauswahl verkündete unser Mannschaftskapitän, Jenő Lasztovicza – möge er in Frieden ruhen! – in der Umkleidekabine die Aufstellung. „Aber, Jenő” – sagte ich zu ihm – „alle sind Stürmer, wer wird hier verteidigen?” Worauf er: „Eben der Gegner!” Nun, meine Freunde, so einen Wahlkampf brauchen wir. Ich danke noch einmal allen für Ihr Vertrauen!

Der liebe Gott über uns allen, Ungarn vor allen Dingen! Vorwärts Ungarn!

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