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Viktor Orbáns Toast während des festlichen Mittageessens zu Ehren von Ilham Älijew, dem Präsidenten Aserbaidschans
- Speeches
- Source: Kabinettsbüro des Premierministers
Guten Tag meine sehr geehrten Damen und Herren!
Ich begrüße recht herzlich Sie alle. Die Lösung wird sein, dass wir in unserer Muttersprache reden, und dies wird ins Englische übersetzt. Länder gleicher Größe bevorzugen es, ihre Sprache auch dann zu gebrauchen, wenn sie zuvor die offiziellen Verhandlungen auf Englisch geführt haben. 2010 hatte Ungarn eine wichtige Entscheidung getroffen, wir haben uns in der Welt umgesehen, wo unsere strategischen Partner sein könnten, wo es nicht einfach nur finanzielle Interessen gibt, sondern wir auch tiefere Freundschaft finden könnten. Denn die NATO und die Europäische Union sind schöne Dinge – hinzu kommt noch, dass sie seitdem gar nicht so schön sind –, doch dachten wir 2010, wir könnten nicht auf einem Bein stehen, und damals fiel die Entscheidung, dass wir nach Aserbaidschan gehen. Und von daher datiert meine Freundschaft mit Herrn Präsidenten Älijew, den und dessen Gattin ich hier mit großem Respekt begrüße. Wir alle wissen, dass es ungarische Historiker gibt, laut deren Ansicht es während unseres langen Marsches von der Ostseite des Ural, bis wir hier im Karpatenbecken ankamen, einen Zeitraum gab, in dem wir uns irgendwo in der Gegend von Aserbaidschan aufgehalten hatten, deshalb haben wir es mit großer Freude aufgenommen, als uns Herr Präsident Älijew darin unterstützte, den Status des Beobachters im Türkischen Rat zu erhalten. Es besteht hier also eine kulturelle Verwandtschaft, die nicht so offensichtlich ist, da wir zu Christen geworden sind und sie zur muslimischen Welt gehören. Freundschaften zu schließen ist keine einfache Sache, den Ungarn fällt dies besonders schwer, denn dabei muss man ja die Fehler des anderen verzeihen. Und wir, Ungarn, haben viele Fehler. Wir müssen also Freunde finden, die uns unsere Fehler verzeihen. Es ist leicht, Freundschaft zu schließen, wenn der andere Partner vollkommen ist. Ich habe Herrn Präsidenten Älijew auch gesagt, dass er in der Person Ungarns einen nicht vollkommenen Freund bekommen kann. Doch er sagte, das sei sehr interessant, doch gibt es hier etwas, das wichtiger ist: Länder verstehen einander dann, wenn es in ihrer strategischen, ihrer geostrategischen Lage Ähnlichkeiten gibt. Und man muss kein Atomwissenschaftler sein, um dies gleich zu erkennen. Aserbaidschan grenzt im Süden an den Iran, im Norden an die Russen. Westlich von Ungarn sind die Germanen und östlich die Russen, wir kennen diese Situation also und wissen, wie schwierig es ist, unter solchen Bedingungen das Leben einer Nation gut zu managen. Das hat viel bei unserer Freundschaft geholfen: Wir verstehen uns auch seitdem in der Außenpolitik. Ich habe in den vergangenen zehn und einigen Jahren sehr viel von Herrn Präsidenten Älijew darüber gelernt, wie man in einem komplizierten Umfeld ein Land gut führen muss. Leider habe ich nicht alles von ihm lernen können, da wir eher zu der radikalen Seite gehören und er zu den gemäßigtesten Politikern gehört. Ich müsste von ihm lernen, wie man auch auf moderate Weise Ergebnisse im internationalen Raum erreichen kann. Also, Herr Präsident, wir sind Ihnen dankbar für die vergangenen zehn und einige Jahre. Wir sind nicht Energiefreunde Aserbaidschans, von denen es in letzter Zeit viele gibt, wir stehen auf der Grundlage der Kultur und der gemeinsamen Vergangenheit, und wir schätzen jene Möglichkeiten sehr hoch, die sie uns angeboten haben. Sie haben erlaubt, dass wir in die aserbaidschanische Ölindustrie investieren, was eine der größten, wenn nicht die größte unserer ausländischen Investitionen ist, und es besteht die Chance, dass wenn wir uns richtig verhalten, dann werden wir auch in Zukunft Möglichkeiten besitzen.
Herr Präsident!
Wir danken Ihnen für Ihren Besuch! Ihrer werten Gattin sind wir besonders dankbar dafür, dass sie uns besucht hat, und wir ein Ehepaar empfangen durften. Das ist heute in der westlichen Politik überhaupt nicht mehr gewöhnlich und ich weiß auch über das Beispiel des Ehepaars Älijew, dass wenn jemand ein Land auf gute Weise führen will, dann muss er über eine schöne, vollkommene Familie verfügen, denn wer nicht in der Lage ist, zu Hause ein entsprechendes Umfeld zu schaffen, wie könnte er dies für ein ganzes Volk tun? Also empfangen wir heute nicht einfach nur das an der Spitze von Aserbaidschan stehende Ehepaar, sondern auch das Haupt einer das ungarische Herz wahrlich erwärmenden Familie.
Gott schütze Aserbaidschan!