Guten Morgen!
Sehr geehrte Herren Präsidenten!
Ich begrüße die Herren Präsidenten, den Generalsekretär, die Herren Minister und die Delegationsmitglieder. Ich begrüße Sie zum informellen Gipfeltreffen der Organisation der Turkstaaten. Ich begrüße unseren amtierenden Vorsitzenden, Herrn Präsident Dschaparow, Herrn Präsident Erdoğan, Herrn Präsident Tokajew, Herrn Präsident Alijew, Herrn Präsident Mirziyoyev und unseren Generalsekretär, Herrn Präsident Omuralijew! Es ist mir eine Ehre, dass Sie hier in Budapest sind.
Sie sind in Budapest. Das ist der Name einer Stadt, die früher aber aus zwei Städten bestand: Buda und Pest. Buda ist ein uralter Name. Er war der Bruder von Attila, dem großen König, der Bruder des Hunnenkönigs. Der Name unserer Hauptstadt trägt also bis heute den Namen des Bruders des Hunnenkönigs. Das allein wäre schon Grund genug, uns in Budapest zu treffen. Es zeigt deutlich die tiefe historische, spirituelle und kulturelle Verbindung, die Ungarn zu einem Teil der Organisation der Turkstaaten macht. Es ist uns eine Ehre, zum ersten Mal Gastgeber des Gipfeltreffens der Organisation sein zu dürfen.
Meine Herren Präsidenten, wir sind vor sieben Jahren beigetreten, und wenn Sie daran zurückdenken, wie anders die Welt damals war, hätte ich nicht gedacht, dass die Bedeutung dieser Organisation so enorm zunehmen würde, wie wir es erlebt haben. Ich habe schon vor sieben Jahren gesehen, dass die Welt der türkischen Völker auf dem Vormarsch ist, aber ich hätte nicht gedacht, dass, während die türkische Welt sich entwickelt und aufsteigt, das Umfeld Ungarns, die europäische Welt, die Entwicklung der Europäischen Union sich verlangsamt und ins Stocken gerät, ja sogar in eine dramatische Lage gerät. In der Zwischenzeit ist das gemeinsame GDP der Organisation der Turkstaaten um 20 Prozent gestiegen, und der Handel zwischen unseren Ländern ist von 30 Milliarden auf 45 Milliarden Dollar gewachsen. Wenn ich also auf uns selbst schaue, sehe ich eine äußerst dynamische Region mit erfolgreichen Ländern und einer starken wirtschaftlichen Entwicklung. Freundschaft ist wichtig, deshalb sind wir mit Ihnen in dieser Organisation, aber in den letzten sieben Jahren hat sich diese Beziehung aus der Sicht Ungarns radikal aufgewertet, ja, sie hat für uns im Grunde strategische Bedeutung erlangt. Tatsächlich sind Sie es, diese Organisation, sind es Ihre Länder, die Ungarn den Rückhalt geben. Wenn Ungarn heute nur auf die Dynamik der europäischen Wirtschaft zählen könnte, wären wir in großen Schwierigkeiten. Wir brauchen auch die Entwicklungsdynamik der türkischen Welt, sonst kann sich unser Land, Ungarn, nicht im erforderlichen Tempo entwickeln. Hinzu kommt, dass wir seit drei Jahren in der Nachbarschaft eines Krieges leben, der dramatische wirtschaftliche Folgen für uns hat, die wir ohne die Zusammenarbeit mit Ihnen nicht hätten abwenden können.
Zunächst möchte ich im Namen des ungarischen Volkes den Herren Präsidenten dafür danken, dass sie in den letzten drei Jahren stets auf der Seite des Friedens standen, was nicht nur moralisch richtig ist, sondern auch unseren auf der Seite des Friedens stehenden Interessen entspricht. Besonders hervorheben möchte ich die hohe Wertschätzung der Ungarn für den türkischen Präsidenten für seine erfolgreiche Friedensmission und Vermittlung. Und ich gratuliere Ihnen, Herr Präsident, dass nach drei Jahren wieder direkte Verhandlungen zwischen Russland und der Ukraine auf dem Boden Ihres Landes stattfinden konnten.
Die Herren Präsidenten müssen wissen, dass ganz Europa und damit auch wir Ungarn aufgrund des Krieges in einer anhaltenden Energiekrise leben. Heute muss man hier in Europa drei- bis viermal so viel für Energie, Strom und Gas bezahlen wie in Amerika oder China. Deshalb kann Europa heute nicht wettbewerbsfähig sein, denn unter solchen Preisbedingungen ist es unmöglich, eine wettbewerbsfähige Wirtschaft zu betreiben. Darüber hinaus haben die verhängten Sanktionen das Entwicklungsmodell zerstört, auf dem ganz Europa aufgebaut war. Dies war auch die Grundlage für die Entwicklung Ungarns. Es sah so aus, dass wir die fortschrittliche westliche Technologie hatten, die wir mit der leicht zugänglichen Energie aus dem Osten, im Wesentlichen aus Russland, kombinieren konnten, und aus dieser Kombination entstanden eine wettbewerbsfähige Wirtschaft und ein schnelles Wachstum. Aber die Politik der Sanktionen hat dies völlig zunichte gemacht. Ich möchte die Herren Präsidenten darüber informieren, dass es hier bei uns in Europa heute keine Wirtschaftsstrategie gibt, die alte existiert nicht mehr, eine neue ist nicht entstanden. So treibt die europäische Wirtschaft – einschließlich der ungarischen – heute ohne Kompass auf stürmischer See. Die Herren Präsidenten wissen sicherlich, dass die Ukrainer die Pipeline von Russland nach Ungarn geschlossen haben, was Ungarn in eine unmögliche, ja tragische Lage gebracht hätte, wenn wir in den vergangenen Jahren keine enge Zusammenarbeit mit Ihnen aufgebaut hätten. Sie erinnern sich vielleicht, Herr Präsident Erdoğan sicherlich, an die heftigen Debatten hier im Westen darüber, ob die Gaspipeline „TurkStream“ gebaut werden darf. Die Westler haben alles getan, um den Bau zu verhindern, aber wir haben daran festgehalten und sie gebaut. Ohne dieses Leitungssystem gäbe es heute in Ungarn kein Gas und keine Energie. Deshalb möchte ich Herrn Präsident Erdoğan auch an dieser Stelle dafür danken, dass er bis zuletzt an diesem Projekt festgehalten hat, das heute unsere Nabelschnur ist, über die die ungarische Wirtschaft lebt.
Ebenso möchte ich Herrn Präsident Alijew danken, denn letztes Jahr sind die ersten Gaslieferungen aus Aserbaidschan eingetroffen. Das gab es noch nie, es war das erste Mal, und ich habe die Zusage des Präsidenten, dass wir auch in Zukunft damit rechnen können. Ich danke Präsident Alijew auch dafür, dass er den großen ungarischen Energieunternehmen Zugang zu den Öl- und Gasfeldern Aserbaidschans gewährt hat. Da wir keine eigenen Energiequellen haben, hat dies für uns eine völlig neue Dimension eröffnet, und deshalb ist es für uns eine Frage der Existenz, dass die Beziehungen zwischen Aserbaidschan und Ungarn auf strategischer Ebene bestehen.
Mein Dank gilt auch Herrn Präsident Tokajew, der die Energiegewinnung in Kasachstan unter Beteiligung ungarischer Unternehmen ermöglicht hat. Wir sind Ihnen dankbar dafür, dass Sie an diese Zusammenarbeit geglaubt haben und dass sie nach vielen Jahren nun endlich Früchte trägt. Wir danken Ihnen, Herr Präsident!
Ich begrüße das Engagement von Herrn Präsident Mirziyoyev gegenüber Ungarn, durch das wir besondere wirtschaftliche Beziehungen aufbauen konnten. Wir hoffen, dass wir, wenn in Usbekistan nukleare Kapazitäten ausgebaut werden, unser 60-jähriges Know-how in diesem Bereich einbringen können, und es ist uns gelungen, eine fantastische Dynamik in den usbekisch-ungarischen Wirtschaftsbeziehungen zu schaffen.
Und ich möchte auch Herrn Präsident Dschaparow danken, der ungarische Unternehmen eingeladen hat, sich an der Modernisierung Kirgisistans zu beteiligen. Heute Morgen haben wir die bilateralen Gespräche fortgesetzt, und ich habe den Eindruck, dass der kirgisisch-ungarische Finanzfonds erfolgreich funktioniert und wir uns an der Modernisierung Kirgisistans beteiligen können, wofür wir Herrn Präsident Dschaparow zu danken haben. Es ist sogar möglich, dass wir in Kirgisistan gemeinsam ein Wasserkraftwerk bauen werden.
Und in Usbekistan wird dank Herrn Präsident Mirziyoyev ein eigener Industriepark für ungarische Unternehmen in Betrieb genommen.
Sehr geehrte Herren Präsidenten!
Ich danke Ihnen nochmals für die Annahme meiner Einladung. Ich danke Ihnen, dass Ungarn auf Sie als Freunde zählen kann. Ich danke Ihnen, dass wir unsere bilateralen Beziehungen zu jedem einzelnen von Ihnen auf eine strategische Ebene heben konnten. Und ich danke Ihnen im Namen des ungarischen Volkes, dass Sie Ungarn ein sicheres Hinterland bieten.
Ich wünsche Ihnen allen eine erfolgreiche Beratung! Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
Und wenn Sie gestatten, würde ich gerne die Praxis fortsetzen, die ich bei früheren Treffen von Ihnen gelernt habe. In solchen Fällen muss ich dem amtierenden Präsidenten das Wort erteilen. Die amtierende Präsidentschaft wird vom Präsidenten Kirgisistans, Herrn Sadyr Dschaparow, wahrgenommen. Herr Präsident, Sie haben das Wort!