Interviews / Viktor Orbáns Interview in der Sendung „Guten Morgen Ungarn!” von Radio Kossuth
SHARE

Viktor Orbáns Interview in der Sendung „Guten Morgen Ungarn!” von Radio Kossuth

Zsolt Törőcsik: In den letzten Tagen haben mehrere Länder beschlossen, der Ukraine zu gestatten, mit den ihr zur Verfügung gestellten Waffen auf russische Ziele zu schießen, und dies wird auch von der Parlamentarischen Versammlung der NATO gefordert. Die Spannungen im Zusammenhang mit den Plänen nehmen zu, denn die russische Führung sagt, dass diese Entscheidungen nicht unbeantwortet bleiben werden. Ich begrüße Ministerpräsident Viktor Orban im Studio. Guten Morgen!

Guten Morgen!

Woche für Woche diskutieren wir auch hier im Studio über neue kriegsbefürwortende Äußerungen. Gestern zum Beispiel hat Präsident Macron angekündigt, dass Frankreich der Ukraine Kampfflugzeuge überlässt, und die Russen haben gesagt, dass sie jedem Feind der Vereinigten Staaten Waffen liefern können. Sehen Sie in dieser Situation noch einen Weg zurück in Richtung Frieden?

Jetzt sind wir schon am Ende angelangt. Wir nähern uns dem Ende unserer Möglichkeiten. Ich denke, es gibt einen Punkt, der schwer zu definieren ist, aber es gab in der Geschichte jedes Krieges, in der Geschichte jeder Kriegsvorbereitung einen Punkt, der die letzte Möglichkeit der Umkehr beinhaltet. Dies ist der „Point of no Return”, an dem es kein Zurück mehr gibt. Militäranalysten sind mit diesem Zustand vertraut. Meiner Ansicht nach sind wir sehr nahe dran, denn was Sie gerade zitiert haben, sind keine Erklärungen, sondern Mitteilungen über Taten. Es wäre also gut, wenn sie nur reden würden, das wäre noch gut, aber sie reden nicht, sie handeln. Also ist, dass der französische Präsident gesagt hat, sie übergeben die Flugzeuge, eine Tatsache, das ist so. Dass die Russen sagen, dass sie von nun an überall auf der Welt Waffen an die Feinde Amerikas liefern werden, dann ist das keine Ankündigung, sondern eine Information über eine Tatsache das ist keine Propaganda. Die Tatsache, dass russische Schiffe – nehme ich an – bald in Kuba ankommen, dass in Konflikten in Afrika, in denen einige Mitgliedstaaten der Europäischen Union und die Vereinigten Staaten bis zum Hals drinstecken, die ihnen gegenüberstehenden Kräfte plötzlich erstarken, dort die Zahl der europäischen Opfer zunehmen wird und die Situation überall immer angespannter sein wird. So ist es, wenn ein Konflikt, der als regionaler Konflikt begann, nicht von Anfang an durch uns isoliert worden ist. Wir haben ihn, ich meine die Kriegsbefürworter haben ihn, zu einem europäischen Konflikt gemacht, daraus wurde ein West-Ost-Konflikt, und jetzt verlässt er den europäischen Kontinent und die Interessensphäre oder Interessenzone der Vereinigten Staaten und taucht in allen anderen Teilen der Welt auf. Auf diese Weise entwickeln sich regionale Kriege zu Weltkriegen. Zu der Frage, ob er gestoppt werden kann: Die Hoffnung stirbt zuletzt, aber jeden Tag nimmt diese Hoffnung ab. Die Wahlen zum Europäischen Parlament sind jetzt entscheidend dafür, welche Resonanz die nationalen Regierungen bei den Wahlen erhalten werden, da die Europawahlen auf nationaler Ebene durchgeführt werden, und andererseits auch dafür, welche Art von europäischen Institutionen geschaffen werden, z.B. wie das Verhältnis von kriegs- und friedensfreundlichen Parteien im Europäischen Parlament sein wird. Wir werden also an diesem Wochenende hier noch eine Chance bekommen, und dann haben wir ein paar schwierige Monate zu überstehen, die bis November dauern werden, wenn die US-Wahlen anstehen. Wir sollten also in Wirklichkeit diesen Sommer und die erste Hälfte des Herbstes überleben. Wenn der Krieg bis dahin nicht ausbricht, wenn er bis dahin nicht über die russisch-ukrainische Frontlinie hinausgebrochen ist, dann können wir im November, wenn Donald Trump zurückkehrt, mit einer guten Europawahl im Rücken, eine transatlantische Friedenskoalition für den ganzen Westen schaffen und mit ihr können wir den Krieg beenden. Heute scheint dies das realistische Szenario für die Befürworter des Friedens zu sein.

Wir werden dann noch mehr über die Europawahlen sprechen, aber aus Sicht der Europäischen Union steht auch die mögliche Entsendung westlicher Truppen in die Ukraine ständig auf der Tagesordnung. Erst kürzlich hat beispielsweise die Präsidentin des Deutschen Bundestages gesagt, dass dies ein mögliches Szenario sei. Was glauben Sie, wie entschlossen der Westen in dieser Hinsicht ist, notfalls einen Krieg an der Seite der Ukraine zu führen?

Auch das sind keine Drohungen, das sind schon Tatsachen. Ihr Beruf macht aus allem eine Nachricht, oder aus Fakten solche Worte, und Sie leben davon, aber in Wirklichkeit gibt es zuerst die Fakten, und dann kommt die Berichterstattung darüber. Was Sie also jetzt als Möglichkeit ansprechen, ist in dem Moment, in dem Sie die Menschen darüber informieren, im Grunde schon beschlossene Sache Nun, nur Blinde können nicht sehen, dass in Europa eine Kriegspsychose herrscht, deren logische Folge die Ankunft von Militäreinheiten aus westeuropäischen Ländern auf ukrainischem Gebiet sein wird. Bestenfalls nicht an der Frontlinie! Aber dass dies geschehen wird, kann niemand, der bei Verstand ist, bezweifeln. Ich beobachte auch diese unglücklichen ungarischen Linken, die zwischen den Positionen von Krieg und Frieden schwanken, denn das ungarische Volk, auch die Linken, wollen Frieden. Und diejenigen, die die Linken bezahlen, von Soros über Brüssel bis Washington, wollen den Krieg. Ich sehe, wie sie über dieses Thema mit den Zähnen knirschen, und sie wollen diesen Konflikt lösen, indem sie sagen, dass – genau wie bei der Migration – oh nein, das stimmt nicht, sie übertreiben, es ist nicht so gefährlich. Von wegen das ist es nicht! Jeder sollte sich daran erinnern, wo wir vor zwei Jahren waren, im Februar 2022! Und wie weit sind wir in zwei Jahren gekommen? Im Februar 2022, als der Krieg ausbrach, sagten die Deutschen, wir würden nur Helme liefern. Europa wird den Ukrainern auf keinen Fall Waffen liefern, mit denen Menschen getötet werden können! Sie sagten, dass man natürlich in einigen Bereichen die wirtschaftlichen Beziehungen verschärfen müsse, aber Sanktionen im Energiesektor kämen nicht in Frage! Nun, heute sind wir von den russischen Energiequellen abgeschnitten! Wenn man also zurückblickt und nicht nur die Tagespresse liest und die täglichen Nachrichten konsumiert, sondern zurückblickt und bewertet, wo wir in den letzten zwei Jahren herkamen, kann man leicht erkennen, dass wir uns vorwärts bewegen, wir bewegen uns in einem immer schnelleren Tempo auf einen offenen Konflikt zu. Wer also behauptet, es bestehe keine unmittelbare Kriegsgefahr, macht den Leuten etwas vor. Was ich verstehe, ist, dass sie versuchen, die Friedensbefürworter zum Schweigen zu bringen. Herr Ministerpräsident Robert Fico wurde niedergeschossen, die Berichterstattung über den Friedensmarsch im Internet wurde eingestellt oder entfernt, unsere Antikriegsplakate wurden angegriffen, man versucht also, die Friedensbefürworter zum Schweigen zu bringen. Die Europäische Union hat einen Beschluss gefasst, einen Beschluss, der meines Erachtens jeglicher Rechtsgrundlage entbehrt, einen ungeheuerlichen Beschluss, der besagt, dass die Mitgliedstaaten der Europäischen Union russische Sendungen nicht einmal empfangen, nicht weiterleiten dürfen. Das ungarische Volk und die Bürger der anderen Länder der Union sind also von der Möglichkeit ausgeschlossen, die ukrainischen und die russischen Nachrichten zu sehen und dann zu entscheiden, wo ihrer Meinung nach die Wahrheit liegen könnte. Das ist verboten! Das ist nicht möglich! Hier sind also bereits Schritte gemacht worden, die die Vorbereitung, die direkteste Vorbereitung, für einen Krieg, für einen direkten militärischen Konflikt sind. Damit kann man nicht spielen, und die Russen sind kein drittklassiges Land, kein Land, das in die Kategorie „ferner liefen” entfällt, denn ihre Wirtschaft und ihr technologisches Niveau im zivilen Bereich mögen zwar hinter dem von China und den USA zurückbleiben, was aber auch nicht einmal in allen Bereichen zutrifft, aber generell kann man das sagen, na aber insbesondere haben sie die größte militärisch-industrielle Technologie, die größte Rüstungsindustrie, die größten Rohstoffquellen, das größte Hinterland der Welt, das nötig ist, um einen Krieg zu führen. Man sollte also nicht am Schnurbart des Löwen herumziehen, denn auf jeden Schritt des Westens wird es einen Antwortschritt geben. Und jeder Schritt des Westens, der eine Antwort provoziert, wird die Ausweitung des Krieges mit sich bringen. Wir erleben die Tage dessen. Wir befinden uns in den letzten Momenten, nur wenige Zentimeter davon entfernt, den Punkt zu erreichen, an dem es kein Zurück mehr gibt. Wir müssen jetzt handeln, wir haben drei Tage und danach dann vier Monate Zeit.

In dieser Situation wurde heute Morgen eine aktuelle Meinungsumfrage veröffentlicht, der zufolge 83 % der Ungarn nicht damit einverstanden wären, Soldaten aus den EU-Mitgliedstaaten in die Ukraine zu entsenden, und diese Umfrage wurde in mehreren Ländern durchgeführt, und überall liegt die Zahl zwischen 70 und 80 %.

Schauen Sie, an dem Friedensmarsch nahmen Menschenmengen teil. Natürlich, so nehme ich es an, waren es grundlegend Menschen mit einer bürgerlichen, nationalen und christlichen Werteordnung, aber das Umfeld des ganzen Friedensmarsches war ein freundliches Umfeld, und selbst die Gegner – ich spreche nicht von ihren führenden Politikern, sondern von den anderen ungarischen Menschen, denn ich denke, selbst die meisten linken Wähler sind noch bei klarem Verstand, sie haben ihren gesunden Menschenverstand nicht verloren – wollen nicht, dass Ungarn in einen Krieg verwickelt wird. Es sind nur ihre Anführer, die das wollen, und sie tun es, weil sie die Befehle ihrer Herren, die sie finanzieren, ausführen. Und da es im Interesse Amerikas und einiger großer westeuropäischer Länder ist, dass dieser Konflikt weitergeht, sind die Führer der ungarischen Linken für den Konflikt. Ich weiß nicht, ob Sie die im Fernsehen gezeigte etwa zehn Minuten lange Rede von Robert Fico aus dem Krankenhaus gesehen haben. Wir hätten dort das Wort Slowakei auch durch Ungarn ersetzen können. Es war ein Interview, das meiner Meinung nach jeder Ungar sehen sollte, wenn er verstehen will, was hinter den Kulissen in seinem eigenen Land geschieht. Es ist genau so, wie Robert Fico es beschrieben hat. Wir haben es hier mit einer Vielzahl von Versuchen des Eindringens zu tun. Es gibt eine Finanzierung von Gegnern, es gibt eine Finanzierung von politischen Organisationen, die sich als Zivilisten ausgeben, aber in Wirklichkeit politische Organisationen sind, es gibt eine Finanzierung von kriegsbefürwortenden Medien, es gibt eine Machtdemonstration westlicher Länder, insbesondere Amerikas, und die meisten westeuropäischen Länder stehen dem unbewaffnet gegenüber. Robert Fico hat dagegen gekämpft, deshalb stecken Kugeln in ihm drin, und wir haben hier ein Verteidigungssystem aufgebaut, weil wir schon erlebt haben, wie es bei der Migration funktioniert. Der Grund, warum Ungarn im Moment und hoffentlich noch lange Zeit allen Arten von Kriegsdruck standhalten kann, ist, dass wir ein Verteidigungssystem gegen solche Versuche der USA und Brüssels, Druck anzuwenden, aufgebaut haben. Ich habe einen großen Teil meiner Arbeit damit verbracht, dieses Verteidigungssystem zu organisieren. Warum haben wir das getan? Weil wir, als die Migration begann, sahen, dass wir unter Druck gesetzt wurden, Migranten ins Land zu lassen. Ich stelle fest, dass die Linke damals sagte, dies sei ein Pseudo-Problem. Nun, dieses „Pseudo-Problem“ hat in Westeuropa Tausende von Menschen in Form von Terrorismus getötet. Und wir sind die einzigen Glücklichen, die Recht hatten und niemanden nach Ungarn gelassen haben. Aber ich konnte damals schon sehen, dass hier ein System am Werk war, in dem man versuchte, uns – damals zu Merkels Zeiten – zu zwingen, Migranten nach Ungarn zu lassen. Jedes Mittel wurde eingesetzt, und ich weiß, wer die NROs, die Medien und die Politiker waren, die die Stimme und die Interessen des westeuropäischen und amerikanischen Einflusses in Ungarn vertraten. Und dann haben wir ein System aufgebaut, das ständig von der Linken angegriffen wird, obwohl es das wichtigste Selbstverteidigungssystem der ungarischen Demokratie ist; von den Geheimdiensten über den juristischen Grenzschutz bis hin zur Stärkung unserer Kommunikationsmöglichkeiten und damit der Verteidigung gegen Desinformation. Wir haben hier doch ein System, dessen Herzstück natürlich eine sehr starke, stabile Regierungsmehrheit ist. Denn die Eingriffe in die Souveränität der Länder sind vor allem deshalb möglich, weil es in Westeuropa Koalitionsregierungen gibt, und die können gespalten werden. Teile und herrsche! Das ist keine so neue Regel, man kann also in die unterschiedliche Interessenwelt der verschiedenen politischen Akteure eindringen. Das ist jetzt in Ungarn nicht der Fall; ein vereintes Lager, eine gemeinsame Fahne, wir sind vom Volk ermächtigt worden und wir können die Unabhängigkeit des Landes verteidigen. Deshalb sage ich, dass es auch bei dieser Europawahl das Wichtigste ist, dass wir die Bemühungen der Regierung zur Verteidigung der ungarischen Souveränität verstärken können und nicht zulassen, dass Ungarn in einen Krieg hineingedrängt wird. Das Interview von Robert Fico – ich wiederhole es – sollte sich jeder Ungar ansehen.

Ist dies nötig, damit Ungarn dem Krieg fernbleiben kann? Denn Sie sagten ja in Geszt, bei der Einweihung des Tisza-Schlosses über den Zeitraum vor dem Ersten Weltkrieg, dass wir an ein Reich gekettet waren, das die Frage von Krieg und Frieden für sich behielt. Auch wenn wir nicht Mitglied eines Imperiums sind, so sind wir doch Mitglied von zwei Bündnissystemen, der NATO und der Europäischen Union, deren Führung Sie oft als kriegsbefürwortend bezeichnet haben.

Das ist die schwierigste Frage. Ich sehe jetzt, dass wir gelernt haben, dem Druck aus der Europäischen Union, aus Brüssel, zu widerstehen. Ich sehe also, dass selbst finanzielle Erpressung zu keinen Ergebnissen geführt hat. Ungarn versteht es, seine Unabhängigkeit gegen die imperialen Ambitionen zu verteidigen, die Brüssel zweifellos in der Europäischen Union hegt. Die NATO ist eine schwierigere Angelegenheit. Nun wird es auch einen NATO-Gipfel geben, und auch der NATO-Generalsekretär wird nach den Wahlen hierherkommen. Meiner Meinung nach muss sich Ungarn auf jeden Fall aus dem heraushalten, was die NATO als „Ukraine-Mission der NATO” bezeichnet. Wenn wir auch nur den kleinen Finger hinstrecken, selbst wenn wir nur in der Planungsphase dabei sind, werden wir hineingesogen. Denn wenn dann die NATO ihre militärische Mission in der Ukraine wirklich startet, wird das Kommando über das ungarische Hoheitsgebiet und die Leitung der ungarischen Militäreinheiten, die der NATO für ihre Beteiligung angeboten wurden, von der nationalen Zuständigkeit auf den NATO-Befehlshaber übertragen. Wenn dies geschieht, haben wir einen sehr wichtigen Teil unserer Souveränität verloren, oder wir werden einen wichtigen Teil unserer Souveränität aufgegeben haben, und von da an werden wir nicht mehr in der Lage sein, ungarische Truppen aus dem Krieg herauszuhalten. Der Punkt, an dem wir dies tun müssen, um uns aus allen NATO-Aktionen zurückzuziehen, die ein Engagement in der Ukraine vorbereiten, ist sehr nahe. Wir müssen dies noch mit dem derzeitigen Generalsekretär und dem zukünftigen designierten Generalsekretär, dem zukünftigen Generalsekretär, besprechen. Wir müssen das politisch akzeptieren lassen, und es muss klargestellt werden, dass Ungarn das Recht hat, sich an den NATO-Vertrag zu halten, dem wir beigetreten sind, der die NATO als Verteidigungsbündnis definiert, und niemand kann uns zwingen, an Militäraktionen außerhalb des Territoriums der NATO-Mitgliedsstaaten teilzunehmen, und man kann uns auch nicht zwingen, dazu Geld beizusteuern, denn die NATO verlangt jetzt von ihren Mitgliedsstaaten eine jährliche Summe von 40 Milliarden Dollar, die ich bisher nicht genehmigt habe.

Welche Bedeutung hat das Mandat oder die Unterstützung, die die Regierung beispielsweise bei den Wahlen am kommenden Sonntag erhalten wird, für diese Verhandlungen?

Sehen Sie, ich und die Mitglieder der Regierung, wenn sie ihr Amt antreten, wenn sie dieses Amt übernehmen, legen sie einen Eid ab. Dieser Eid ist ein Eid auf die ungarische Verfassung und auf die Bewahrung der ungarischen Souveränität und Unabhängigkeit. Daran müssen wir uns halten. Auch wenn wir international unter Druck gesetzt werden, müssen wir bis zum Ende zu unserem Schwur stehen. Deshalb wird die ungarische Regierung unabhängig vom Wahlergebnis – das für diesen Sonntag erwartet wird – so lange zum Frieden stehen, wie sie kann. Die Frage ist nur, wie lange sie das kann. Und wie lange wir durchhalten können, hängt vom Ausgang der Wahl am kommenden Sonntag ab. Wenn wir bestätigt werden, können wir leichter und länger durchhalten. Wenn wir nicht bestätigt werden, werden wir auch dann das tun, was unsere Pflicht ist, und dann werden wir sehen, wie lange wir durchhalten können, aber auch wir müssen auftanken, auch wir brauchen Waffen – in Anführungszeichen, politische Werkzeuge, mit denen wir die friedensorientierte ungarische Politik auf der internationalen Bühne vertreten können. Dahinter sind aber die Wähler der Goldstandard. Wenn unsere Worte und Taten nicht durch ausreichendes Gold gedeckt sind, dann könnten wir als schwach angesehen werden. Und sich aus dem Krieg herauszuhalten, ist eine Frage der Stärke. Man braucht jetzt keine Stärke, um an einem Krieg teilzunehmen. Dies ist am einfachsten, man muss nur mit dem Strom mitschwimmen, so wie das Rudel geht, so musst auch du gehen. Das ist einfach. Sich dem entgegenzustellen und sich herauszuhalten, nun, das ist schwer, dazu braucht man wirklich Kraft. Im Ersten Weltkrieg, unter Herrn Ministerpräsident István Tisza, und im Zweiten, unter Herrn Reichsverweser Miklós Horthy, fehlte die Kraft, nicht der Wille, nun, auch sie wollten sich heraushalten, aber sie hatten nicht die Kraft dazu. Der Unterschied zwischen diesen beiden Perioden und heute ist, dass jetzt die Frage nicht ist, wie lange der ungarische Ministerpräsident durchhält, sondern was die Menschen tatsächlich sagen. Denn jetzt wird die Frage von Krieg und Frieden nicht mehr durch die Führenden am Verhandlungstisch entschieden, obwohl auch das kein unwesentlicher Moment sein wird, sondern im Grunde eine klare und freie Entscheidung der Menschen, die sagen können, ob sie es wollen oder nicht. Und das ist gut für uns, für die Ungarn, und für diejenigen, die sich dem Krieg fernbleiben wollen, ist die Ermächtigung durch den Willen des Volkes das stärkste Instrument. Deshalb gibt es einen direkten Zusammenhang zwischen dem Wahlergebnis vom Sonntag, der Stärke der Regierung und der Entscheidung, sich aus dem Krieg herauszuhalten.

In den letzten Wochen sind hier viele historische Parallelen gezogen worden. Wir haben noch nicht über die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg in dem Sinne gesprochen, dass von der Zeit des Ausgleichs bis zu dieser Zeit ein erstaunlicher wirtschaftlicher Aufschwung in Ungarn herrschte, der durch den Krieg entzweigebrochen wurde. Was hätte Ungarn nun durch einen Krieg zu verlieren?

Wir haben schon viel verloren. Die Menschen sind sich vielleicht weniger bewusst, dass sie den Krieg finanzieren, ohne davon zu wissen, aber so ist es nun einmal. Die Preise in den Geschäften sind jetzt keine Friedenspreise, sie pflegen nicht so auszusehen. Das sind Kriegspreise! Wir zahlen einen Kriegsaufpreis, denn wenn der Krieg beginnt, steigen die Zinsen für die Kredite, die die Unternehmen brauchen, um arbeiten zu können, die Energiepreise steigen, vor allem, wenn wir das Problem mit einem schlechten, völlig fehlgeleiteten Sanktionsregime verschärfen, wie es Brüssel getan hat. Die Energiepreise steigen, die Transportkosten steigen, die Sicherheitskosten für den Betrieb eines Unternehmens steigen, und alle, die Unternehmer sind, die Kapital verwalten, die Investitionen verwalten, sagen, dass dies nicht die Zeit für Entwicklung ist, und sie werden vorsichtig. Das führt insgesamt dazu, dass die Preise für alles steigen und das Leben teurer wird. Denn die Wirtschaft funktioniert nicht so, wie sie sollte. Also schon jetzt, obwohl wir uns außerhalb dieser ganzen Kriegspsychose befinden, sind wir Teil der internationalen Wirtschaft und zahlen daher die Kosten des Krieges über die Preise. Hinzu kommt noch das Problem, dass wir ständig Beträge in die Kassen der Europäischen Union einzahlen müssen, die Brüssel dann von dort an die Ukraine weiterleitet. Ich wehre mich am häufigsten dagegen, dass sie nicht das uns zustehende Geld der Europäischen Union in die Ukraine schicken, sondern dass, wenn sie schon Geld dorthin schicken wollen, dann sollten wir dies auf faire Weise nicht aus dem Geld der Ungarn, sondern aus dem Geld aller tun, bzw. sollte jeder einen gesonderten Betrag für diesen Zweck beisteuern. Und dann ist da noch die Forderung der NATO, dass wir uns zu einer jährlichen Summe von 40 Milliarden Dollar verpflichten sollen, und da die Aussicht auf einen Krieg unvorhersehbar ist, stellt sich das Geld, das heute genug zu sein scheint, morgen früh immer als zu wenig heraus, und dann noch mehr und noch mehr… Er ist ein Moloch, er frisst alles auf, der Krieg frisst alles auf. Das ist die bekannte psychologische Situation. Wir hätten nicht in den Krieg eintreten sollen, wir haben es getan, wir haben dadurch bereits Opfer gebracht, finanzielle, wirtschaftliche und auch menschliche Opfer. Sich jetzt aus dem Krieg zurückzuziehen, würde bedeuten, dass diese Opfer sinnlos waren. Nun, das können die Kriegsbefürworter nicht zugeben! Es kommt also nicht in Frage, auf dem Weg stehenzubleiben. Sie werfen immer wieder neues Geld, neue Ressourcen hinter dem Geld her, das bereits verloren ist. Das ist eben die Ursache des Krieges. Auf der einen Seite gibt es die Spekulanten, die sich dumm und dämlich verdienen, allen voran George Soros und Konsorten, und auf der anderen Seite die Regierungen, die in ihrem eigenen Interesse politische Argumente dafür liefern, dass wenn wir schon so viel in den Krieg investiert haben, dann sollten wir das, was wir bisher investiert haben, nicht verfallen lassen, sondern noch mehr reinstecken! Und das hat nie ein Ende, bzw. das Ende ist dort, wo Millionen von Menschen sterben. Das war also die Logik aller Kriege, aber nicht nur in der Neuzeit, sondern so war es auch im Mittelalter und in der Antike. Es ist ein altes Sprichwort in der gesamten Militärliteratur und in den militärgeschichtlichen Arbeiten, dass ein sich lange hinziehender Krieg noch keinem Land gutgetan hat, nicht einmal den Siegern. Das ist ein ehernes Gesetz, das auch heute noch gültig ist.

Lassen Sie uns über eine weitere Nachricht sprechen, eine der wichtigsten Nachrichten des gestrigen Tages: Die Regierung hat die Gesellschaft, die den Budapester Flughafen betreibt, Budapest Airport zurückgekauft. Damit ist eine lange Reihe von Verhandlungen zu Ende gegangen. Welche Bedeutung hat die Tatsache, dass der Flughafen wieder in ungarischem, mehrheitlich ungarischem, mehrheitlich staatlichem Besitz ist?

Dies hat auch eine etwas abstraktere strategische Bedeutung. Schließlich herrscht Krieg, da ist es besser, den Flughafen von Vornherein unter unserer direkten Kontrolle zu haben, den einzigen ernstzunehmenden internationalen Flughafen im Lande. Andererseits ist er fast ein Monopol, also von solch einem gibt es nicht noch einen. Natürlich haben wir kleinere Flughäfen, aber die sind nicht mit dem Flughafen Ferenc Liszt zu vergleichen. Wir haben also einen Vermögenswert zurückgewonnen, von dem es nur einen gibt, und was es nur einmal gibt, darf niemals an jemand anderen weitergegeben werden, sondern muss immer behalten werden. Drittens ist die Nachricht auch deshalb gut, weil ich Ihnen gratulieren kann: Ihr Vermögen hat sich vermehrt, und jemand hier hat ausgerechnet, dass Sie etwa hunderttausend Forint mehr haben als vorgestern, weil der Flughafen ungarisches Staatseigentum geworden ist. Unser Plan ist es, seinen Wert schnell zu steigern, und der Wert des auf Sie entfallenden Vermögens oder der Anteil des Vermögens in Ihrem Namen wird ebenfalls steigen. Wir haben ja Franzosen gekauft, im Englischen würde man es vielleicht ‘Wintschi’ oder im Französischen ‘Wensi’ aussprechen, dieses Unternehmen, Vinci, das einer der größten oder vielleicht der größte Flughafenbetreiber der Welt ist. Ich mache mir keine Illusionen, ich glaube nicht, dass der Staat in der Wirtschaft besonders gut abschneiden kann. Natürlich gibt es Wirtschaftssegmente, in denen die Sicherheit wichtiger ist als die Rentabilität und die wirtschaftlichen Ergebnisse, wo es vielleicht einen Platz für staatliche Kontrolle gibt, vielleicht im Energiesektor, aber es gibt eine begrenzte Anzahl dieser Bereiche. Gut ist es, wenn der Staat nicht wirtschaftet, sondern wenn auch das Eigentum vorhanden ist, was wichtig ist, er dann Profis einbezieht, die sich mit diesen Dingen auskennen, keine staatlichen Bürokraten und von hier und da eingesammelte Manager sollten ein riesiges Vermögen verwalten, sondern jemanden, der zu den Besten der Welt gehört. Das ist bei diesen Franzosen der Fall. Wir haben noch den Plan, später auch Kataris einzubeziehen, aber wir wollen die Mehrheit unbedingt behalten. Also herzlichen Glückwunsch zu Ihrem Besitzzuwachs!

In der letzten halben Stunde habe ich Ministerpräsident Viktor Orbán auch über den Krieg zwischen Russland und der Ukraine, die Bedeutung der Wahlen und den Rückkauf des Flughafens befragt.

FOLLOW
SHARE

More news