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Viktor Orbáns Interview für den Fernsehsender RTL Info

Chantal Monet: Was halten Sie von dieser ganzen europäischen Bewegung?

Meinen Sie die Landwirtschaft?

Ja.

Zunächst einmal ist es ein europäischer Fehler, die Stimmen der Menschen nicht ernst zu nehmen. Das ist die Nummer eins. Das gilt nicht nur für die Landwirte, sondern auch für die einfachen Leute. Sie werden von den Regierenden nicht ernst genommen. Das ist das Problem Nummer eins. Wir können über Migration, Krieg oder die Ukraine sprechen, über alles. Wissen Sie, die Stimme der Menschen auf der Straße wird von den Regierenden nicht ernst genommen. Das ist ein Demokratiedefizit. Das ist das Problem Nummer eins.

Wessen Schuld ist das?

Das der Regierenden, wissen Sie, denn das Volk hat immer Recht.

Auch die Ihre?

Ich tue alles, was in meiner Macht steht. Der zweite Punkt ist, dass die Landwirtschaft als wichtiges Element der europäischen Wirtschaft nicht ausreichend respektiert wird. Sehr viele Länder und die Mehrheit hier in Brüssel – auch wenn sie im Übrigen zusammen mit den Polen dagegen sind – führen Regelungen ein, die für die Landwirte nicht gut sind. Das erschwert ihnen das Leben und bringt ihnen viele Verluste. Deshalb versuchen sie, ihre Interessen zu vertreten. Sie kämpfen also erstens für die Demokratie und zweitens für ihre eigenen Interessen. Und der dritte Punkt ist die Herausforderung der Ukraine. Die Herausforderung der Ukraine ist ein sehr wichtiges Thema. Diejenigen, die hier in Brüssel, in Frankreich oder in Spanien leben, verstehen nicht genau, wie gefährlich es ist, aber wir leben in der Nachbarschaft der Ukraine. Und ukrainische Agrarprodukte kommen gerade jetzt nach Europa. Es sind also die europäischen Länder, die zuerst unter dem unlauteren Wettbewerb leiden – denn die Vorschriften für die Ukrainer sind viel weniger streng als für unsere Landwirte – wir leiden also zuerst. Die Polen, die Slowaken, die Ungarn und so weiter. Aber früher oder später wird diese Bedrohung, diese Gefahr, dieser Schaden auch das Innere Europas erreichen, hier in Brüssel, in Frankreich, in Spanien. Wir müssen sie also aufhalten. Die Europäische Kommission sollte daher die Interessen der europäischen Landwirte gegenüber der Ukraine vertreten, und nicht die Interessen der ukrainischen Landwirte gegenüber den europäischen Landwirten. Das ist das Problem.

Wird dies die Einfuhr ukrainischer Produkte stoppen?

Wir müssen dies unbedingt aufhalten. Wir müssen es stoppen. Denn die Bedingungen für den Ackerbau und die Landwirtschaft sind nicht die gleichen. So ist die Regelung in der Ukraine sehr niedrig. In Europa sind die Schwellen sehr hoch, was für die Landwirte eine Menge Kosten bedeutet. Das ist einfach kein fairer Wettbewerb.

Was können die Verantwortlichen also morgen tun? Was sollten die führenden Politiker tun?

Sie sollten nach Hause gehen und hier in Brüssel eine neue Führung einsetzen. Wir brauchen also einen kompletten Wechsel hier in Brüssel. Bis dahin werden diese Führungskräfte niemals gute Entscheidungen für die Landwirte treffen.

Sie meinen also Charles Michel, Ursula von der Leyen?

Nein, nein… Sie alle. Also ich denke, wir brauchen eine neue Elite. Wir brauchen ein neues Parlament. Wir brauchen neue führende Politiker. Nach den Europawahlen im Juni.

Auch Sie müssen also gehen?

Wenn das ungarische Volk so entscheidet, dann ja. Es wird also im Juni Europawahlen geben. Wir brauchen also ein neues Europäisches Parlament. Dann werden wir auch neue Führungskräfte für den Europäischen Rat und die Europäische Kommission wählen. Wir müssen also neue Führungspersönlichkeiten finden, die das Volk wirklich vertreten. Das ist der einzige Ausweg, wenn ich das so sagen darf. Ich danke Ihnen sehr!

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