Meine Damen und Herren! Sehr geehrter Herr Präsident!
Am heutigen Tag führte ich das vierzehnte Mal eine Unterredung mit dem Präsidenten Russlands. Die besondere Bedeutung dieses Treffens liegt darin, dass es in einer Zeit des Krieges stattfand, in einem Moment, in dem Europa den Frieden dringend braucht. Der Frieden ist das Wichtigste für Europa. Der ungarische Ratsvorsitz betrachtet die nächsten sechs Monate, die in dieser Zeit zu leistende Arbeit als eine Friedensmission. Ich habe dem Herrn Präsidenten gesagt, dass die außergewöhnliche Entwicklung Europas in den letzten Jahrzehnten auf dem Frieden beruhte, aber nun leben wir in Europa seit zweieinhalb Jahren im Schatten des Krieges, und das bereitet Europa große Schwierigkeiten. Wir fühlen uns nicht in Sicherheit, wir sehen Bilder der Zerstörung und des Leids, und dieser Krieg äußert sich nun auch in einem Zusammenbruch der wirtschaftlichen Entwicklung und in einem Rückgang unserer Wettbewerbsfähigkeit. Kurzum, ich habe dem Herrn Präsidenten gesagt, dass Europa Frieden braucht. Was wir in den letzten zweieinhalb Jahren gelernt haben, ist, dass wir den Frieden nicht ohne Dialog und diplomatische Kanäle erreichen können. Denn Frieden kommt nicht von selbst, er muss geschaffen werden, er muss erarbeitet werden. Ich habe mit dem Herrn Präsidenten über die Modalitäten gesprochen, wie dies geschehen kann, und ich wollte herausfinden, wo der kürzeste Weg zum Frieden liegt. Ich wollte die persönlichen Ansichten des Herrn Präsidenten zu drei Fragen hören und habe sie auch gehört. Was hält er von den vorgelegten Friedensplänen und dem Format der Friedensverhandlungen? Was denkt er über das Verhältnis zwischen Waffenstillstand und Friedensverhandlungen, ist ein Waffenstillstand früher als Friedensverhandlungen möglich? Und ich war neugierig auf die Ansichten des Herrn Präsidenten über das europäische Sicherheitssystem der Nachkriegszeit. Ich danke dem Herrn Präsidenten für das offene und freimütige Gespräch.
Meine Damen und Herren!
In den letzten zweieinhalb Jahren sind jene immer weniger geworden und heute gibt es kaum noch welche, die mit allen, mit allen Kriegsparteien reden können. Ungarn ist einer der ganz wenigen. Deshalb war ich diese Woche in Kiew und deshalb bin ich jetzt hier in Moskau. Ich habe gesehen, dass die Positionen weit auseinander liegen, dass viele Schritte notwendig sind, um den Krieg zu beenden und Frieden zu schaffen, aber hinsichtlich der Wiederherstellung des Dialogs und des Gesprächs ist der erste wichtige Schritt heute getan worden, und ich werde diese Arbeit fortsetzen.
Ich danke Ihnen!