Dániel Bohár: Herr Präsident, lassen Sie uns unser Gespräch damit beginnen, dass Donald Trump in der Öffentlichkeit und weltweit als sehr impulsive Persönlichkeit bekannt ist. Wie ist Donald Trump, wenn man sich mit ihm unter vier Augen unterhält?
Er ist auch dann sehr energiegeladen, impulsiv und intuitiv. Das ist also eine großartige Erfahrung für so ein altes Schlachtross wie mich, der hier in Brüssel ständig an bürokratische Verhandlungssituationen und -stile gewöhnt ist, aus denen der französische Präsident unter den Westeuropäern meist heraussticht – Mitteleuropa ist anders, aber –, da ist für einen solchen Mensch wie mir, der es gewohnt ist, in der Welt der Brüsseler Bürokraten zu verhandeln, solch ein amerikanischer Präsident die größte Erfrischung. Und da wir Ungarn auch impulsiv sind, denken wir von uns, dass wir intellektuell auf dem neuesten Stand sind oder dass den Ungarn immer irgendwelche Ideen einfallen, deshalb liegen uns solche Partner.
Viele versuchen, ihn als einen oberflächlichen Clown darzustellen, aber das stimmt nicht.
Das versucht das linke Weltnetzwerk den Menschen weiszumachen, und darauf kann ich zwei Antworten geben. Einmal die eines Augenzeugen, der sagt, dass ich dort mit ihm verhandle, dort sitze und dass der Präsident alle Fragen bis in die für die Entscheidung notwendige Tiefe kennt, dass er in diesen Fragen eine wohlüberlegte Position einnimmt und dass seine Vorschläge bis ins letzte Detail durchdacht und in ihrer Konsequenz überprüft sind. Ich habe also noch nie eine abenteuerliche Idee, Bemerkung oder einen Vorschlag vom amerikanischen Präsidenten gehört. Das ist die eine, die Widerlegung durch den Augenzeugen. Aber es gibt noch eine andere, nämlich die Fakten, die die Linken natürlich nicht stören, aber dennoch sind es Fakten. Was der derzeitige amerikanische Präsident in zehn Monaten erreicht hat, ist beispiellos, eine weltweite Sensation! Ich kann mich an keinen amerikanischen Präsidenten erinnern, obwohl ich einige gekannt habe, der in zehn Monaten so tiefgreifende Veränderungen nicht nur im Leben Amerikas, sondern im gesamten westlichen Kulturkreis bewirken konnte. Um ehrlich zu sein, hat der Präsident natürlich für diese Möglichkeit gelitten. Nun, er konnte so schnell so große Erfolge erzielen, weil er bereits vier Jahre lang regiert hatte, ohne das zu erreichen, was er wollte, weil er durch den sogenannten Deep State, durch internationale Netzwerke, durch seine Feinde behindert wurde und er ja nun die Wahl unerwartet gewonnen hatte und ihm nicht die Tausenden von Menschen zur Verfügung standen, mit denen er bereits während seiner ersten Regierungszeit alles mit dem gleichen Elan hätte in Gang setzen können. Als er nun zurückkehrte, kehrte er in voller Montur zurück. Er wusste alles, kannte jeden, wusste alles, war vorbereitet. Ich habe viel mit ihm gesprochen, zum Beispiel über die Programme der ungarischen Regierung, was funktioniert hat, was nicht funktioniert, was gut ist, was übernommen werden kann, was brauchbar ist. Und wenn ich mir die Ergebnisse anschaue, die Ergebnisse der amerikanischen Wirtschaft, dann hat er acht Friedensverträge unter Dach und Fach gebracht. Es gab Dinge, die vollständig ihm zu verdanken waren, die ohne ihn nicht zustande gekommen wären, auch wenn er nicht persönlich und allein alles geregelt hat, aber dennoch herrscht heute an acht Krisenherden der Welt Frieden, wo es zuvor keinen gab. Gegenüber der strategisch falschen, kriegstreiberischen Politik der Europäer vertritt nur er eine Politik des Friedens, nur er hält die Hoffnung auf Frieden am Leben. Wir wären längst in einen viel tieferen Kriegskreislauf geraten, als wir es jetzt sind, wenn er die Europäer nicht regelmäßig davon abgehalten hätte und die Debatten nicht in Richtung Frieden gelenkt hätte. Oder nur im Falle Ungarns, wir Ungarn haben definitiv Beweise dafür. Die Biden-Regierung hat eine Reihe schlechter Entscheidungen gegen Ungarn getroffen. Diese wurden innerhalb von zehn Monaten vom derzeitigen amerikanischen Präsidenten rückgängig gemacht, aufgehoben, zunichte gemacht, abgeschafft. Guten Tag! Er hat die ungarisch-amerikanischen Beziehungen innerhalb weniger Monate von einer feindseligen zu einer verbündeten Beziehung umgewandelt. Und wir waren nicht die wichtigsten für ihn, sicher hat er das auch mit anderen Ländern gemacht. Wenn ich also die Ergebnisse betrachte, und Politik ist schließlich die Welt der Ergebnisse, kann ich sagen, dass ich noch keinen so erfolgreichen amerikanischen Präsidenten gesehen habe.
Bleiben wir bei der Kritik der Linken! Seit Jahren ist es ein Mantra der Linken, dass die ungarische Regierung russischen Interessen dient, Putins Marionette ist, das wissen wir. Trotzdem reisen wir gerade mit einer großen Delegation zum amerikanischen Präsidenten. Nennen wir diesen Widerspruch eine Lüge? Wie könnte man ihn auflösen?
Das ist nicht meine Aufgabe. Ich amüsiere mich darüber. Ich beobachte die Linken, wie sie leiden wie ein Hund, der zehn Welpen geworfen hat, denn bisher lautete die Geschichte, dass das, was wir tun, den russischen Interessen dient. Aber wenn wir mit den Amerikanern für dasselbe Ziel arbeiten, dann dient das vielleicht doch nicht den russischen Interessen, sondern dem allgemeinen Interesse oder den Interessen der Ungarn. Vielleicht sieht das sogar der amerikanische Präsident genauso wie wir. Deshalb ist es schwierig, uns sowohl in Moskau als auch in Washington als Trojanischen Pferd zu brandmarken. Und ich sehe, dass die liberalen Analysten und Experten darunter leiden. Das ganze Putin-Mantra gehört also der Vergangenheit an. Wenn man nach Washington reist, um zu verhandeln, ist es lächerlich, alle Anschuldigungen zu wiederholen, nach denen wir den russischen Interessen dienen würden. Das war schon bisher so, aber jetzt ist es endgültig so.
Auch energie- und wirtschaftspolitische Fragen werden zur Sprache kommen. Mich würde interessieren, wann und wie sich das im Alltag der ungarischen Bevölkerung niederschlagen wird.
Es besteht eine große Gefahr, die sich Ende November unmittelbar auswirken wird. Die Amerikaner haben Sanktionen mit einer Frist bis Ende November verhängt, die, wenn sie für Ungarn so bleiben, wie sie jetzt sind, Benzinpreise von über 1.000 Forint und einen enormen Anstieg der Lebenshaltungskosten bedeuten. Das muss verhindert werden, das ist das Wichtigste. Es gibt andere Fragen, die auf einer mehrjährigen Zeitspanne vielleicht wichtiger sind, aber hier und jetzt, im Hinblick auf unser Leben von morgen, ist dies die wichtigste Frage. Es gilt also, eine Gefahr abzuwenden. Was neben der Abwendung der Gefahr noch als Vorteil in Frage kommt, ist, dass amerikanische Investitionen kommen werden. In diesem Jahr sind bereits einige gekommen, und wenn wir uns einigen können, werden noch mehr kommen. Wir bauen eine militärische Zusammenarbeit auf, werden also die Sicherheit des Landes erhöhen, und wenn wir erfolgreich verhandeln, können wir uns auch in Fragen der friedlichen Nutzung der Kernenergie einigen und amerikanische Technologie nach Ungarn holen, was die derzeitige Effizienz und das Sicherheitsniveau erhöht.
Unsere Flugreise wird in Ungarn von sehr vielen Menschen verfolgt. Es sind Memes, Beiträge und vieles mehr entstanden, sowohl in positivem als auch in negativem Kontext. Worauf ist es zurückzuführen, dass diese Flugreise, dieses Treffen, so viel Aufmerksamkeit, so viel Medieninteresse auf sich zieht?
Wahrscheinlich spürt jeder, dass dies von Bedeutung ist. Mit den negativen Aspekten muss man sich nicht beschäftigen, denn was kann schon negativ daran sein, wenn Ungarn mit dem mächtigsten Führer der westlichen Welt, dem derzeit erfolgreichsten Politiker der westlichen Welt, als Verbündeten an den Verhandlungstisch sitzt und nach Lösungen sucht, von denen die Ungarn nur profitieren können? Was könnte daran schlecht sein? Wer also etwas Schlechtes darin sucht, muss nicht beachtet werden, denn er sucht nach einem Haar in der Suppe. Das ist nicht interessant. Wer hingegen offen oder sogar mit Spannung zusieht, tut dies, weil er spürt, dass es nach den feindseligen Beziehungen der vergangenen Jahre – denn die Biden-Administration stand Ungarn feindselig gegenüber – eine Chance gibt, dass wir zu einem Verhältnis zwischen Alliierten übergehen. Meiner Meinung nach denkt jeder Ungar, auch wenn er es nicht so formuliert, dass es im Interesse Ungarns liegt und die Aufgabe der ungarischen Regierung ist, Freunde für Ungarn zu gewinnen. Wer sind unsere Freunde? Unsere Freunde sind diejenigen, die an Ungarns Erfolg interessiert sind. Je mehr es davon gibt, desto besser. Und in den letzten Jahren haben wir solche Länder gewonnen. Dazu gehören die mitteleuropäischen Länder, die V4. Dazu gehören die Völker der türkischen Welt und Zentralasiens. Dazu gehört China. Dazu gehören die arabischen Länder, mit denen wir eine gute Zusammenarbeit aufgebaut haben. Dazu gehören die Russen. Und jetzt gehören auch die Amerikaner dazu. Gute Diplomatie ist es, wenn man alle wichtigen Akteure der Welt zu Freunden machen und in den eigenen Erfolg einbeziehen kann, sodass diese Länder den Erfolg Ungarns auch als ihren eigenen Erfolg in der Zusammenarbeit mit Ungarn sehen können und dies auch tatsächlich so ist. Ich glaube, dass die Ungarn dafür die Daumen drücken und sich dafür interessieren, ob diese Meisterleistung, dass alle bedeutenden Mächte der Welt nun durch die Amerikaner ergänzt werden, zu einem Gruppenbild führt, in dem Länder zu sehen sind, die an Ungarns Erfolg interessiert sind. Für niemanden wird Ungarn das Wichtigste sein – außer für die Ungarn selbst. Ungarn steht also nur für uns an erster Stelle, für alle anderen steht ihr eigenes Land an erster Stelle, aber während sie über die Interessen ihres eigenen Landes nachdenken, denken sie an Ungarn als einen kooperativen Partner, der ihre Interessen erfolgreich unterstützt. Das ist der Kern der Diplomatie, das ist die große Meisterleistung, deshalb nennt man es Kunst. Und wenn es gelingt, können wir tatsächlich ein vollständiges Tableau zeigen. Es wird – abgesehen von Brüssel – keine nennenswerte Gegenkraft zu den ungarischen Absichten geben, es wird kein Machtzentrum auf der Welt geben, das an einem Scheitern Ungarns interessiert ist. Brüssel muss noch gelöst werden, aber das ist eine andere Geschichte und ein anderes Interview.